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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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schwach.
    »Geht es dir nicht gut? Du siehst sehr blass aus«, stellte ein Kunde besorgt fest, als ich nackt auf dem Bett liegen blieb, obwohl er längst fertig war. Ich zitterte am ganzen Körper.
    »Ich glaube, ich kriege eine Erkältung«, flüsterte ich und versuchte aufzustehen.
    Wie sich herausstellte, war er Arzt. »Zwar Urologe, aber Medizin habe ich trotzdem studiert«, sagte er, während er meinen Rachen begutachtete. »Ich denke, du hast eine Halsentzündung. Du musst Antibiotika nehmen und dich schonen, sonst wird es noch schlimmer.«
    Ich bedankte mich für den Rat und verabschiedete mich von ihm. Danach ging ich in die Küche und saß dort bibbernd in eine Decke eingewickelt, bis Laura mich davon überzeugen konnte, schlafen zu gehen. Sie bezog mir ein Bett mit frischer, weißer Wäsche in einem Zimmer, das für den Kundenverkehr gesperrt wurde, so dass ich in Ruhe liegen konnte. Natascha kochte mir Hühnerbrühe und trieballe möglichen Medikamente auf, darunter auch dubiose russische Pillen, die ich vorsichtshalber nicht schluckte. Obwohl ich zu kraftlos war, um mich groß zu bedanken, fand ich es rührend, was die beiden für mich taten. Immerhin kannten wir uns erst ein paar Tage.
    »Ruf deinen Mann an und sag ihm, dass er dich mit dem Auto abholen soll«, sagte Natascha. »Du bist zu schwach, um alleine mit dem Zug zu fahren, und krank im Puff zu bleiben ist auch keine Lösung.«
    »Ladja hat kein Auto«, flüsterte ich.
    Mit vierzig Grad Fieber stieg ich am nächsten Morgen in den Zug und döste vor mich hin, bis ich in Berlin war. Der überfüllte Bahnhof Zoo erschien mir im Fieberwahn wie eine fantastische Vision. Mit letzter Kraft lief ich zu Ladja, der mit einem Blumenstrauß in der Hand auf mich wartete.
    »Willkommen in Berlin«, rief er fröhlich. Ich war erleichtert und glücklich.
    Als ich nach einer Woche Bettruhe in die »Oase« zurückkehrte, wurde ich wie eine Rückkehrerin von einer Weltreise empfangen. Die Mädchen hatten sogar Kuchen und Sekt gekauft, um unser Wiedersehen zu feiern. Überrascht und vor Freude überwältigt, verbrachte ich den ganzen Nachmittag damit, Details aus Freiburg zu erzählen, obwohl nichts Erwähnenswertes passiert war. »Ach, Männer sind überall gleich, ob hier oder in Süddeutschland«, sagte ich am Ende und holte die Skip-Bo-Karten raus. Im Hintergrund lief Modern Talking, Jana kochte Nudeln mit Shrimps und ich fühlte mich wieder zu Hause.
    Anja bekam ihr Baby, einen Jungen, am elften Juli. Nach der Abendschicht besuchten alle Mädchen der »Oase« sie im Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin alberten wir herum und erzählten uns mit der Freude frischgebackener TantenWitze. Nur Celina saß alleine in der Straßenbahn und starrte aus dem Fenster, als sei sie in Gedanken ganz woanders. Als wir vor der Klinik ausstiegen, zog sie mich zur Seite und wir blieben an der Haltestelle stehen, während die anderen Richtung Klinik liefen. Sie zündete sich eine Zigarette an und nahm drei tiefe Züge, bevor sie anfing zu reden.
    »Harry hat Schluss gemacht«, sagte sie tonlos. »Er meint, er kann mein Doppelleben nicht weiter ertragen, er möchte nicht das fünfte Rad am Wagen sein. Er hatte vor, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, und wollte, dass auch ich mich von Oliver trenne. Aber das kann ich einfach nicht. Er ist der Vater meiner Kinder und immer für mich da gewesen, in guten wie in schlechten Zeiten.«
    Das Leben erschien mir in diesem Moment ziemlich kompliziert und ich beneidete den kleinen Tim, der gerade zwei Tage alt war und nichts im Kopf hatte, außer an Anjas Brust zu nuckeln, danach ein Bäuerchen zu lassen und dann wieder einzuschlummern.
    Anja sah müde aus, hatte tiefe Augenringe und redete wenig.
    »Und?«, fragte Jana. »Entbinden ist, als würde man versuchen, ein Sofa auszukacken, oder?«
    Alle lachten wegen dieser drastischen Darstellung. »Eher einen Kleiderschrank«, seufzte Anja.
    Als ich nach draußen ging, um eine Zigarette zu rauchen, folgte mir Celina. Mir war klar, dass sie über Harry reden wollte, und ich fand es komisch, wie manche Freundschaften so plötzlich entstehen, nicht, weil man viel gemeinsam hat, sondern weil man eine Erfahrung teilt.
    »Er fehlt mir so«, sagte sie, als wir im Flur standen. »Ich habe immer gedacht, dass ich mit Olli glücklich bin, und jetzt ertappe ich mich dabei, wie ich auf der Couch neben ihm sitze, Fernsehen schaue und an Harry denke.«
    »Das kenne ich.«
    »Ich habe Dessous gekauft und mich

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