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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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Player. Ich genoss es diesmal richtig, durch das Fenster die Städte im Eiltempo vorbeirauschen zu sehen, und stellte mir vor, wie es wäre, da oder dort zu leben. In Erfurt stieg ein junger Mann ein, ein Arzt, der gerade an einem Kongress teilgenommen hatte, und wir plauderten miteinander, bis der Zug in München eintraf, wo ich Richtung Rosenheim umsteigen musste.
    Rosenheim war nicht groß und sah aus wie jede andere deutsche Kleinstadt. Ich lief die Bahnhofstraße entlang und fand das, was ich erwartet hatte: rechts die Post, links eine Apotheke, ein paar Meter weiter die unvermeidlichen Drogerie- und Supermarktfilialen. Irgendwann kam ich zu einem Platz, der von Altbauten im Rokoko-Stil umgeben war, in der Mitte plätscherte ein Brunnen.
    Außer mir war weit und breit niemand zu sehen. Nachfünf Minuten gelangte ich zu der Hausnummer, wo sich der Puff befinden sollte, doch ich sah nur ein Gebäude mit weißer Fassade, auf der ein großes hölzernes Kreuz prangte. Ich schaute auf den Stadtplan, den ich mir in Berlin ausgedruckt hatte, doch ich stand tatsächlich am richtigen Ort. Ein bisschen verwirrt lief ich ein paar Meter weiter und betrat eine kleine Weinstube, in der noch Licht brannte. Hinter der Theke stand ein junger Mann, der mich überrascht anschaute, als ich mit meinem Koffer hereinkam.
    »Ich suche einen Laden, der ›Mond‹ heißt, eine Art Nachtclub«, flüsterte ich ihm zu und versuchte, dabei nicht zu erröten. Auf seinem Gesicht deutete sich ein Lächeln an.
    »Ah, du meinst den Puff«, sagte er mit starkem bayerischem Akzent. »Hier nebenan, kann man nicht verfehlen.« Er zeigte durchs Fenster auf das Haus, vor dem ich eben gestanden hatte. Ich schaute ihn perplex an.
    »Lass dich nicht vom Kreuz stören, dort haben früher Nonnen gewohnt«, erklärte er, als sei dies das Normalste der Welt, und wischte dabei einen kleinen Tisch am Eingang.
    Ich bedankte mich, lief zurück zu besagtem Kloster und musste ein wenig lächeln: Du wirst mal Nonne, hatte meine Großmutter immer gesagt, weil ich mit siebzehn noch keinen Freund gehabt hatte …
    Ein Mann mit zerzausten grauen Haaren öffnete auf mein Klingeln die Tür. Er trug Nachthemd und Badelatschen und ließ mich ein.
    »Kennst du Evelyn?«, fragte er mit einem undefinierbaren osteuropäischen Akzent, während ich meine Jacke auszog und meinen Koffer in die Küche trug.
    »Nur vom Telefon«, erklärte ich.
    »Hoffentlich triffst du sie nie in deinem Leben wirklich – verrückt ist gar kein Ausdruck für diese Frau. Die ist echt reif für die Nervenklinik.«
    Ich hakte nicht nach und ließ mich auf einen Stuhl in der Küche fallen, da ich von der Fahrt ziemlich erschöpft war.
    Im Laufe des Abends lernte ich die ganze Besatzung kennen. Die meisten Frauen hier waren Russinnen, Polinnen oder Tschechinnen, insgesamt zehn an der Zahl. Die einzige Deutsche hieß Julia, doch alle nannten sie »Rosenrot«, weil sie ihre Lippen immer auffällig rot schminkte, dabei unglaublich blass war und pechschwarze Haare hatte.
    Schon in den ersten Minuten kriegte ich mit, wie viel Mühe es kostete, Ordnung in diesem Laden zu halten. Es gab immer einen Grund für Auseinandersetzungen, meistens ging es um Kleinigkeiten: Mal setzte sich eine Frau auf einen Stuhl, wo eine andere schon gesessen hatte, mal wechselte jemand die CD in der Stereoanlage und alle anderen fanden die Musik scheiße. Besonders gerne keilten sich die Polinnen mit den Russinnen oder mit den Tschechinnen und umgekehrt, und jede hielt natürlich zu ihren Landsleuten. Meistens flogen nur Worte, zuweilen aber auch Schuhe oder Bücher, wenn alle zu viel getrunken hatten.
    Kolja – so hieß der Geschäftsführer – lehnte sich in diesen Fällen meist gegen den Türrahmen und beobachtete das Geschehen, als handele es sich um ein Formel- 1 -Rennen. Mehr als auf das Thema der jeweiligen Streitereien achtete er dabei auf die Brüste, die in den Push-up- BH s oder in Corsagen ein gequetscht waren und besonders stark schaukelten, wenn die Mädchen aufgeregt durch den Raum rannten. »Ach, Mädels, keine Aufregung, das Leben ist schön«, sagte er dann nur und lächelte. Niemand beachtete ihn sonderlich.
    Schon am ersten Abend bekam ich Kopfschmerzen von dem ganzen Geschrei und versuchte ständig, zu schlichten. »Sind wir hier im Kindergarten oder wie? Können wir es nicht schaffen, ohne Zickereien vernünftig miteinander umzugehen?«, rief ich irgendwann genervt. Ich staunte nichtwenig über meinen Mut,

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