Fucking Berlin
Sachen anhaben, während ihr mich verwöhnt. Geht das?«, fragte er leise und wurde dabei ganz rot. Wir nickten. Ich musste ihm dabei helfen, die Sachen anzuziehen, zuvor schnitt er noch rasch ein Loch in die Strumpfhose, so dass sein Schwanz herausschauen konnte. Er vögelte Emilia und kam nach etwa zehn Minuten. Ich schaute die ganze Zeit zu und tat so, als ob ich mich selbst befriedigen würde. Als er sich erschöpft aus dem Bett hob und im Badezimmer verschwand, machte er einen glücklichen Eindruck.
Plötzlich hörten wir, wie im Erdgeschoss eine Tür zugeknallt wurde und kurz darauf ein Radio anging.
»Seine Frau«, zischte Emilia panisch und suchte hastig nach ihrer linken Socke, die verschwunden schien.
»Nein, der Taxifahrer sagt, dass er Single ist«, beruhigte ich sie.
»Keine Sorge, das ist nur meine Oma. Sie ist schwerhörig und kommt nie hier rauf«, beruhigte uns Mark, der gerade aus dem Bad zurückkehrte. Mir würde übel, denn ich glaubte plötzlich zu wissen, woher der BH stammte.
Um das Haus zu verlassen, mussten wir zwangsläufig an der Küche vorbei, in der sich die alte Dame befand. Wir huschten so schnell wie möglich durch, trotzdem drehte sich die Frau einen Augenblick lang um. Sie saß am Tisch, genau auf dem Stuhl, auf dem ich zuvor Platz genommen hatte, kaute langsam an einem Stück Kuchen und summte ein Lied vor sich ihn. Als sie uns bemerkte, starrte sie uns kurz an, wobei ich mir nicht sicher war, ob sie uns wirklich wahrnahm – vielleicht schaute sie auch schon in die Unendlichkeit. Sie drehte den Kopf wieder weg und aß weiter, als sei nichts gewesen. Behutsam schlossen wir die Tür hinter uns.
Zwei Tage später verließ ich Rosenheim wieder. Kurz bevor das Taxi kam, das mich zum Bahnhof bringen sollte, überreichte mir Rosenrot ein Geschenk von den ganzen Frauen. Als ich das bunte Papier aufriss, fand ich zwei Strampler und eine Babymütze mit zwei Ohren. Obwohl ich mich nach Berlin sehnte, fand ich es in dem Moment fast schade, dass ich nie wieder nach Rosenheim zurückkehren würde. Ich umarmte alle Mädchen nacheinander, dann nahm ich meine Reisetasche und ging zur Tür. Das Taxi wartete schon.
Kurz nach meiner Rückkehr zogen Ladja und ich um, wir wohnten nun im Prenzlauer Berg. Die neue Wohnung war für mich wie ein Neuanfang.
Noch in derselben Woche gingen Ladja und ich wieder zu dem Arbeitsamt, wo man uns drei Jahre zuvor schon einmal abgewimmelt hatte; inzwischen nannte es sich »Job Center«. Diesmal gerieten wir an einen Mann. Er blätterte seelenruhig die Unterlagen durch, zwischendurch nahm er immer mal wieder einen Schluck aus seinem Kaffeebecher.
»Ja, also …«, fing er gemütlich an, als würde er ein langweiliges Fußballspiel kommentieren. »Es ist alles da, außer …« Er machte eine bedeutungsvolle Pause und kratzte sich am Kopf.
»Außer?«, fragte ich, während ich an meinen Fingernägeln knabberte.
»Wovon haben Sie denn bisher gelebt?«, fragte er seufzend. »Ich kann das hier nicht nachvollziehen.« Er blätterte noch mal alle Papiere durch.
»Können Sie auch nicht. Ich habe als Hure gearbeitet«, sagte ich kurz und knapp.
Er hob die Augenbrauen, flüsterte ein »oh«, ließ dem ein »hmmm« folgen und schaute verlegen in die Unterlagen. Schließlich reichte er mir ein Formular, in das ich eintragen musste, dass ich, wie es amtlich hieß, der Prostitution nachgegangen war, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und dass dies wegen der Schwangerschaft nicht mehr möglich sei. Überhaupt, so bekräftigte ich schriftlich, wollte ich nun zusammen mit meinem Ehemann und meinem Kind ein menschenwürdiges Leben beginnen und mein Studium zu Ende bringen.
Der Sachbearbeiter tippte seelenruhig alle Angaben in seinen Rechner, kopierte sich einige Dokumente und vermerkte hier und dort etwas. Weder Ladja noch ich wagten es, ein Wort zu sagen oder gar eine Frage zu stellen.
»So, das war es. Sie hören demnächst von uns, beziehungsweise Sie bekommen Post. Sie müssen mit drei bisvier Wochen Bearbeitungszeit rechnen«, erklärte er schließlich mit einem neutralen Beamtenlächeln.
»Immerhin, sie haben uns nicht rausgeschmissen. Und von der Ausländerbehörde haben sie auch nicht geredet«, sagte ich erleichert, als wir zu Hause waren.
»Es wird schon«, meinte Ladja und küsste mich auf die Wange. »Wir sind auf dem richtigen Weg.«
Trotz der Tatsache, dass wir wahrscheinlich Sozialleistungen bekommen würden, war mir klar, dass ich mir einen
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