Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
sind gelangweilt, gehen aus und treffen mich. Einen einsamen Wolf. Einen streunenden Löwen. Ein Abenteuer. Es ist von vorneherein klar, dass sie ihren Freund nicht verlassen werden und die Sicherheit der Beziehung, des Zusammenlebens und das Gefühl, den anderen zu kennen, nicht aufgeben werden. Man hat sich zusammengerauft und lebt den Kompromiss. Sie brauchen diese Sicherheit. Das Sichgeborgenfühlen. Das Beschütztsein.
Nein, sie wollen aber auch keinen schnellen und dreckigen Sex. Sie wollen Gefühl. Zärtlichkeit. Sie suchen das Sinnliche. Sie wollen einen Lover. Einen, der das macht, was ihre Männer noch vor fünf Jahren gemacht haben. Einen, der sie liebt und ihnen genau das zeigt. Einen, der ihnen tief in die Augen schaut, während sie Sex mit ihm haben. Einen, der sich um sie kümmert und dem es nicht nur darum geht, dass er Spaß hat und irgendwann kommt, während er vielleicht noch an seine Kollegin, die mit dem kurzen Rock und den High Heels, denkt. Sie vermissen dieses Gefühl, die Aufmerksamkeit des anderen. Wo ist sie geblieben, die Leidenschaft? Irgendwann haben die Schmetterlinge beschlossen davonzufliegen, und sie haben sie mitgenommen, die Leidenschaft. Sie ist verloren gegangen zwischen dem gemeinsamen Morgenkaffee und dem Film vorm Schlafengehen.
Ich glaube nicht, dass sie sich für den Abend fertigmacht und denkt, dass sie heute einen Typen abschleppt. Der Freund ist unterwegs. Endlich hat sie mal Zeit, alleine auszugehen. Heute lässt sie es krachen. Morgen wird sie lange im Bett liegen. Später nimmt sie ein Bad und ist faul. Es ist Freitag, und sie steht an einer Bar. Sie redet mit Fremden, und auf einmal steht sie vor einem, der anders schaut. Sein Lächeln ist irgendwie besonders. Dann kommt ihr der Gedanke, dass sie heute ja eigentlich alleine ist. Aber ihre Freunde sind dabei. Was sollen die von ihr denken? Sie ist in einer Beziehung. Sie ist eine von den Guten. Kein Luder. Lieber noch einen Drink nehmen und den Gedanken verwerfen.
Was dann passiert, verstehe ich bis heute nicht. Ich weiß nur, wie es endet. Man fährt zusammen in einen anderen Klub, tanzt und verliert sich. Langsam wandern die Hände über den Köper des anderen und erforschen ihn, und auf einmal steigt man zusammen in ein Taxi. Oft kommt es gar nicht mehr zu der Frage »Zu dir oder zu mir?« Sie gibt dem Fahrer gleich ihre Adresse, bevor sie sich erschöpft auf die Rückbank und an meine Schulter gleiten lässt. Ich ziehe sie noch weiter an mich heran. Sie schaut mir in die Augen, und wir küssen uns. Kurz kommt mir der Gedanke, dass sie einem anderem gehört, aber ich habe keine Lust, jetzt über Moral und Anstand nachzudenken. Ja, ich weiß, es ist egoistisch. Wo ist der Respekt? Sorry, ich kann einfach nicht anders. Sie ist so schön. Hat so eine süße Stimme und riecht so gut. Ich bin gespannt, wie sie im Bett ist. Heute ist sie meine. Nur für eine Nacht, dann kannst du sie wiederhaben. Irgendwie ist es auch deine Schuld. Du hast sie vernachlässigt. Ich mach jetzt nur deinen Job. Wärst du aufmerksamer und nicht so oberflächlich, dann würde das erst gar nicht passieren. Ja, ja, ich weiß, dass es nach so vielen Jahren des Zusammenlebens schwer ist, am Ball zu bleiben.
Am nächsten Tag wachen wir nebeneinander auf. Erst hatten wir eine leidenschaftliche Nacht, dann haben wir noch einen Joint geraucht und geredet. Es ist alles gesagt. Die Fronten sind geklärt. Wir wissen, wo wir stehen. Es ist befreiend. Eine besondere Art der Ehrlichkeit. Wer weiß, ob wir uns jemals wiedersehen. Vielleicht werde ich ihr Lover. Vielleicht gehen wir uns in Zukunft aus dem Weg. Aber wir sind ehrlich zueinander. Wir müssen uns nicht gegenseitig anlügen, nur damit wir die Beziehung am Leben erhalten. Wir müssen uns nicht um uns kümmern. Es war nur eine Nacht.
Wir müssen nicht, doch wir wollen es. Gerade deswegen, weil diese Beziehung so ehrlich und frei ist. Sie liegt an meiner Schulter, und ich drücke sie ganz fest. Sie mag diese Geborgenheit. In den Armen eines starken Mannes zu liegen. Erschöpft von der letzten Nacht mit Musik, dem Tanzen, dem vielen Alkohol und dem Sex. Kurz denke ich darüber nach, wie es wäre, wenn wir zusammenfänden. Was, wenn sie ihn nun verließe und für immer zu mir käme? Ich fühle sie. Ich mag sie. Liebe ich sie? Ich könnte sie lieben. Ich habe dieses Gefühl im Herzen, aber ich unterdrücke es, denn es darf nicht sein. Doch, wie wäre es? Eine offene Beziehung? Sie könnte auch gerne
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