Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
. Vielleicht sehe ich sie irgendwann wieder. In Moskau, in Paris oder sonst wo auf der Welt.
Kalte Dusche
Es ist zwanzig Jahre her, dass der Kommunismus und die Sowjets gegen den Kapitalismus verloren haben. Seitdem hat Russland eine Menge erlebt und gelitten. Natürlich hat sich das Land weiterentwickelt. Es beansprucht heute ganz selbstverständlich immer noch (s)einen Supermachtstatus in unserer modernen Welt. Russland ist das größte Land der Erde ist und im Besitz von einigen Atomsprengköpfen. Ach ja, dann wären da noch Öl und Gas. Die Supermacht Russland. Ein Riesenland mit einer Fläche von rund 17,1 Millionen Quadratkilometern, bewohnt von gerade mal gut 140 Millionen Menschen. Tendenz sinkend. Das sind nicht einmal doppelt so viele Einwohner, wie sie Deutschland hat, und trotzdem ist dieses Land so unglaublich groß. Letztens bin ich nach Wladiwostok geflogen, und wir waren von Moskau aus achteinhalb Stunden unterwegs. Gott sei Dank in der Businessklasse. Dort in der Nähe von Korea hört Russland aber nicht auf. Es zieht sich noch viel weiter nach Osten in die Regionen Kamchatka und Chukotka, die an Alaska grenzen. Man trifft sie alle in Moskau. Die Eskimos aus Chukotka oder die Frauen mit den knochig markanten Gesichtern aus Kamchatka. Natürlich auch die Asiaten aus Mittelasien. Russland ist gigantisch groß. Aber Supermacht? Wenn ich den Russen bei ihrer patriotischen Selbstbeweihräucherung lausche, und das passiert oft, muss ich mir jedes Mal das Grinsen verkneifen, denn es gibt auch sehr viel Absurdes im Land der Bären und des Wodkas.
Moskau unterliegt dem Kontinentalklima. Je nachdem, aus welcher Himmelsrichtung der Wind bläst, ist es feuchtkalt oder trocken warm. Doch die Russen haben selbst einen Weg gefunden, das Wetter zu kontrollieren. Sehr zum Leidwesen der Leute, die in den Vororten Moskaus leben. Bei hohen Staatsbesuchen oder wichtigen Feiertagen wird, vor den Toren der Stadt, Silberjodid in die Wolken gesprüht. Das ist, laut Greenpeace, unbedenklich für die Umwelt, aber sehr teuer. Die Chemikalie bringt die Wolken vor Ort zum Abregnen und bindet die Feuchtigkeit in der Luft, woraufhin sich die Wolken auflösen. Während wir in Moskau an diesen Tagen strahlend blauen Himmel haben, gibt es Dauerregen in den Vororten. Das alleine ist schon absurd genug, aber vor ein paar Jahren kam der Bürgermeister Moskaus auf die Idee, diese Methode einzusetzen, um die Stadt vor dem alljährlichen Schneechaos zu bewahren. Er stellte eine einfache Rechnung auf: Was kostet es, die Wolken mit Silberjodid zu besprühen? Und was kostet der Winterdienst? Dabei kam er zu dem Schluss, dass die Stadt enorm spart, wenn es im Winter keinen Schnee mehr in Moskau gibt. Die Bürgermeister der Vororte waren natürlich nicht sehr glücklich über diese Methode, denn so würden sie den ganzen Schnee abbekommen. Doch gesagt, getan. Die kleinen Propeller-Maschinen flogen Tag und Nacht, und der Winterdienst wurde nach Hause geschickt. Anfangs klappte die Methode wunderbar, doch nach vier Wochen Sonnenschein ohne Niederschlag fragte ich mich, wie es denn um die arme Vegetation in der Stadt bestellt sei. Zudem wurde es in der Stadt noch staubiger als ohnehin schon. Dann kam der erste Wintersturm, und man konnte den Wolken nicht mehr Herr werden. Es gab einfach nicht genug Flieger. Die Stadt versank im Schnee, und der Winterdienst war zu Hause. Nach ein paar Tagen türmten sich der Schnee an manchen Stellen zwei Meter hoch, und wir sollten noch den ganzen Winter über Probleme haben, obwohl die Flieger am Boden blieben und der Winterdienst zurückbeordert wurde.
Es ist Mitte April. Der lange Winter ist endlich vorbei, und draußen scheint die Sonne. Der Moskauer Frühling dauert nicht lange, und der Unterschied zwischen Winter und Sommer könnte schneller und größer nicht sein. Anfang April schneit es in der Regel noch. Der Himmel ist grau, und die Temperaturen liegen oft unter null, sodass der Schnee sogar liegen bleibt. Dann schwingt das Wetter plötzlich um, die Mädels stehen von einem Tag auf den anderen plötzlich in ultrakurzen Röcken auf der Straße, und man kann bis spät in die Nacht im T-Shirt spazieren gehen. Plötzlich leben die Moskauer draußen. Nach der Arbeit sitzt man im Park oder an der U-Bahn-Station. Man trinkt, redet und lacht. Die Menschen, die letzte Woche noch mit versteinerter Mine durch die Gegend gelaufen sind, grinsen einen plötzlich an. Das winterliche Grau weicht bunten Farben. Es
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