Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
der Couch und pennt. Die anderen trinken und hören fiesen Techno.
»Wo warst du?«, fragt einer meiner Mitbewohner. »Wo ist Natascha?«
»Noch im Klub«, murre ich. »Die blöde Kuh hat mir erst alle Chancen auf einen Bettwärmer versaut und mich dann sitzen lassen.«
Die anderen lachen und schieben mir einen Joint rüber. Ich ziehe ein paarmal, dann wird mir schwindelig. Zu viel Alkohol und Hasch vertragen sich nicht. Gut drauf bin ich ohnehin nicht mehr, also ab ins Bett. Ich wanke den Korridor entlang zu meinem Zimmer. Dort falle ich müde in mein Bett und schlafe sofort ein, trotz der vielen Wodka Red Bull.
Als ich aufwache, liegt ein Mädchen neben mir im Bett. Sie schiebt gerade ihre Hand unter meine Shorts. Erst denke ich, dass ich träume, doch dann kommt langsam Klarheit in meinen Kopf, zusammen mit fürchterlichen Kopfschmerzen. »Die Long Island Ice Teas«, denke ich, als Nataschas Gesicht unter der Bettdecke auftaucht. Was? Wie? Bin ich auf einem Trip? Die hat mich doch sitzen lassen. Ich bin kurz verwirrt, doch dann kommt die Wut zurück.
»Los«, befehle ich. »Zieh dich an, und verschwinde! Ich habe keine Lust auf dich.«
Sie meckert, aber ich drehe mich nur auf die andere Seite und versuche, wieder einzuschlafen. In meinem Kopf spielen die Einstürzenden Neubauten ein Konzert mit Pressluft- und Vorschlaghammer.
Es ist gegen vier, als ich aufwache. Mein Bett ist leer. Gut. Vielleicht habe ich das alles nur geträumt. Ich habe wahnsinnigen Durst, und mein Schädel brummt immer noch kräftig. Jede Bewegung schmerzt. Warum habe ich es mir gestern schon wieder so gegeben? Ich wollte doch früher nach Hause. Ach ja, da war die Geschichte mit Olga. Und danach war ich heiß gelaufen und wollte mir einen Ersatz suchen. Na ja, jetzt erst mal einen Schluck Wasser. Ich taste nach meiner Wasserflasche, doch greife ins Leere. Argggh. Da war doch gestern noch mein Sprudel. Verdammt! Ich fluche und raffe mich auf.
In der Küche treffe ich meinen italienischen Mitbewohner Luca, und dort steht auch meine Flasche Wasser. Sie ist leer. Die Küche sieht übel aus.
»Sag mal«, frage ich. »War Natascha vorhin hier?«
»Ja«, meint Luca. »Die hat mich angerufen und kam dann zur Afterparty zu uns nach Hause.«
»Wann?«, frage ich.
»Es muss wohl zwölf gewesen sein. Mann o Mann, die zwanzigjährigen Mädels … Sie ist doch zu dir ins Zimmer«, meint Luca. »Aber dann kam sie eine Viertelstunde später wieder. Sie hat gegrinst und hatte eine Wasserflasche in der Hand. Dann hat sie jedem Wasser angeboten.«
»Ja, das war meine. Das hat sie mit Absicht gemacht«, sage ich, während ich mir einen Tee mache. »Sie wusste, dass ich heute Nachmittag mit einem fiesen Hangover aufwache und Wasser brauche. Sie wollte mich bestrafen, weil ich sie rausgeschmissen habe.«
Luca schüttelt den Kopf. »Na ja, passt schon«, sage ich. »Glaube, ich hab mich gestern auch nicht ganz korrekt verhalten. Vielleicht habe ich es verdient.« Dann frage ich mich, was wohl aus Olga und ihrem Freund geworden ist. Egal, jetzt brauche ich erst mal eine Aspirin.
Bandits
Russland bietet derzeit viele Chancen. Die Wirtschaft wächst, und der Mittelstand entwickelt sich schnell. Doch Chancen gibt es nur für Leute mit der richtigen Ausbildung oder den Verbindungen zu den Seilschaften, die das Land regieren. Als einfaches Mädchen, vor allem vom Land, bleibt man häufig chancenlos.
Lena ist 30 und Koreanerin. Sie wurde im kommunistischen Nordkorea geboren, ihre Eltern wanderten kurz danach in die Sowjetunion aus. Lena ist in einer kleinen Stadt im Süden Russlands am Meer aufgewachsen. Sie liebt das Meer, sagt sie und lächelt. Zu Hause gab es keine Jobs, und so zog Lena, wie so viele, nach Moskau, um Arbeit und Wohlstand zu finden.
Sie arbeitete erst als Sekretärin, doch das Leben in Moskau ist teuer. Freundinnen von ihr sind »Bandits«, so nennen sich die Prostituierten selbst, und führten sie in den Nebenjob ein. Später hat Lena ihren Job verloren und ist voll in die Prostitution eingestiegen. Sie tingelt jede Nacht durch die Klubs auf der Suche nach Männern, die für Sex bezahlen.
Alleine in Moskau gibt es geschätzte 150 000 Prostituierte. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch viel höher. Das Leben hier ist teuer, und selbst wenn die Mädchen in den neuen Mittelklasse-Jobs genug für ihren Unterhalt verdienen, ist der Zugang zur neuen Luxuswelt der Nachtklubs, Restaurants, Boutiquen und Nobelkaufhäuser Moskaus für sie
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