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Fuego, Andréa de

Fuego, Andréa de

Titel: Fuego, Andréa de Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschwister des Wassers
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machte auf, und die Lebendigkeit des umgeräumten Zimmers sprang ihm ins Auge.

41. Kapitel
    ANTÔNIO TAT DEN ganzen Tag nichts anderes, als die Lampe an- und wieder auszuschalten, zu beobachten, wie sie war und nicht mehr war.
    »Willst du das den ganzen Tag lang machen?«, brummte Maria mit Onofre auf dem Arm.
    »Sie ist ein Stern im Haus, genau das ist sie.«
    »Ich brauche Feuerholz.«
    »Nico hat gesagt, er bringt es mit, wenn er von Geraldo wiederkommt.«
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Geraldina bereits ihre Autonomie und ihren Verstand wiedererlangt. Noch immer in der Lampe, hörte sie den Namen des Sohnes und erzitterte bei der Nennung ihrer Brut. Sie war um die Glühspirale gewickelt und breitete sich nun langsam aus, durchdrang das feine Glas der Glühlampe. Sie mischte sich unter die Luft, ohne je von jemandem im Wohnzimmer eingeatmet zu werden. Substanzen unterscheiden sich durch Zahlen, sie war gerade, die Luft ungerade. Die Lungen erkennen das.
    Frei schwebend wie ein Rochen, der sich im Sand tarnen möchte, ließ sie sich langsam auf den kalten Zementfußboden herab. Der Temperaturschock brachte sie zurück zu Antônios Füßen.
    Neben der Baumstammkirsche lag ein Stück alter Stamm, die Bank, auf der Antônio die kleinen Früchte kostete und seinen Hut damit füllte. Seine Hände und die Hemdleiste verfärbten sich vom Fruchtsaft, die Baumstammkirschen explodierten wie Feuerwerkskörper in Antônios Mund.
    Während er sich selbst versüßte, ruhte Geraldina freundschaftlich zwischen den Kügelchen des Baumstamms. Maria beschwerte sich bei Nico über den Baum. Seit er Früchte trug, saß Antônio darunter, fehlte ihr im Haus.
    Nico, dessen Augen die Größe und Farbe der Früchte hatten, kehrte allmählich zu seiner früheren Fröhlichkeit zurück. Weder Geraldo noch Timóteo fragten ihn, wo er gewesen sei. Sie glaubten, er sei auf der anderen Seite des Tals gewesen, von wo man, wenn überhaupt, verändert wiederkehrt. Maria sprach nicht über den Kaffeefilter, Antônio verhielt sich ebenfalls diskret. Als Nico von Tizica zu seinen Augen befragt wurde, antwortete er, dass er es nicht wisse.
    »Das war das Schöne an dir, mein Junge.«
    »Und so gefällt es Ihnen nicht?«
    »Ich vermisse diese vollen Augen, jetzt bist du zum Neumond geworden.«
    Nico selbst fehlte auch die Farbe, die er zwar nie gesehen, über die anderen jedoch gespürt hatte. Er hatte das Blau in der Freude der Menschen gesehen, die ihn ansprachen, gegen die Klarheit kommt keiner an. Mit den dunklen Augen saugte Nico sein Gegenüber auf, die Düsternis der Menschen, die ihn ansahen, belastete ihn.

42. Kapitel
    LANGE SCHON WOLLTEN die französischen Nonnen die Serra Morena besuchen, und insbesondere jetzt, da Antônio dort wohnte. Tizica, die das Haus seit der Errichtung des Wasserkraftwerks nicht gesehen hatte, kam auf die Idee, ihnen Sahnekekse zu bringen.
    Die drei nahmen die Kutsche, ein Bediensteter aus der Klosterschule führte die Pferde. Die Französinnen hielten sich Taschentücher vors Gesicht, Parfümduft rundum. Tizica nahm den Geruch der beiden wahr, sie saß in der Mitte, betäubt vom Patschuli.
    Am Tor zum Grundstück wurde Maria auf das Geräusch aufmerksam, das nur zu ihnen hoch kommen konnte, denn sonst gab es keine Fahrwege. Maria atmete tief durch, als sie die drei erkannte. Ihr Herz klopfte heftig, sie dachte an schreckliche Nachrichten, Todesfälle, Überschwemmungen, etwas, das zu Ende ging. Sie vermutete Böses, das, wenn nicht von den alten Frauen selbst, so von der Nachricht käme, die sie überbrachten.
    Die drei stiegen aus, noch ehe das Tor geöffnet wurde. Wangen wurden geküsst, und Tizica erklärte sogleich, es sei ein unbeschwerter Besuch. Antônio las gerade, das Sieb auf den kurzen Schenkeln, im Wohnzimmer Bohnen aus, seine dicken Finger trennten die prallen Bohnen von den zarten. Er erblickte Cecille und Marie, stand auf, legte das Sieb auf dem Sofa ab und zog den Hut.
    »Hallo, mein Kind«, entfuhr es Marie.
    »Kommen Sie herein, ich mache Kaffee«, bot Antônio sich an.
    Die drei betraten hintereinander die Küche. Sie setzten sich nebeneinander auf die Bank, das durchs Fenster fallende Licht fuhr wie ein Kamm durch ihre feinen, mit Haarspangen hochgesteckten Haare, bei allen dreien. Maria holte die Kinder aus dem Schlafzimmer, zum Vorzeigen. Onofre und Anésia wollten auf dem Boden herumkrabbeln und strampelten auf dem Schoß der Alten. Onofre wollte Anésias Hand, jedes Kind auf einem anderen

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