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Fuego, Andréa de

Fuego, Andréa de

Titel: Fuego, Andréa de Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschwister des Wassers
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informierte persönlich die französischen Nonnen über Nicos Verschwinden, die sofort eine Abendandacht einläuteten. In der Stadt sprachen die Leute aus der Serra Morena auf dem Marktplatz darüber.
    »Und wenn er auf die andere Seite des Tals gegangen ist?«
    »Das würde Nico niemals wagen, jetzt, wo Maria ein Baby gekriegt hat.«
    »Genau dann hauen die Männer ab, wisst ihr noch, damals der Otacílio? Der ist während der Geburt abgehauen, kam nie wieder.«
    »Oder Antônio ist gewachsen und zum Mann geworden und hat sich Maria geschnappt.«
    »Zwerge wachsen doch nicht.«
    »Irgendwann wächst er sicher noch, ganz plötzlich.«
    »Bestimmt ist Antônio gewachsen, hat Nico umgebracht und die Kinder für sich behalten, die Kinder sind bestimmt beide von ihm.«
    »Gut möglich.«
    Maria sorgte sanft für Anésia und Onofre. Mit ruhiger Hand wechselte sie ihnen die Kleider und die gelblichen warmen Windeln. Geduldig wusch sie die Windeln aus und hängte sie über die Leine in die desinfizierende Sonne. Jeder bekam das Seine, Anésia die rechte, Onofre die linke Brust. Milch wurde eingesaugt wie mit Saugnäpfen, kräftig die kleinen Münder.
    Antônio kümmerte sich um den Abwasch, ohne an der Kaffeekanne zu rühren, in die Nico den Kaffee gefiltert hatte. Onofre schlief, Anésia machte Bäuerchen. Auf der Anhöhe zeichnete der gelbliche Flaum über dem Maisfeld Kreise, die sich von innen nach außen ausbreiteten, eine flauschige Spirale. Hennen flatterten mit den Flügeln, um dem Hund zu entkommen, die Küken rundlich, faul. Das Schwein lag kurzatmig im Schweinestall, die Hitze, der Luftdruck, Regen stand bevor.
    Marias Mutter brachte Vorräte, Timóteo Medizin von Tizica, Arzneien für Frauen während der Niederkunft und danach.
    »Sprich mit ihm, Maria.«
    »Wie denn?«
    »Schau in die Kanne und frag, wann er wiederkommt.«
    »Antônio!«
    »Lass gut sein, ich frag ihn später.«
    Als Antônio das Geschirr gewaschen und auf einem Hocker stehend abgetrocknet hatte, verließ er die Küche und ging zum Gatter, von wo aus das Wasser des Staudamms, ohne den Rahmen des Fensters, größer wirkte. Maria trat an den Rand des Spülbeckens, der Stofffilter war bräunlich verfärbt vom Koffein, das trockene Pulver krümelig. Sie füllte Wasser in den Kessel, ließ es aufkochen. Dann nahm sie die siedende Flüssigkeit und goss den heißen Strahl ein. Mit dem Dampf stieg wie an einem Faden, der eine Marionette zusammenhält, ein Ton auf. Duft breitete sich nicht aus, nur ein Laut. Sie goss Wasser nach und glaubte, unter dem Filter Nicos Stimme zu hören, verzerrt und schwach. Daraufhin legte sie, um besser hören zu können, ihr Ohr an den Rand der Kaffeekanne, wie an eine Muschel aus dem Meer.
    Der Regen kam, kühlte den Boden, den Kaffee, Marias Füße. Antônio kehrte mit tropfendem Hut vom Gatter zurück, sie saß mit gesenkten Lidern da, der Rock zerknittert, die Hände unter den Schenkeln.
    »Was ist los, Maria?«
    »Ich bin schwanger, mir ist gerade schwindlig geworden wie bei den Zwillingen.«

37. Kapitel
    DER MORGEN WAR kühl wegen des nächtlichen Regens, Antônio wunderte sich, dass Maria nicht aus dem Schlafzimmer kam. Er schob den Vorhang an der Tür zur Seite und sah sie reglos daliegen, die Decke bis zu den Knien, die Kinder auf dem Rücken, wild strampelnd.
    »Maria?«
    Sie antwortete nicht, und er ging im Garten Gemüse ernten, bald würde Marias Mutter zu ihrem allmonatlichen Besuch kommen. Er selbst würde den Reis zubereiten, die Bohnen, die gebratenen Koteletts und den grünen Salat mit Tomaten.
    Maria hatte sich auch früher schon so verhalten, sich ganz zurückgezogen. Ohne sich zu rühren, ohne zu antworten, wenn man sie rief. Diesmal gab es einen Grund: Nico. Wo steckte er?
    Antônio ging in die Scheune, um Maiskolben für den Herd zu holen. Er stieg die Leiter hoch, schob den Riegel zurück, öffnete die große Holztür. Und da lag Nico auf dem Stroh, schlummernd, die Beine von sich gestreckt, den Hut über dem Gesicht.
    »Maria? Nico ist wieder da, er liegt in der Scheune.«
    Sie ließ die Kleinen zwischen den Kissen liegen und lief voraus, schnell, keuchend.
    »Wo warst du?«
    »Ich habe geschlafen«, antwortete Nico, setzte sich auf und trat langsam aus dem Schuppen, den Kopf musste er senken wegen des Lichts.
    »Was ist mit deinen Augen passiert?«
    »Was soll damit sein?«
    »Sie sind dunkel geworden.«
    Maria ging zurück ins Haus, wandte sich aber noch einmal um.
    »Warst du auf der anderen

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