Fuego, Andréa de
da steigt eine Blase auf.«
Die drei Alten drückten sich an den Holzherd. In dem Topf stiegen drei Blasen auf, es war Geraldina, die heftig auf die hohe Temperatur reagierte und kreiste, als befände sie sich mittendrin in einem Hula-Hoop-Reifen. Luft macht Blasen.
43. Kapitel
GERALDO SCHICKTE TIMÓTEO los, Eneido zu suchen, der seit dem Bau des Wasserkraftwerks verschwunden war. Tizica rief ihm in Erinnerung, dass Eneido einer der Arbeiter war, die Geraldina gekannt hatten, dass sie ihn gerngehabt, dass Geraldos Vater ihn geachtet hatte. Tizica sprach auch von dem Versuch, Antônio zurück in die Klosterschule zu bringen. Geraldo hatte dazu keine Meinung, es war ihm so egal wie die Existenz des Zwergs. Tizica redete wie ein Wasserfall, als sie aus der Serra Morena wiederkam. Sie musste an die ehemaligen Nachbarn denken, an die Toten, die Lebenden, an ihr eigenes Grab.
»Wenn ich mal tot bin, dann leg mich zu deiner Mutter oder wirf mich in …«
»Bring mir schnell ein Glas Wasser und ruf Timóteu, ich muss ihm was auftragen.«
Der Junge packte eine Garnitur Wechselwäsche, einen halben Kuchen und eine Flasche mit Kaffee in seinen Beutel.
»Du überquerst das Gebirge, gehst auf die andere Seite und bringst mir Eneido. Nico erzählt zwar nichts, aber dort steckt der Halunke.«
»Warum geht dann nicht Nico, wenn er den Weg schon kennt?«
»Er kann sich wieder verlaufen, und du verläufst dich nicht, weil du ängstlich bist. Außerdem ist Nico seitdem verwirrt, wie soll er da Eneido zurückbringen? Er hat früher schon nicht viel gesagt, aber jetzt hört man seine Stimme gar nicht mehr.«
»Ich wette, er war doch in der Kaffeekanne.«
Sie lachten. Tizica hörte zu und erinnerte sich an die Milch, die gekocht hatte, ohne überzulaufen.
Am Morgen machte Timóteu sich auf den Weg. Er gelangte an den Fuß der Serra Morena, stieg hoch, kam am Gatter zu Nicos Grundstück vorbei und ritt weiter. Oben angelangt, sah er zu seinen Füßen die kleine Stadt, weit weg. Den Turm der neuen Kirche, Geraldos großes Haus. Nun gab es keinen Weg mehr, nur noch einen kleinen Trampelpfad. Er musste weiter, die Büsche schrammten die Haut des Pferdes.
Mit dem Buschmesser schlug er die trockenen Äste ab, nichts sollte seine Hosen oder die Lederhaut des Pferdes verletzen. Die Stadt verschwand in seinem Rücken, er stieg abwärts. Das Kreuz gerade, der Pferderücken gebeugt. Er kam vom Weg ab und hoffte auf irgendein Zeichen.
Der Wald wurde immer dichter, das wenige Licht fiel konzentrierter auf den Boden, auf die dicken Wurzeln und die Samen der Bäume, die keine Blüten trugen. Das Pferd blieb stehen, ohne dass er dies befohlen hatte, Timóteo stieg ab. Er ging drei Schritte, entfernte ein paar Zweige und entdeckte eine Lichtung, aber eine Lichtung in der Luft. Er stand am Rand eines Abgrunds. Er legte sich auf den Boden und sah nach unten. Das Gewicht des Körpers auf die Erde gepresst, hätte ihn fast der Mut verlassen. Da erblickte er den Weg. Die Lichtung ging über in einen dicht bewaldeten, steilen Wasserfall. Er erkannte, dass er, wenn er ihn umrundete, an seinen Grund gelangen und dann das Tal durchqueren konnte.
Er umrundete ihn rückwärts. Unten am Wasserfall angekommen, ritt er weiter über Steine, die nun weniger spitz waren, band das Pferd an einen Baumstamm und trat hinter den weißen Vorhang aus eisigem Wasser. Hier waren die Tropfen weniger dick, feine Spritzer benetzten seine Armhärchen. An einem Stein entdeckte er eine runde Öffnung, er stützte sich ab und stieg mit Kopf, Armen und Beinen hinein. Je weiter er vordrang, umso breiter wurde der Einstieg. Er führte in ein geräumiges, hohes Gewölbe, der Wasserfall gehörte bereits der Vergangenheit an. Vor ihm saß, mit wirrem Haar und Terrakottahaut, Eneido.
Fasziniert von der Besonderheit des Ortes, hatte Timóteo zunächst keinen Sinn für Eneido. Das gleißende Licht kam von der Sonne, die frontal auf die Öffnung fiel, und die Höhle endete an einem Abgrund, welcher wiederum die Wand des nächsten Tals bildete. Die andere Seite des Tals war ein weiteres Tal.
44. Kapitel
NICO ERFUHR, DASS Timóteo Eneido suchen gegangen war. Tizica erzählte es ihm, erstaunt über Geraldos Interesse, bestimmt hatte er ein Auge auf Eneidos inzwischen erwachsene Tochter geworfen. Das Mädchen musste ihn darum gebeten haben, sie wollte den Vater zurück, und seien es nur die Knochen, um sie in ihrer Nähe zu bestatten und einen Ort zu haben, wo sie für seine Seele
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