Fuehre mich in Versuchung
Susan saß wie gelähmt auf dem Bett, wäh-rend Cords Schritte auf der Treppe verhallten und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
Erst nach längerer Zeit gelang es ihr aufzustehen. Sie lehnte sich an die Wand, schloss die Augen und versuchte zu verarbeiten, was geschehen war. So konnte er sie einfach nicht verlassen! Wenn sie ihn liebte, musste sie eben um ihn kämpfen, auch wenn das bei seiner Sturheit nicht einfach werden würde. Sie musste sofort handeln.
Susan zog sich an, griff sich ihre Handtasche und stieg ins Auto, während sie überlegte, was sie ihm sagen wollte.
Susan donnerte über die alte Brücke am Jubilee River die leichte Anhöhe zur Hütte hinauf und parkte hinter Cords Wagen. Auf ihr Klopfen hin rührte sich nichts, doch dann gellte ein durchdringender Pfiff hinter ihr. Sie wirbelte herum und sah Cord etwa hundert Meter entfernt am Fluss stehen.
Er war gerade dabei, mit einer Sense die Wiese zu mähen. Während sie zu ihm ging, setzte er seine Arbeit fort. Rhythmisch flogen die grü-nen Halme in die Luft.
Susans Schritte wurden langsamer. Cord hielt inne und lehnte sich auf den Griff.
Susan wusste nicht, was sie sagen sollte, aber im Moment genügte es ihr, nur dazustehen und seinen Anblick zu genießen. Cord glänzte vor Schweiß, sein dunkles Haar klebte ihm am Kopf. Sein Oberkörper war nackt, die Jeans dreckig.
Als Susan nichts sagte, fragte er: „Gibt es einen Grund für deinen Besuch?“
Sie versuchte, ruhig zu klingen. „Ja. Ich bin hergekommen, damit du mir zuhörst.“
„Bisher hast du nicht besonders viel gesagt.“
Susan suchte nach den richtigen Worten, aber bei Cords spötti-schem Blick sank ihr der Mut. Dann hielt sie es nicht mehr aus.
„Als Imogene mich bat, dich auszuspionieren, habe ich abgelehnt, und sie ist ein Nein nicht gewohnt. Irgendjemand hat wohl deinen Wagen heute Nacht vor meinem Haus gesehen und ihr davon erzählt. Daher dachte sie wahrscheinlich, ich hätte meinen Entschluss geändert. Habe ich aber nicht.“
Er lachte laut auf und schüttelte erstaunt den Kopf. „Was hast du dann bitte vorhin auf dem Bett mit mir gemacht? Mein Ego ist nicht so überdimensioniert, dass ich dir glaube, dass du mich einfach nur willst. Ich kenne deinen Ruf, Lady, und der ist solide. Und ich habe meine Zweifel, was Preston angeht …“
„Halt den Mund“, rief sie zornig. „Ich hab’s dir schon einmal gesagt …“
„Ich weiß“, unterbrach er sie müde. „Du hast nicht mit Preston geschlafen.“
„Das ist die Wahrheit!“
„Er ist in dich verliebt.“
Verwundert gab sie zu: „Ja. Aber das weiß ich erst seit einigen Tagen. Und es ändert überhaupt nichts. Ich mag Preston sehr, aber ich bin nicht in ihn verliebt, es war nie etwas zwischen uns.“
„Okay, nehmen wir mal an, dass das stimmt“, sagte er scharf. „Aber wenn es seit Vance niemanden mehr in deinem Leben gegeben hat, verstehe ich nicht, warum du plötzlich so leidenschaftlich auf mich reagierst. Dafür muss es doch einen Grund geben.“
Susan wurde bleich. „Richtig. Als ich dich kennenlernte, habe ich gemerkt, dass ich noch nicht tot bin. Ich habe fünf Jahre lang um Vance getrauert, aber er kommt nicht wieder. Bei dir fühle ich wieder etwas. Ich will mit dir zusammen sein, weil ich es will, nicht weil es Preston oder Imogene für einen geschickten Schachzug halten.“
Während ihrer Worte hatte sich sein Blick verdunkelt. Einen Augenblick lang betrachtete er sie. Sie war angespannt und sah ihn ernst, fast verzweifelt aus ihren dunkelblauen Augen an.
Susan hielt sein Schweigen nicht mehr aus. „Wenn es nur darum ginge, etwas über dich herauszufinden, wieso sollte ich dir dann noch hinterherlaufen? Erstens würdest du mir jetzt sowieso nichts mehr erzählen. Und zweitens will ich auch gar nicht wissen, was du vorhast. Es interessiert mich nicht.“
Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Susan“, begann er schließlich so sanft, dass sie ein Schauer überlief. „Wir sind so verschieden. Mein Leben war nicht einfach und ist auch nicht immer auf der richtigen Seite des Gesetzes verlaufen. Du dagegen siehst aus, als wärst du dein Leben lang auf Händen getragen worden. Wenn du zärtliche Worte und Blumen und Händchenhalten im Mondschein willst, suchst du dir besser einen anderen. Mir jedenfalls reicht Händchenhalten nicht.“
Sie bebte. „Ich weiß“, flüsterte sie.
„Wirklich?“ Er kam näher, sodass sie den Duft seines erhitzten Körpers wahrnehmen konnte, der ihre Sinne
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