Fuehre mich in Versuchung
schmiedete er nur neue Pläne gegensie. Vielleicht wusste er gar nicht, dass Preston verschwunden war und ihr alles überlassen hatte. Offiziell hieß es, Preston sei auf einer Geschäftsreise. Dieses Märchen hatten Susan und Imogene in die Welt gesetzt, um Klatsch und Tratsch so lange wie möglich zu verhindern.
Trotz allem hatte Susan keine Angst, als sie hörte, dass Cord wieder da war. Einen verrückten Moment lang war sie sogar froh darüber. Irgendwie spürte sie, dass noch nicht alles vorbei sein konnte, wenn er wieder in der Stadt war.
Die vergangene Nacht hatte sie wieder nicht geschlafen, bis ihre Gedanken sich nur noch im Kreise gedreht hatten. Der Ventilator im Büro nützte nichts mehr gegen die Hitze, das leichte Sommerkostüm klebte ihr an der Haut. Beryl und Imogene waren längst gegangen. Ein entferntes Donnergrollen versprach dem ausgedörrten Land den ersehnten Regen, aber Susan glaubte längst nicht mehr daran.
Sie hatte alles getan, was ihr einfiel, aber die Summe, die sie aufbringen konnte, reichte immer noch nicht aus. Sogar das Vermögen, das Vance für sie angelegt hatte, war aufgebraucht, alles, außer ihrem Haus und … und den Hügeln.
Natürlich. Die Hügel! Sie konnten eine Goldmine sein, wenn die Gas- oder Ölvorkommen tatsächlich so reich waren, wie vermutet wurde. Und die ganze Zeit hatten sie vor ihrer Nase gelegen! Wenn sie sie verpachtete, hätte sie genug Geld, um den Betrag für Cord aufzu- bringen. In ihrer Erschöpfung fand sie es nur passend, dass sie Cord ausgerechnet mit den Hügeln schlagen würde, denn genau deswegen hatte ja überhaupt alles angefangen.
Dennoch verstand sie nicht ganz, warum Cord sie bisher nicht gedrängt hatte, ihm das Gelände zu verpachten. Egal, der Gedanke gab ihr jedenfalls neue Kraft und Zuversicht. Sie wollte zu ihm hinausfahren und ihm die Pacht anbieten. Er konnte sie entweder annehmen oder ablehnen. Wenn er die Hügel nicht annehmen wollte, würde sie das Gelände der erstbesten Ölfirma anbieten, die Interesse zeigte. Nur wollte sie Cord eben die erste Chance einräumen.
Ohne weiter über die Idee zu grübeln, schloss sie das Büro ab und ging. Susan wusste, sobald sie nachdachte, würde sie nur Zweifel bekommen und es sich am Ende anders überlegen.
Ihre Hände zitterten, als sie den Wagen über die Straßen zum Jubilee River lenkte. Zerstreut bemerkte sie, dass der Benzinanzeiger fastauf null stand, aber sie hatte jetzt keine Zeit zum Tanken. Für die Heimfahrt nachher reichte es sicher noch.
Die Radiomusik zerrte an ihren Nerven, und sie schaltete sie aus. Es war so heiß! Als ihr die Klimaanlage kühle Luft ins Gesicht blies, fühlte sie sich besser.
Cords Geländewagen war unter den gewaltigen Eichen geparkt, die Vordertür der Hütte stand offen. Susan fuhr bis zur Veranda, und als sie ausstieg, schlenderte Cord aus der Hütte und lehnte sich an einen der Pfosten, die das Vordach stützten. Er trug nur Stiefel und alte Jeans.
Einen Moment lang stockte Susan der Atem. Cord hatte sich den Bart wieder wachsen lassen und wirkte wie ein Abenteurer. Sein muskulöser Oberkörper war braun gebrannt, das Haar länger, und der Blick seiner blauen Augen fesselte sie mehr als je zuvor.
Mit zittrigen Knien stieg sie die Stufen zur Veranda hinauf und machte sich auf alles gefasst.
„Komm rein. Willst du einen Eistee?“, lud er sie ein. „Du siehst aus, als würdest du gleich schmelzen.“
Wie bitte? Susan musste ein spöttisches Lachen unterdrücken. Sie hatte eine solche Panik gehabt, wie er auf ihr Kommen reagieren würde, und jetzt lud er sie höflich zu einem Eistee ein?
Sie setzte sich an den Küchentisch, während Cord an der Spüle hantierte. „Ich wollte sowieso gerade essen“, erklärte er leichthin. „Nichts Heißes bei dem Wetter, nur ein Schinkensandwich und einen Salat, aber es reicht auch für zwei.“
„O nein, danke …“
Er unterbrach sie, indem er ihr einen Teller hinschob. Susan starrte auf das Sandwich und fragte sich, wie sie auch nur einen Bissen davon herunterbringen sollte. Daneben stellte Cord eine kleine Salatschüs-sel und ein großes Glas mit bernsteinfarbenem Eistee und Eiswürfeln. Dann setzte er sich Susan gegenüber.
„Iss“, forderte er sie freundlich auf. „Danach geht’s dir besser.“ Wann hatte sie zum letzten Mal richtig gegessen? Die Tage waren ein einziger verschwommener Albtraum gewesen. Angebissene Sandwiches, Kaffee und ab und zu ein Schokoriegel waren das Einzige gewesen, was
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