Fuehre mich in Versuchung
kann ich denn schon tun?“
„Du kennst die Gesellschaft seit Jahren. Du hast eine Menge Kontakte und weißt Bescheid, auch wenn du nicht im Büro mitarbeitest. Es gibt zu viel zu tun, als dass ich es allein schaffen könnte. Hilfst du mir? Willst du ihn aufhalten oder nicht?“
Am anderen Ende der Leitung folgte langes Schweigen. Angespannt wartete Susan, denn sie war tatsächlich auf Imogenes Hilfe angewiesen und machte sich nicht vor, dass sie es allein schaffen könnte.
„Ich will ihn nicht aufhalten“, erwiderte Imogene schließlich leise. „Dieser Wahnsinn hat schon viel zu lange gedauert. Wenn ich über-zeugt wäre, dass es etwas nützt, würde ich ihm alles übereignen, was mir gehört, nur damit der Familienfrieden wiederhergestellt wird. Ich trage auch Schuld an diesem Schlamassel, und ich bin nicht stolz darauf. Ich hätte mir Cord nicht zum Feind machen sollen, schließlich gehört er zur Familie. Ich bedaure es jetzt sehr, aber das nützt nun auch nichts mehr.“
Susans Mut sank. „Du willst mir also nicht helfen?“
„Das habe ich nicht gesagt. Ich komme so bald wie möglich rüber, aber nicht, um ihn zu bekämpfen, Liebes. Um dir zu helfen und alles zu tun, was in meiner Macht steht, um die Gesellschaft vor dem Bankrott zu bewahren. Das ist das Einzige, was jetzt zählt. Und wenn es vorbei ist, werde ich auf den Knien zu Cord kriechen, wenn ihn das nur glücklich macht und er diesen Krieg beendet.“
Der Gedanke, dass die stolze Imogene sich so demütigen wollte, trieb Susan die Tränen in die Augen. „Ich warte hier“, flüsterte sie und hängte ein, bevor Imogene hören könnte, dass sie weinte.
In den folgenden Tagen arbeitete Susan wie eine Besessene. Morgens kam sie vor Tagesanbruch ins Büro und blieb bis weit nach Mitternacht.
Auf den ersten Blick hin schien es unmöglich, Cords Forderungen nachzukommen, aber sie gab nicht auf. Imogene versuchte, bei Freunden Kredite aufzunehmen, die den Fortbestand der Gesellschaft sichern sollten. Aber selbst alte Freunde waren plötzlich misstrauisch geworden, denn die Geschäftswelt war sehr empfindlich für Gerüchte, und es war durchgesickert, dass die Blackstone Company auf unsicherem finanziellen Grund stand.
Der Verkauf ihrer eigenen Aktien reichte bei weitem nicht. Susan musste weitere Maßnahmen ergreifen. Sie verkaufte ihre besten Geldanlagen,ohne es Imogene zu sagen, die bei der Vorstellung genauso entsetzt gewesen wäre wie Preston.
Imogene selbst hielt sich tapfer und entwickelte bei der Arbeit eine erstaunliche Zähigkeit. Susan war froh, dass sie sich nicht von den Sorgen überwältigen ließ, die ihr das Verschwinden ihres einzigen Sohnes verursachen mussten.
Jeden Morgen vor dem Spiegel sah Susan, dass sie am Rand eines Nervenzusammenbruchs lebte. Sie fragte sich, wie lange sie das noch durchhalten würde. Die Schatten unter ihren Augen ließen sich mittlerweile nicht einmal mehr mit Make-up überdecken. Sie ging aus dem Haus, bevor Emily kam, und war so angespannt, dass sie sich nicht einmal ein Frühstück gönnte.
Abends hatte Emily ihr meist etwas zubereitet, was sie nur noch warm machen musste, aber oft war Susan selbst dafür zu erschöpft. Sie ernährte sich von Kaffee und Sandwiches, die sie zwischendurch hastig aß.
Zusätzlich zehrte das feuchtheiße Wetter an ihrer Gesundheit. Nachts konnte sie nicht schlafen und sah sich das Wetterleuchten über der Bucht an, aber das erlösende Gewitter und kühlere Luft blieben aus. Im Gegenteil, es wurde von Tag zu Tag heißer.
Wenn sie so ohne Decke dalag, weil ihr selbst ein dünnes Laken noch zu viel war, dachte sie an Cord. Tagsüber war es leicht, gegen ihn anzukämpfen und ihm Widerstand zu leisten, aber in der Nacht konnte sie die Erinnerungen nicht länger unterdrücken, und sie weinte lautlos in die Kissen.
Auf diesem Bett hatte er mit ihr gelegen, seinen dunklen Kopf neben ihr. Sie hatte die Beine um ihn geschlungen, als er tief in sie eingedrungen war und ihr Herz erobert hatte. Ihr Körper schmerzte vor Sehnsucht nach ihm.
Sie wollte ihn nur sehen, seinen Mund mit dem umwerfenden Lä-cheln. Wenn sie eindöste, träumte sie von ihm, dann schreckte sie hoch und tastete nach ihm. In diesen heißen schwülen Nächten war der Drang, ihn aufzusuchen, manchmal fast zu stark, und Susan litt entsetzlich.
Gerüchte kamen ihr zu Ohren, dass Cord wieder aus Biloxi verschwunden sei. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er gar nicht mehr zurückkommen würde. Vermutlich
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