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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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der Hand über das Gesicht und schluckte schwer. Er war nie imstande gewesen, an Jillian wie an andere Frauen zu denken. Wenn er erschöpft die Augen schloss, sah er sie in seinen Träumen als die Verkörperung von Unschuld und Fleischeslust gleichermaßen, ihr Körper nackt und bereit für ihn, die Hände nach ihm ausgestreckt, während er in den Tiefen ihrer Augen sein Bild entdeckte. Und sobald er sich zwang, mit kühler Entschlossenheit und bitterer Distanz an sie zu denken, wurden in seinem Herzen und seinem Körper liebevolle Erinnerungen an sie wach, die so oft auch schmerzhaft waren.
    »Verdammt, verdammt, verdammt«, murmelte er vor sich hin und goß sich einen Cognac ein.
    Vom Rest der Menschheit durch eine Wand aus Nebel und Stille getrennt, starrte er an die Decke hinauf - die einzige Sache in dieser Welt, die keine Erinnerungen an Jillian hervorrief -, und mit genügend Cognac und ausreichender Entschlossenheit schlief er in seinem Sessel ein. Die Nachricht von Jillian war nur noch ein erbarmungswürdiger kleiner Haufen Asche, die im Kamin glühte.

    Max fuhr von einem kräftigen Klopfen an seiner Tür in die Höhe. Er bemühte sich, die Schwere des Alkohols und seiner quälenden Träume abzuschütteln, blinzelte durch den Spalt in den Vorhängen seines Arbeitszimmers nach draußen und schloss schnell wieder die Augen, da sich die Morgensonne einen Weg ins Zimmer bahnte. Die Uhr schlug sieben.
    »Herein«, rief Max, bereit, Ripley eine gehörige Standpauke zu halten. Er hatte ausdrückliche Anweisung gegeben, dass man ihn in Ruhe ließ.
    Die Tür öffnete sich, und Ripley trat ein, aber bevor der Butler auch nur ein Wort sagen konnte, schob sich Smithy an ihm vorbei, wankte ins Zimmer, stolperte und fiel auf ein Knie.
    Max sprang auf die Füße, bereit, ihn an den Ohren wieder aus dem Zimmer zu schleifen. Er hätte gedacht, dass gerade Bruce genug gesunden Menschenverstand besaß, um ihn in Ruhe zu lassen. »Was tun Sie hier, Smithy?« polterte er, während er seinen Butler aus dem Zimmer winkte. »Sollte Bruce Sie geschickt haben, richten Sie ihm aus, er soll sich zum Teufel scheren.«
    Smithy, der immer noch auf einem Knie dahockte, zog seinen Hut vom Kopf. »Lady Kathy hat mich geschickt«, sagte er und rappelte sich auf. »Seine Lordschaft weiß nicht einmal mehr, wo er sich befindet. Sein Verstand ist vom Fieber verwirrt.«
    »Teilen Sie Lady Kathy mit, dass ich es außerordentlich bedauere, dass ihr Bruder krank ist«, erwiderte Max und kämpfte gegen die Besorgnis an, die plötzlich in ihm aufstieg. »Aber es gibt nichts, was ich für ihn tun könnte.«
    Der stämmige Diener drehte seinen Hut in den Händen, und sein Gesicht schien in sich zusammenzufallen, während ihm Tränen über die wettergegerbten Wangen liefen. »Er stirbt uns weg, Eure Hoheit. Der Doktor sagt, es sind die Lungen.«
    Max stockte der Atem, und für einen Moment legte sich eine eisige Hand um sein Herz. Er war sich nicht einmal bewußt, dass er sich bewegt hatte, aber im nächsten Augenblick stand er vor Smithy und rang nach Luft. Ein seltsamer, stechender Geruch, der von Smithys Mantel zu kommen schien, drang ihm plötzlich in die Nase - ein Geruch, der seine Augen zum Tränen brachte ... ein Geruch nach scharfen Zwiebeln. »Sie lügen«, sagte er, denn die Zwiebeltränen überzeugten ihn, dass Bruce nicht in Gefahr war, von einem gewöhnlichen Fieber dahingerafft zu werden.
    Max blickte den knieenden Mann mit zusammengekniffenen Augen an. Nach den Vorfällen in Bruces Salon fragte er sich, warum um Himmels willen Kathy oder Bruce nach ihm schicken sollten? Wie kamen sie nur darauf, dass er solch einer Bitte überhaupt Aufmerksamkeit schenken würde? »Was soll das Ganze, Smithy?« fragte er.
    Smithy schaute zu ihm auf, doch seine Augen wichen Maxens Blick schnell aus. Er schüttelte den Kopf und schob seinen Hut über das dichte Haar. »Ich muss wieder zurück«, schniefte ei und wischte sich mit dem Jackettärmel über die Augen. »Lady Kathy braucht mich. Sie ist außer sich vor Angst.« Mit hängenden Schultern trottete Smithy aus dem Zimmer.
    Alles in allem eine gute Vorstellung, überlegte Max. Wahrscheinlich hätte es auch funktioniert, wenn er die Zwiebel nicht gerochen hätte. Es würde ihn nicht überraschen, wenn Smithy ein Komplize bei Bruces und Jillians bösem Spiel gewesen war, ihn vor den Altar zu locken.
    Was mochte Bruce sich nun wieder ausgedacht haben?
    Was auch immer es war, entschied Max, dieses Mal war

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