Führe mich nicht in Versuchung
Wissen vor ihm zu verbergen«, fuhr sie fort.
Hatte er das wirklich? Wenn er nun zurückblickte, fiel ihm kein einziger wirklicher Grund ein.
»Aber du musst nicht mir Rede und Antwort stehen. Max ist derjenige, der deine Gründe erfahren sollte.«
»Das dürfte etwas schwierig werden, nachdem er sich mit den Worten verabschiedet hat: >Ich hoffe, dass du dich und deine Schwester von mir fernhalten wirst<.«
»Ich weiß«, gab Jillian zu. »Wir stecken beide in der gleichen Bredouille.«
»Das dachte ich mir schon, nachdem du in Damiens Kutsche kamst.«
Jillian seufzte und nickte erschöpft. »Morgen werde ich mit Damien nach Westbrook zurückkehren. Dort soll ich warten, bis ich weiß, ob ich ein Kind unter dem Herzen trage.« Ein plötzliches Zittern überfiel ihren Körper, und sie begann zu blinzeln. »Falls nicht, habe ich die Anweisung, ihm eine Nachricht zu senden, und wenn er meinen Anblick wieder ertragen kann -« Sie verstummte und rang sichtlich mit den Emotionen, die sie zu überwältigen drohten.
Bruce zog sein Taschentuch heraus und presste es in ihre Hand, denn er erwartete, dass sie jeden Moment in Tränen ausbrechen würde.
Doch sie senkte lediglich ihren Blick und zerdrückte das weiße Leinentuch zwischen ihren Fingern, bis die Knöchel weiß hervortraten.
»Wir werden nur noch miteinander in Kontakt treten, um den nötigen Erben für Bassett zu produzieren. Ansonsten leben wir getrennt.«
Er wünschte, er könnte ihr versichern, dass Max nur seiner Wut Luft gemacht hatte, und dass er nicht wirklich kaltblütig war. Aber leider sah er sich dazu außerstande. Bruce gestand sich ein, dass er unter den gleichen Umständen wohl ähnlich gehandelt hätte. »Und hast du diesem Arrangement zugestimmt?« fragte er.
Jillian lehnte sich zurück. »Ich habe keine andere Wahl, als zuzustimmen, bis er willig ist, mir zuzuhören.«
Ihre Entschlossenheit beeindruckte ihn wieder einmal. Aber dieses Mal würde sie ihr nichts nützen. Selbst er wußte, wann er aufgeben musste. Ein Hasting nahm sich Verrat sehr zu Herzen, besonders dann, wenn er von Freunden und Geliebten begangen wurde.
»Ist dir klar, Jillian, dass er dir vielleicht niemals vergeben wird?«
»Ich habe nicht vor, seine Vergebung zu erbitten. Dazu müsste ich meine eigene Vorgehensweise bedauern, und das tue ich nicht.«
»Was ersuchst du dann?«
»Nachsicht«, erwiderte sie und blickte Bruce fest in die Augen. »Und letzten Endes Absolution. Ich glaube, dass weder du noch ich weniger verdient haben.«
Sie sprang plötzlich auf und begann, auf und ab zu laufen, wie ein Anwalt, der einen Fall vortrug.
»Das einzige, dessen wir uns schuldig gemacht haben, ist, dass wir uns um ihn sorgten, ihn glücklich sehen wollten. Ich werde niemals aufgeben. Ich werde Max nicht erlauben, sich von mir oder dir oder Kathy abzuwenden. Wir sind seine Familie, ob er es nun zugeben will oder nicht.« Sie ging zum Sofa hinüber und nahm ihren Mantel. »Ich sollte mich besser auf den Rückweg machen. Ich wollte nur noch einmal sehen, wie es dir geht, bevor ich nach Westbrook abreise.«
Bruce erhob sich und begleitete sie zur Tür. Jillian hatte recht, er musste Max dazu bringen, die Gründe anzuhören, warum er ihm seine wahre Abstammung verschwiegen hatte.
Als sie die Tür erreichten, beugte sich Bruce vor und küsste Jillian auf beide Wangen. »Viel Glück«, sagte er. »Eines Tages wird er zuhören müssen«, sagte er. »Und wenn ich ihn dazu auf einem Stuhl festbinden muss.«
Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, trat hinaus und ging zur Kutsche hinüber, ohne sich noch einmal umzublicken.
Max an einen Stuhl festbinden. Eine etwas drastische Maßnahme, dachte Bruce. Aber wohl auch eine notwendige, denn schließlich ging es hier um Max. Und er durfte nicht zulassen, dass er sich völlig abkapselte.
Er musste sich nur etwas einfallen lassen, um Max hierherzulocken. Aber das dürfte nicht allzu schwierig sein. Schließlich hatte er ausreichend Gelegenheit, sich einen Plan auszudenken. Es würde mindestens einen Monat dauern, bis er wieder im Kampfform war. Bruce spazierte summend ins Haus zurück.
Kapitel 33
Alles war wieder so, wie es sein sollte. Maxens Leben war wieder wohlgeordnet und unter Kontrolle.
Endlich hatte Jillian einmal auf ihn gehört. Endlich war sie aus seinem Leben verschwunden. Er war wieder frei, so zu leben, wie er es wünschte, konnte seinen Geschäften nachgehen, in Ruhe Bücher lesen, Besucher und Einladungen ablehnen,
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