Führe mich nicht in Versuchung
Zustimmung gegeben, dass wir den Termin vorziehen.«
»Ich weiß, was ich gesagt habe«, erwiderte Damien. »Aber dies hier ist nicht der Ort, um darüber zu diskutieren.«
»Da du bereits zugestimmt hast, gibt es nichts mehr zu diskutieren«, erwiderte Max, warf einen Seitenblick auf Arabella, nickte Damien kurz zu und beendete damit die Unterhaltung.
Arabella ließ ihren Fächer zuschnappen, und obwohl ihr hochmütiger Ausdruck sich nicht änderte, konnte sie ihre Neugierde und Enttäuschung nicht verhehlen, als weder er noch Damien sich zu weiteren Äußerungen hinreißen ließen.
Max warf ihr einen gleichgültigen Blick zu. Der Samen war gepflanzt.
Sie verhielt sich so, als hätten sie sie nicht ignoriert, um sich ihrer privaten Unterhaltung zu widmen. »Ich möchte Ihnen meine persönliche Einladung zu einer kleinen Soirée überbringen, die ich nächste Woche geben werde. Natürlich folgen die schriftlichen Einladungen noch. Ich hoffe doch sehr, dass Sie beide kommen werden.«
Max erstarrte angesichts Arabellas Unverschämtheit. Jillian auszuschließen war eine Sache, dies aber ohne irgendeinen Versuch der Diskretion und in Gegenwart ihres Bruders zu tun, ging einen Schritt zu weit. »Es tut mir leid, Arabella«, sagte er und blickte Jillian mit bewusster Bewunderung an, »aber ich bin schon anderweitig verpflichtet.«
»Ich ebenso«, fügte Damien hinzu.
»Nun«, erwiderte Arabella schulterzuckend, »sollten Sie es sich noch anders überlegen, so steht Ihnen meine Tür offen. Komm mit, Melissa.«
»Das war also die direkte Art«, sagte Jillian, als sie den beiden Frauen nachblickte, die in der Menge verschwanden. »Eigentlich gar nicht so schlimm. Ich habe mich immer danach gesehnt, von Lady Seymour ignoriert zu werden.«
»Oh nein, Jillie, das war die indirekte Art«, erwiderte Damien. »Das Schlimmste kommt erst noch.«
Max schwieg. Bisher hatte sich Jillian gut gehalten, aber er war sich durchaus im klaren, dass sich die Situation jeden Moment ändern konnte.
Sie spazierten gemeinsam durch den Ballsaal und begegneten Lady Judith Cecil und Lady Cornelia Thurston. Cornelias Arm schoss nach vorne, um die Vorwärtsbewegung ihrer Schwester zu bremsen. Beide drehten sich abrupt um und eilten davon.
Jillians Körper überfiel ein unkontrollierbares Zittern.
Ein Gast nach dem anderen begrüßte Damien und Max und ignorierte Jillian. Der Schwarm von Verehrern, der noch vor einer Woche um ihre Aufmerksamkeit gerungen hatte, gab sich jetzt allergrößte Mühe, sie zu schneiden. Und jedes Mal, wenn sie wieder einmal ignoriert wurde, fühlte Max, wie Jillians Körper ein wenig mehr in sich zusammensank, sah, wie ihr Lächeln angestrengter wurde, ihre Augen ausdrucksloser. Die gehässige Atmosphäre begann ihren Tribut zu fordern, und Jillian begann, die Bedeutung menschlicher Grausamkeit zu verstehen.
Aber so war es wohl am besten. Seit ihrer Begegnung in Damiens Salon hatte er gewusst, dass ihre Unschuld sterben musste. Und er zog es vor, dass dies nicht allein durch seine Hand geschah.
»Oh ...« stieß sie hervor, und es klang wie ein Wimmern. Sie blieb abrupt stehen.
Max blickte sie forschend an. Ihr Gesicht war leichenblass, und sie hielt ihre Augen weit geöffnet, so als kämpfe sie mit ihren Tränen. Doch das konnte unmöglich sein. Jillian weinte äußerst selten, und wenn sie es tat, hatte sie einen wirklichen Grund, wie etwa ein Todesfall in der Familie.
Er folgte ihrem Blick und sah Jasper Reynolds, der ein paar Schritte von ihnen entfernt stand und Jillian mit einer Mischung aus Anklage und Abscheu anschaute. Sein Gesichtsausdruck war gleichermaßen kläglich und hässlich. Er wandte sich nicht wie die anderen von ihr ab, sondern blieb stehen und starrte sie an, bis einige Leute die Lücke zwischen ihnen füllten und Reynolds nicht mehr zu sehen war. Jillian schien neben ihm zusammenzusinken, und ihr Lächeln war derart steif, dass Max Angst hatte, ihr Gesicht könne jeden Augenblick zerbröckeln.
Neben ihm ballte Damien seine Hände zu Fäusten und verengte die Augen zu Schlitzen.
»Lass uns tanzen, Jillian«, schlug Max schnell vor. Er fragte sich, wie lange Damien und Jillian noch in der Lage sein würden, sich zu beherrschen.
»Bitte nicht«, sagte sie mit gepresster Stimme, die Wangen hochrot. »Kein Contredanse. Können wir nicht auf einen Walzer warten? Ich möchte nicht von dir getrennt werden, Max.«
Er setzte das vertrauliche Lächeln eines Liebhabers auf und trat vor sie, um
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