Führe mich nicht in Versuchung
ihn, und der Boden schien plötzlich unter ihm zu schwanken, als er die wahre Bedeutung ihrer Blicke und ihres Lächelns verstand. Auf einmal erkannte er die Anzeichen.
Verliebtheit. Jillian war in ihn verliebt.
Sie war gar nicht in irgendeine Rolle geschlüpft.
Verdammt! Warum er? Sie waren Freunde, die einzige Art von Beziehung, der er immer getraut hatte. Und nun hatte sie diese Freundschaft für den albernen Traum einer Jungfrau geopfert, die sich ewige Liebe erhoffte. Es kam ihm in den Sinn, dass das ganze Dilemma gar nicht erst auf der Terrasse begonnen hatte. Wenn er an jene Nacht zurückdachte, so wurde ihm bewußt, dass er ihr das Verlangen eines Mannes signalisiert hatte, und in ihrer Naivität hatte sie geglaubt, dass seine Reaktion aus Zuneigung und nicht aus Fleischeslust erwachsen war.
Er lächelte in sich hinein, wenn er daran dachte, wie Jillian ihren Mund auf den seinen gepresst hatte. Ihr erster Kuss hätte ein züchtiges Küsschen auf die Wange sein sollen und kein Hinabstürzen in die Abgründe physischen Verlangens. Hätte er sich doch schon vor Monaten von ihr freigemacht! Dann wären ihre Illusionen mit der Zeit auf natürliche Weise gestorben. Und ihre Freundschaft hätte eine Chance gehabt, zu überleben.
Aber dazu war es nun zu spät. Zu spät, das zu erhalten, was er sein Leben lang als so kostbar empfunden hatte.
Er konnte sich nicht einmal damit trösten, dass eine junge Frau so launisch war wie der Mond am Himmel. Was sollte Gutes dabei herauskommen, wenn Jillian seine Frau wurde, mit ihm lebte und sich weiter ihren Illusionen hingab?
Seine Frau und seine Geliebte. Seine Freundin. Seiner Erfahrung nach schlossen sich diese Rollen gegenseitig aus. Das einzige Band, das zwischen den Partnern der Ehen, die er bisher beobachtet hatte, existierte, war Gleichgültigkeit. Er selbst hatte es in seinen Beziehungen am eigenen Leib gespürt. Nachdem sich die Spannung des Neuen gelegt hatte, stellten sich schnell Langeweile und Unrast ein ... Schlimmer noch war es, wenn eine Frau sich an ihn zu klammern begann und ihn mit Liebesschwüren überhäufte.
Diese Art Liebe hatte er nie gewollt ... und besonders nicht von Jillian.
Jillian wirbelte wieder einmal in den Armen ihres Bruders an ihm vorbei. Wie lange würde ihr Mut wohl überleben, wenn ihre Träume erst einmal zerstört waren? Wie oft würde sie angesichts dieser unvermeidlichen Gleichgültigkeit noch lächeln können?
Jillian würde unweigerlich verletzt werden. Aber es musste auch eine Möglichkeit geben, dies für sie beide leichter zu machen. Er durfte einfach nicht zulassen, dass sie auf den Altar zuschritt. Er musste ihr deutlich machen, dass der Kuss in jener Nacht in Damiens Salon nichts weiter als ein Akt der Lust gewesen war.
Als Damien wieder mit Jillian zurückkehrte, und sie ihre Hand auf seinen Arm legte, zwang er sich, hart zu bleiben, gegen seinen eigenen Schmerz über den unwiederbringlichen Verlust dieser Freundschaft anzukämpfen. Er hatte in diesem Drama bereits die Rolle des Schurken übernommen. Nun war es an der Zeit, sie auch auszufüllen.
Er legte seine Hand über die ihre, setzte erneut das sanfte Lächeln eines Liebhabers auf und fragte: »Sollen wir noch einmal einen Tanz wagen?« Er war entschlossen, diese Farce, die er inszeniert hatte, bis zum bitteren Ende durchzustehen.
Sie nickte bereitwillig und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu, das sein Herz unter normalen Umständen zum Schmelzen gebracht hätte, ihn aber nun in keiner Weise berühren durfte.
Während er sie auf die Tanzfläche führte und sie dann in die Arme schloss, verabschiedete er sich im stillen von seiner Pandora.
Kapitel 21
Morgen würde Max sie in aller Form darum bitten, seine Frau zu werden.
Jillian wußte, dass sie sich freuen sollte, aber dennoch saß sie unglücklich vor ihrer Frisierkommode und flocht sich langsam das Haar. Sie konnte einfach nicht schlafen, wenn ihr so viele Dinge durch den Kopf gingen.
Der Ball der Garwoods war eine einzige Tortur gewesen. Nun wußte sie, wie sich Taschendiebe fühlen mussten, die man an den Pranger stellte. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie jemand mit einem Stück Obst beworfen hätte. Wie hatte sie nur so naiv sein können zu glauben, dass es sie nicht verletzen würde, geächtet zu werden!
Natürlich hatten sie nicht nur Max und Damien, sondern auch Bruce gewarnt, über dessen Abwesenheit auf dem Ball sie einerseits traurig, andrerseits beruhigt gewesen war. Sie
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