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Fuehrungs-Spiel

Fuehrungs-Spiel

Titel: Fuehrungs-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Peters , Hans-Dieter Hermann , Moritz Mueller-Wirth
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das Training auf eine Einheit pro Tag, stattdessen standen Wasserball, Tennis und Fußball auf dem Programm, außerdem kleinere Allgemeinbildungstests und Logikaufgaben als Training für den Kopf.
    Aber würde sich dies alles auch auf dem Spielfeld niederschlagen? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob wir nicht alle zusammen fürchterlich verspottet worden wären, wenn wir bereits nach den Gruppenspielen ausgeschieden wären. Und obwohl ich wusste, dass die Jungs auch körperlich und strate gisch optimal vorbereitet waren, hing, wie eigentlich immer bei großen Turnieren, auch bei dieser Weltmeisterschaft 2002 alles am berühmten seidenen Faden: Nach einem 0 : 1-Rückstand gelang es uns, die Australier in einem hoch dramatischen Match im Finale mit 2 : 1 zu bezwingen. Die Jungs hatten Wort gehalten, das »Limburger Manifest«, ein Dokument unseres Willens und unserer Träume, war Wirklichkeit geworden. Erstmals in der Hockey-Geschichte war Deutschland Weltmeister.
    In den folgenden Monaten gelang es uns nur mit Mühe, die Spannung zu halten. Erst zur Europameisterschaft knapp ein Jahr später, im Sommer 2003 in Spanien, konnten wir uns wieder total fokussieren – schließlich ging es dabei vor allem auch um die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele von Athen 2004. Doch unser denkbar knapper EM-Triumph gegen die Gastgeber bescherte uns nicht nur das Ticket nach Athen. Durch unser starkes Auftreten hatten wir uns gehörig Respekt verschafft. Wir waren jetzt Favorit auf den Olympiasieg.
    So weit kam es dann doch nicht. Statt der von vielen Au ßenstehenden erwarteten Goldmedaille holten wir nur Bronze. Für mich war dies ein großartiger Erfolg, trotzdem erkannte ich, dass wir oft nicht an unsere guten Leistungen im Vorfeld hatten anknüpfen können. Noch lange grübelte ich darüber nach, warum es uns das erste Mal nicht gelungen war, unsere Stärken optimal einzusetzen.
    Aus diesem Grübeln riss mich dann, bereits wieder zu Hause in Krefeld, das Klingeln meines Handys. »Unbekannter Teilnehmer« zeigte das Display. Ich erkannte die Stimme sofort, doch der Mann am Ende der Leitung stellte sich auch gleich vor: »Hier ist Jürgen Klinsmann, hallo Bernhard, ich darf doch Bernhard sagen?« Er habe gehört, fuhr er fort, dass ich mit meiner systematischen Trainingsarbeit einer der Vorreiter im Mannschaftssport sei. Und dann hörte ich aus dem Munde eines Fußballbundestrainers höchst ungewöhnliche Worte: »Ich habe da noch sehr wenig Erfahrung, es wäre klasse, wenn du uns das mal alles erklären würdest. Ich kann da sicher sehr viel lernen. Kannst du nicht am Wochenende mal zu uns kommen? Wir sind mit der Nationalmannschaft in Berlin!« Vier Tage später flog ich in die Hauptstadt und traf Jürgen Klinsmann mit seinem Team in einem Hotel am Potsdamer Platz.
    Dieser erste Anruf von Jürgen sollte mein Leben verändern. Gut, dass ich das damals noch nicht ahnte, hier nur so viel: Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte der Moment gewesen sein, in dem ich ganz unbewusst innerlich ein klein wenig Abschied nahm vom Hockey, meiner großen Lebensliebe, und, der Vergleich sei erlaubt, eine Affäre mit dem Fußball begann, ohne dass meine feste Beziehung dadurch wirklich gefährdet wurde. Und mein Kopf sollte mich noch einige Zeit erfolgreich fernhalten, wohin mein Herz mich zog. Mein Kopf also verlängerte meinen Vertrag mit dem Hockey-Bund im Januar 2005 bis nach den Olympischen Spielen von Peking 2008. Mein Herz diktierte jedoch eine Ausstiegsklausel für den Zeitpunkt nach der WM 2006 in Mönchengladbach mit in diesen Vertrag hinein.
    Spätestens mit der Vertragsunterzeichnung hatte ich dann auch das Loch, in das ich mitsamt der Mannschaft nach den Olympischen Spielen gestürzt war, allmählich wieder verlassen. Es folgte die Europameisterschaft in Leipzig, wo wir Dritte wurden und damit auch unter unseren eigenen Erwartungen blieben. Und doch war für mich dieser dritte Platz, im Vergleich mit der Bronzemedaille von Athen, kein Grund für stundenlanges Grübeln, sondern vielmehr: Signal zum Aufbruch. Ab jetzt, schwor ich mir, mussten wir wieder kompromisslos die Kräfte bündeln, um das große Ziel, die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, anzusteuern.
    Es entstand auch eine neue Spannung rund um das Team, die schließlich tatsächlich bis zur WM im eigenen Land hielt. Unter Anleitung von Hans-Dieter Hermann lernten die Spieler neue Varianten der mentalen Vorbereitung kennen. Bei einem Trainingslager an der

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