Fuehrungs-Spiel
konnte, dass der Coach um seine Fassung rang, haben wir geahnt, dass wir auch dieses Spiel noch gewinnen würden. Damit wurde aus Bernhard endgültig ein großer Trainer. Der zweite und dritte Titel ist wichtiger als der erste, für einen Spieler genauso wie für einen Coach. Denn nur an dauerhaftem Erfolg kann man sehen, ob das, was man macht, wirklich gut ist. Einen Tag später trennten sich die Wege von Bernhard und dem Spieler, auf den er nicht verzichten konnte, die Wege zweier Freunde.
Am 16. September 2007 bekam ich eine SMS von Bernhard. Was will er denn jetzt schon wieder? Sich beklagen, dass der Saisonstart von Hoffenheim schiefgegangen ist? Dann ist er plötzlich selbst am Telefon, seine kratzende Stimme spricht: »Hupe, weißt du, was heute für ein Tag ist?« – »Nein.« – »Du Eierbär (er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Schimpfwort-Neologismen) , heute vor einem Jahr sind wir Weltmeister geworden.« Der Rest waren ein paar Weißt-du-Nochs und Lachen. Ich schreibe ihm jetzt regelmäßig zur Zweite-Liga-Motivation per SMS: »Wer soll am Ende der Saison auf einem Aufstiegsplatz stehen?«
Bernhard kenne ich seit 16 Jahren, er hat mir viel geholfen. Ich werde nun versuchen, ihm davon etwas zurückzugeben. Vielleicht bei seinen Auftritten in den Medien. Das ist mein Gebiet. Ich weiß, wie ich einen Gesprächspartner gut oder schlecht aussehen lassen kann. Da kann ausnahmsweise er – ganz im Sinne der (Gesprächs-)Führung – von mir noch etwas lernen – spielend.
Der Autor hat 342 Länderspiele für Deutschland absolviert, die meisten von ihnen unter dem Trainer Bernhard Peters. Heute arbeitet er als Journalist beim Bayerischen Rundfunk und bei der Süddeutschen Zeitung in München.
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