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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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und einer schönen Uhrkette. Auf der Rückseite war das Wappen der Marchmonts eingraviert. Es war der verschollene Schmuck! Ihre Patentante musste die Kiste hier versteckt und dann vergessen haben.
    Frances liebte Kleider, doch aus Schmuck hatte sie sich nie viel gemacht. Ihr war jedoch klar, dass der Inhalt dieser Kiste eine Menge Geld wert war. Vor allem die Perlen. Hmmm … Frances beschloss, für ihre Party ein Lieblingskleid hervorzukramen, dass sie seit einer Ewigkeit nicht mehr angezogen hatte. Es war ein langes bernsteinfarbenes Kleid, das wunderbar zu ihrer Haut und ihrer Haarfarbe passte und zu dem es passende kleine Seidenschuhe gab. Was für ein Spaß, sich endlich mal wieder hübsch zu machen! Oliver hatte sie noch nie so gesehen. Sie nahm sich sogar vor, die Perlen zu tragen, nur dieses eine Mal, zur Feier des Tages. Vielleicht wusste Bernie, wie sie sie diskret verkaufen konnte.
    Ihr Gewissen plagte sie. Eigentlich müsste sie dem Anwalt mitteilen, dass sie den Schmuck gefunden hatte. Vermutlich waren darauf irgendwelche Steuern fällig. Sie könnte Oliver fragen, was er dazu meinte. Diesen Gedanken verwarf sie jedoch gleich wieder. Oliver war so aufrichtig, er würde ihr raten, den Anwälten sofort von ihrem Fund zu erzählen. Das hatte Zeit bis nach ihrer Party.
    Am nächsten Morgen brach sie mit einer halben Stunde Verspätung Richtung Hof auf. Zunächst machte sie bei den Fairfax halt, um Evangeline und Tanni einzuladen. Tanni, die ihr zweites Kinderwartete und einen gigantischen Bauch vor sich hertrug, lag auf dem Sofa und stopfte Kinderpullover. Evangeline erklärte sich bereit, sich um das Essen zu kümmern. Und damit sie und Tanni den Abend genießen konnten, würde sie Margaret Rose Hawthorne bitten herzukommen und Johnny und die Evakuierten in Schach zu halten. Dann fuhr Frances an der Schule vorbei, wo Alice gerade dabei war, neue Plakate im Klassenzimmer aufzuhängen. »Husten und Niesen verbreiten Krankheiten. Benutze dein Taschentuch!« hieß es auf einem und »Ist Ihre Reise wirklich notwendig?« mahnte ein anderes.
    »Ich wollte dieses hier am Bahnhof aufhängen, damit Evangeline es sieht, wenn sie das nächste Mal ihren üblichen Ausflug nach London macht, doch Albert Hawthorne sagt Nein. Er hat schon genug Plakate«, sagte Alice. »Aber Evangeline ist wirklich so rücksichtslos.« Sie schnaubte verächtlich.
    Ihre Laune besserte sich jedoch sofort, als Frances ihre Einladung aussprach. Alice sagte, sie würde Karamellbonbons à la Woolton mitbringen, die neueste Erfindung des Ernährungsministeriums. »Köstlich! Du würdest nie darauf kommen, dass sie aus Möhren gemacht sind!«
    »Na, so was!«, meinte Frances. Alle Rezepte, die das Ernährungsministerium für die Kriegszeit herausgab, schienen Möhren zu enthalten und Frances hasste Möhren. Wie man daraus Karamellbonbons machte, wollte sie sich lieber nicht vorstellen. Sie unterdrückte ein Schaudern und radelte davon.
    In den nächsten Tagen suchten Frances und Elsie auf dem Weg zum oder vom Hof die nassen Felder nach den letzten Walnüssen und Esskastanien ab. Die fünf Mädchen hatten ihre Käsemarken zusammengelegt, damit Evangeline einen ihrer Käsepuddings zubereiten konnte. Sie wollte dafür echte Eier verwenden, kein Eipulver, das immer einen merkwürdigen Nachgeschmack hatte. Welch ein Glück!
    Die Eier der eigenen Hühner waren nach wie vor nicht rationiert und dank der Näharbeiten von Tanni hatten sie und Evangeline neben den Hennen nun auch einen ältlichen Hahn und eineHandvoll Küken, die im hinteren Teil des Gartens zwischen den Zwiebeln, Kohlköpfen und Artischocken herumpickten. Die Eier waren ein Segen. Tanni weigerte sich nämlich hartnäckig, das seltsam schmeckende Corned Beef zu essen, und rührte auch Schinken und Bacon nicht an, die gelegentlich zu bekommen waren. Und weder sie noch Johnny aßen das zweifelhafte »Hackfleisch«, oft das einzige Fleisch, das auf Bezugsschein zu haben war. Schwester Tucker schnalzte missbilligend mit der Zunge und schalt Tanni, doch die ließ sich nicht beirren. Also sorgte Schwester Tucker dafür, dass beide zusätzlich zu ihrer vollen Ration die eine oder andere Portion Lebertran, Orangensaft oder Hagebuttensirup und Milch bekamen.
    Am Abend vor der Party stürzte sich Frances kopfüber in die Vorbereitungen. Aus dem Keller holte sie einen Teil des Silberbestecks und das hübsche Porzellan hervor, das ihrer Patentante gehört hatte. »Im Mädchenpensionat mussten

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