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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Alice. »Kommt man denn nie darüber hinweg?«
    »Woher soll
ich
das wissen?«, fuhr Alice sie an.
    Am nächsten Morgen versammelten sich alle außer Alice in der Diele der Fairfax’ und warteten darauf, dass Evangeline herunterkam und nicht etwa beim Anziehen noch einen Rückzieher machte. Sie staunten, wie schick und gepflegt sie aussah. Evangeline warf einen Blick in den Spiegel in der Diele und sah eine geschmeidige, dunkeläugige Fremde, eine Frau, der sie selbst bei ihren Treffen mit Laurent in London nicht begegnet war, eine Evangeline, von der sie dachte, dass sie sie in jener Nacht in New Orleans zurückgelassen hatte. Sie warf ihren Freundinnen eine Kusshand zu, nahm ihren Koffer und machte sich auf den Weg zum Bahnhof. Der fünfjährige Kipper bekam auf der Stelle einen Tobsuchtsanfall und Elsie musste ihn in den Schwitzkasten nehmen, damit er ihr nicht nachrannte.
    Evangeline ging langsam, trotzdem war sie viel zu früh am Bahnhof. Richards Zug sollte um acht Uhr ankommen. Nervös wartete sie auf dem Bahnsteig, horchte auf den herannahenden Zug und versuchte sich zu erinnern, wie Richard aussah.
    Als der Zug schließlich einfuhr, stieg ein hochgewachsener Kapitän der Marine aus. Evangeline winkte und ging langsam auf ihn zu. »Richard?«
    Auf seinem wettergegerbten Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und er kam mit großen Schritten auf sie zu.
    »Liebling! Du siehst sogar noch hinreißender aus, als ich dich in Erinnerung hatte!« Er riss sich die Mütze vom Kopf und küsste sie inbrünstig – vor Alberts Augen! Dann packte er sie und wirbelte sie herum, bis sie kaum noch Luft bekam. Der Hut, den Frances ihr geliehen hatte, flog davon. »Richard, lass mich runter!«, rief Evangeline atemlos und lachte. Er stellte sie auf die Füße und nahm ihren Koffer. Evangeline steckte ihren Hut wieder fest. Sie lächelte ihn nervös an, während sie auf den nächsten Zug warteten. Er wirkte älter, als sie ihn in Erinnerung hatte, und strahlte Autorität aus.
    Richard legte den Arm um sie und blickte hungrig in ihr Gesicht. »Ich denke immer, dass du verschwindest, so wie in meinen Träumen.«
    »Unsinn!«
    Als der Zug einfuhr, stiegen sie in ein Abteil, Richard schwang Evangelines Koffer auf die Gepäckablage und vergewisserte sich dann, dass sie den Fensterplatz hatte. Er sah noch einmal nach ihren Fahrkarten und steckte sie sich in die Tasche. Er hatte sich um alles gekümmert, was mit ihrer Ferienreise zusammenhing. Evangeline lehnte sich mit der Zeitschrift, die er ihr gekauft hatte, in ihrem Sitz zurück und wusste nicht recht, was sie mit sich anfangen sollte, fand es aber schön, zur Abwechslung einmal umsorgt zu werden.
    »Jeden Tag denke ich daran, wie mutig du bist, dass du hier in England ausharrst, mein Liebling, wenn du bei deiner Familie in Amerika in Sicherheit sein könntest.«
    »Nein«, erwiderte sie rasch, »dort möchte ich nicht sein, ich möchte hier sein.«
    »Dann kann ich mich glücklich schätzen. Nun«, sagte er und nahm ihre Hände in seine, »Briefe sind ja gut und schön, aber viele kommen gar nicht an und die Zensur gibt es ja auch noch. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, genau zu erfahren, was du zu Hause gemacht hast.«
    Evangeline hatte sich davor gefürchtet, zwei Wochen mit einem Mann an der See zu verbringen, den sie kaum kannte, und anfangs verunsicherte es sie, dass Richard sie so eindringlich ansah. Mehr als ein steifes Lächeln und knappe Antworten brachte sie nicht zustande. Sie durfte nicht an Laurent denken – fürs Erste musste sie ihn aus ihren Gedanken verbannen! Allerdings wollte Richard tatsächlich alles über sie und Crowmarsh Priors erfahren und während sie sich bemühte, seine Fragen zu beantworten, schmolz ihre Zurückhaltung unmerklich dahin und sie begann sich zu entspannen. Wenn sie mit Laurent zusammen war, war sie immer gereizt. Einerseits stieg Eifersucht in ihr auf, andererseits sorgte sie sich wegen seiner Einsätze für die Freien Franzosen. Nachdem sie sich geliebt hatten, redeten sie über Paris oder über die Band. Seine Gedanken waren ganz und gar mit seiner eigenen unsicheren Existenz beschäftigt und er zeigte immer weniger Interesse an EvangelinesAlltag in dem kleinen englischen Dorf, mit ihrem Garten und den Evakuierten.
    Als sie schließlich bei ihrer Unterkunft ankamen, hatte Evangeline das Gefühl, dass die zwei Wochen durchaus erträglich werden könnten. Ihre Pension war sauber und

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