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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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wider besseres Wissen ein. Die Schmeicheleien hatten ihre Wirkung getan. In der Schule war sie nie Teil dieser »Eine für alle«-Unternehmungen gewesen, hatte nie Freundinnen gehabt und sich nie mittendrin gefühlt. Sie hoffte nur, dass man sie nicht allesamt verhaften würde.
    »Außerdem brauchen wir dich und deine Vernunft, Alice, damit wir uns nicht verzetteln.«
    Alice unterdrückte ein Lächeln. Dass diese Gefahr bestand, war nur allzu offensichtlich. Sie fühlte sich wichtig.
    Oliver staunte nicht schlecht, als Alice ihm sagte, dass sie zusammen mit Frances, Evangeline und Elsie den erschreckend verwilderten Friedhof wieder ansehnlich herrichten wollte. Der Glaube zeigte sich oft genug dort, wo man ihn am wenigsten erwartete, dachte er.
    Von seinem Arbeitszimmer aus beobachtete er mit wachsender Verwunderung, wie sie sich zunächst den Bereich um das Kriegerdenkmal vornahmen. Die acht neuen, mit Marmeladengläsern voller Schneeglöckchen und selbst gemalten Schildern geschmückten Gräber waren noch nicht so stark überwuchert. Überall sonst auf dem Friedhof waren jedoch nur ein paar verwitterte Grabsteine zu sehen, alles andere verbarg eine Decke aus Nesseln, Dornengestrüpp, wildem Wein und Efeu, der sich überall ausgebreitet hatte und inzwischen auch an der Kirche und an dem gedrungenen Glockenturm emporrankte.
    Aus einer Schublade in der Sakristei förderte Alice eine rostige Gartenschere zutage und als ein ungemütlicher Januar in einen noch kälteren und nasseren Februar überging, gewöhnte sich Oliver allmählich daran, dass sie dem Gestrüpp zu Leibe rückten, wann immer sie eine Stunde erübrigen konnten und das Tageslicht noch ausreichte. Alice kam nach der Schule, wenn sie keinen Strickclub und keinen Erste-Hilfe-Kurs hatte und auch keine Aufgaben als Luftschutzwart erledigen musste, oder samstags vormittags, nachdem sie eine Weile bei ihrer Mutter gesessen hatte. Evangeline schaute in jedem Augenblick vorbei, der ihr zwischen den Kindern, dem Garten, den Hühnern und ihren Jagdausflügen blieb. Zu Olivers Überraschung kam selbst Elsie eines Tages in ihren Arbeitsstiefeln in die Kirche marschiert und fragte ohne Umschweife nach »diesem Scherending«. Frances kam sonntags nachmittags, wenn die landwirtschaftlichen Helferinnen frei hatten. Olivers Angebot, zu helfen, hatte sie in entschiedenem Ton abgelehnt: Nein, danke, sie wisse, was sie tue.
    Wie er nun an seinem Schreibtisch saß und sich auf seine Predigt für die Fastenzeit zu konzentrieren versuchte, schweiften seine Gedanken immer wieder zu Frances, die gerade auf dem Friedhof arbeitete. Er beobachtete ihre schlanke Gestalt, wie sie sich herunterbeugte, schnitt und zerrte. Gelegentlich unterbrach sie ihre Arbeit und fluchte, weil sie sich einen Dorn in die Hand gerammt hatte. Sie hatte eine hübsche Taille, dachte er, und eine ansehnliche Figur, selbst in dieser Hose und dem sackartigen Pullover. Erlächelte. Eigentlich zählte er sich nicht zu der Sorte Männer, denen die Figur einer Frau auffiel …
    Ende Februar kam Bruno nach Crowmarsh Priors, er hatte unerwartet ein paar Tage Urlaub bekommen. Tanni freute sich zwar, ihn zu sehen, doch gleichzeitig war sie nervös und hatte Angst, dass sie versehentlich etwas von ihrem Rettungsplan verraten könnte. Sie war beinahe erleichtert, als er wieder wegfuhr.
    Anfang März hinderten heftige Schneefälle sie daran, weiterzuarbeiten. Als der Schnee schließlich zu tauen begann, kam Elsie mit ihrem Giftkoffer voller Zyanid angestapft und stocherte im Unterholz herum. »Ratten«, sagte sie zu Oliver.
    »Richten Ratten nicht dort den größten Schaden an, wo Lebensmittel aufbewahrt werden? In Vorratskammern und Scheunen?«, fragte er verdutzt. »Gibt es viele Ratten auf Friedhöfen?«
    »Ratten sind überall, würd’ man nicht für möglich halten«, versicherte ihm Elsie, die Rattenexpertin. »Graben rum, das isses, was Ratten machen. In Gräbern und so. Und man sollte sie im Frühjahr erwischen, wenn sie, ähm, nisten, wissen Sie. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, muss weitermachen. Vielleicht sollten die Leute lieber nicht auf den Friedhof kommen, wegen der Gefahr.«
    »Nun, hier ist noch nie jemand von einer Ratte angegriffen worden«, sagte Oliver sanft.
    »Aber hier liegt Gift aus und überall sind schreckliche Fallen versteckt. Zyanid! Ist sehr gefährlich, Zyanid. Nicht dass die Kinder sich verletzen. Oder sich vergiften und eines schrecklichen Todes sterben«, meinte Elsie mit

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