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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Schwestern wären?«
    »Ich würd mir am liebsten diese deutschen Piloten schnappen, wenn sie mit ihren Flugzeugen abstürzen. Und dann würd ich sie hier reinschleppen, festketten und sie den Ratten als Abendbrot dalassen«, sagte Elsie mit jammervoller Stimme, während sie sich vorsichtig Schritt für Schritt weiter vortasteten. »Wie lang sind wir jetzt schon hier unten?«
    »Ungefähr anderthalb Stunden.«
    »Können wir jetzt nicht umkehren?«
    »Nein.«
    »Mist!«
    Fledermauskot machte den Boden rutschig, doch die Tunneldecke war nun höher und sie spürten einen Luftzug.
    Elsie war in der letzten Zeit mürrisch und schnippisch gewesen. Ein paar Tage zuvor hatte sie sich fürchterlich mit Bernie gestritten. Der hatte wütend die Tür des Wagens zugeschlagen, der ihn immer abholte, und war beleidigt davongefahren. Um Elsie abzulenken, sagte Evangeline nun: »Wie ich sehe, ist Bernie wieder da. Er sah richtig schick aus in seinem Anzug und mit dem Mantel über den Schultern. Er hat sogar den Hut gelüftet, als er mich sah. Und beim Friseur war er auch. Habt ihr euch wieder versöhnt?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Er will, dass wir heiraten.«
    Evangeline blieb wie angewurzelt stehen. »Heiraten? Elsie, du bist doch noch viel zu jung – und Bernie kann auch nicht viel älter sein.«
    »Neunzehn ist er. Glaubt er jedenfalls, dass er neunzehn ist. Kann aber auch sein, dass er ein bisschen älter ist. Er weiß es nicht genau. Dem Kriegsministerium hat er gesagt, er wär älter. Er sagt immer, sie sollen denken, dass man alt genug ist, um zu wissen, wie der Hase läuft.«
    »Aber das ist zu jung zum Heiraten.«
    »Wie alt warst du, als du Richard geheiratet hast?«
    »Nun, achtzehn, aber …«
    »Und du hast erzählt, dass du ihn noch gar nicht lang gekannt hast – nur ein paar Tage, wenn ich das richtig verstanden hab. Ich kenn Bernie jetzt schon drei Jahre. Oder beinahe.«
    »Bist du, ähm, schwanger?«
    »Nein.« Elsie kicherte. »Ist eher Glücksache, dass ich’s nicht bin, aber immer wenn – also, in dem Moment, wo – na ja, dann kommt mir Mum in den Sinn, wie sie sagt, man soll anständig sein, und dann sag ich Nein. Macht Bernie rasend. Und mich auch. Keine Ahnung, wie lang wir das noch aushalten. Nein, warum ich sauer auf Bernie bin? Er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will, weil ’ne Ehefrau vor Gericht nicht gegen ihren Mann aussagen kann, und das fänd er ganz praktisch. Genau so hat er’s gesagt.«
    »Das ist doch kein Grund zu heiraten! Selbst wenn sie jetzt beide Augen zudrücken – früher oder später bringt ihn diese ganze Schwarzmarktsache ins Gefängnis. Was macht er, wenn der Krieg vorbei ist und sie ihn wie einen ganz normalen Verbrecher behandeln?«
    »Na, genau das hab ich auch gedacht. Vor Gericht aussagen, also ehrlich, meint ich zu ihm. Machst du mir ’n Antrag, weil du willst, dass wir heiraten oder weil du nicht im Gefängnis landen willst? Und Bernie guckt ganz unsicher und brummelt was von entweder du willst oder du willst nicht. Und da sag ich zu ihm: ›Bernard Carpenter‹, sag ich zu ihm, ›selbst wenn ich Ja sag, dann nicht ohne Bedingungen. Dann wird nicht mehr geklaut und geplündert, wenn Juweliere und feine Pinkel ausgebombt sind – ist mir egal, ob das Kriegsministerium Diamanten braucht oder nicht. Zerbombte Häuser plündern, das ist respektlos. Und nach dem Krieg gibt’s keine Panzerknackereien mehr und von den Banden lässt du dann auch die Finger, vor allem von den Italienern in Clerkenwell. Mum hat immer Wert drauf gelegt, dass man anständig bleibt. Dann können die Leute nicht auf einen runtergucken, hat sie gesagt, egal ob du arm oder reich bist‹, sag ich zu ihm. ›Das bin ich Mum schuldig.‹ Bernie ist natürlich nicht begeistert und meint so was wie ›Kann halt nicht raus aus meiner Haut undüberhaupt, wie soll ich Geld verdienen und für ’ne Frau sorgen und so?‹ Aber da hab ich ihm in die Augen geguckt und hab ihm gesagt: ›Bernard Carpenter, bei mir gibt’s nur ganz oder gar nicht. Ganz oder gar nicht. Entweder machst du Schluss mit deinem alten Leben und suchst dir ’ne anständige Arbeit oder ich heirate dich nicht, und wenn du der letzte Mann auf der Welt wärst.‹ Und dann ist er beleidigt davon. Und ich wollt nicht, dass er sieht, wie ich Angst hab, dass er vielleicht nicht mehr wiederkommt.«
    »Liebst du ihn?« Evangelines Stimme klang stockend. »Manchmal denkst du nämlich, du wärst so verliebt, dass du

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