Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Cohen.
Die Frauen schüttelten den Kopf. »Nein, danke«, sagten sie voller Überzeugung.
»Der Rabbi und ich haben gehört, dass Ihr Mann schwer verletzt wurde«, sagte Mrs. Cohen zu Evangeline gewandt. »Es tut mir so leid. Wird er wieder gesund?«
Evangeline starrte in ihr Teeglas. »Die Ärzte wissen es noch nicht. Ich werde ihn später besuchen – heute ist mein Besuchstag im Krankenhaus. Wir hoffen alle, dass es ihm bald besser geht, aber es ist ein langer Weg. Vermutlich hat Tanni Ihnen erzählt, dass das Haus, in dem Frances lebt, als Genesungsheim für verwundete Soldaten requiriert wurde. Es ist nicht weit von dem Haus, in dem ich mit Tanni, ihren Kindern und ein paar Evakuierten wohne. Die Ärzte sagen, dass Richard in das Genesungsheim verlegt werden kann, sobald es fertig umgebaut wurde, und dass es für ihn besser ist, wenn er dort lebt und nicht in unserem Haus, weil das Heim speziell für Patienten hergerichtet wird und es dort ruhig ist. Er kann im Moment keinen Lärm ertragen, seine Nerven müssen sich noch weiter erholen.«
Mrs. Cohen schüttelte mitfühlend den Kopf, dann hörte sie von draußen Schritte und huschte in den Flur, um die Tür zu öffnen. Zusammen mit einer jüngeren Frau, die ein Kopftuch trug, kam sie in die Küche zurück und stellte sie als Rachel vor.
»Der Rabbi ist nicht da«, flüsterte Mrs. Cohen. »Ich habe ihm nichts erzählt, wie du gesagt hast, Rachel, aber es ist so schwierig, Geheimnisse vor ihm zu haben.«
»Es ist richtig, ihm nichts zu erzählen. Braucht er denn noch mehr Sorgen? Lassen Sie uns anfangen. Ich sollte eigentlich im Büro sein und kann nicht lang bleiben.« Rachel legte ihre Gasmaskebeiseite, gähnte und nahm dankbar ein Glas Tee entgegen. »Bitte entschuldigen Sie. Ich bin so müde. Lassen Sie mich einen Moment nachdenken. Was hatten wir noch über die Joseph-Zwillinge herausgefunden … da war etwas Neues … ich muss mir so viel merken und unsere Aufzeichnungen sind ganz durcheinander.« Sie lächelte Frances und Evangeline entschuldigend zu.
»Tanni Zaymans Familie?«, versuchte Frances ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. »Ihre Eltern, Dr. Joseph und seine Frau? Die Mutter ihres Mannes, Mrs. Zayman? Lili und Klara Joseph, die eigentlich vor drei Jahren in England eintreffen sollten, aber nie hier angekommen sind? Wenn Sie wüssten, wie verzweifelt Tanni nach ihnen sucht …«
»Ja, die Joseph-Schwestern. Vermutlich haben wir sie aufspüren können. Noch bevor die Deutschen Amerika den Krieg erklärten, hatten wir Kontakt mit den amerikanischen Quäkern im Lager in Gurs. Offiziell sind die Quäker unparteiisch, doch die Deutschen misstrauen allen Pazifisten und dulden sie nur, solang sie sie für Propagandazwecke nutzen können. Es hört sich eben gut an, wenn man sagen kann, dass die Quäker Hilfsaktionen in den Lagern auf die Beine stellen. Das ist eine der Lügen, die die britische Regierung nur zu gern glaubt.«
Mrs. Cohen hatte eine Garnrolle zur Hand genommen, spulte den Faden ab, wickelte ihn wieder auf und murmelte dabei Gebete vor sich hin.
»Wir haben Bruno vor Monaten gesagt, dass die Mädchen entweder im Zug gestorben oder aus irgendeinem Grund nie im Lager angekommen sind. Dann erfuhren wir, dass ein Priester einige Kinder bei Familien in der Umgebung untergebracht hat. Lang konnten wir nicht herausfinden wo, bis eine unserer Kontaktpersonen mit dem Rad zu einem entlegenen Bauernhof fuhr. Der Mann hatte gehört, dass dort ein älteres Ehepaar mit Zwillingen lebte. Er gab an, dass er die Mädchen gesehen habe, sie waren sechs oder sieben Jahre alt. Die beiden Alten beteuerten, dass es ihre Enkeltöchter seien. Unser Freund machte sich große Sorgen, weil man die alten Leuten verhaften oder erschießen würde, wenn sie jüdische Kinderbei sich versteckten. Und auch die Kinder würde man erschießen oder deportieren. Wir übermittelten ihnen die Nachricht, dass die Familie der Kinder in England sei und nach ihnen suche. Außerdem war unser Freund sich sicher, dass es nicht lang dauern würde, bis die Deutschen von den Kindern erfuhren, schließlich hatte sich die Nachricht über ihren Aufenthaltsort auch zu ihm herumgesprochen. Er drängte die alten Leute, ihm die Mädchen anzuvertrauen, um sie an einem anderen Ort zu verstecken, doch zunächst weigerte das Ehepaar sich. Es stellte sich heraus, dass der Priester der Bruder der alten Dame war. Doch schließlich gaben die beiden nach.«
Rachel nippte an ihrem
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