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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Tee.
    »Die Gegend steht im Moment unter der Kontrolle der Vichy-Regierung, doch man rechnet beinahe stündlich damit, dass die Deutschen ihre Demarkationslinie weiter Richtung Süden verschieben. Die Nazis treiben alle französischen Juden zusammen und verhaften sie und außerdem suchen sie nach ausländischen Juden, die nach Frankreich geflohen sind. Inzwischen durchkämmen sie schon die Gegend um Gurs nach Kindern, die auf der Liste des Kindertransports stehen, aber nicht im Lager sind. Aber wir haben auch noch etwas anderes erfahren. In Auschwitz scheint es einen Doktor zu geben, der medizinische Experimente zur menschlichen Fortpflanzung an Gefangenen durchführt. Offenbar gibt es einen Befehl, vor allem Zwillinge aufzuspüren. Für ausfindig gemachte Zwillinge werden sogar Belohnungen geboten. Unser Freund hatte recht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Joseph-Zwillinge entdeckt oder verraten werden.«
    »Gott behüte!« Mrs. Cohen verbarg das Gesicht in den Händen.
    »Gott behüte«, wiederholte Rachel.
    »Also müssen wir handeln, bevor die Nazis die Kinder finden oder die, die sie bei sich aufgenommen haben. Können die Quäker sie noch eine Weile verstecken, bis wir die nötigen Vorkehrungen getroffen haben, um sie aus Frankreich herauszuholen?«, fragte Frances.
    Rachel überlegte. »Sie müssen darauf achten, dass sie nur als neutrale Helfer auftreten, die aus humanitären Gründen aktiv werden.Alles andere bringt das wenige Gute in Gefahr, das sie leisten dürfen. Allerdings gibt es einige Quäker, die schon längst nicht mehr so neutral sind, wie sie einmal waren. Durch sie schicken wir der Résistance Geld für Medikamente, Gewehre, Munition und Funkgeräte. Im Gegenzug bekommen wir Informationen und Gefälligkeiten. Manchmal können sie jemandem zur Flucht verhelfen, wenn derjenige so wichtig ist, dass das Risiko gerechtfertigt erscheint. Dann werden sie mit Hilfe örtlicher Résistance-Gruppen wie die abgeschossenen Piloten über Fluchtrouten zu Treffpunkten an der französischen Küste und von dort zurück nach England gebracht. Sie dürfen aber nicht vergessen, dass es nicht nur um Geld geht. Als Vergeltungsmaßnahmen für Résistance-Aktionen erschießen die Deutschen wahllos Zivilisten. Doch die Quäker würden sich wahrscheinlich bereit erklären, beim Transport der Mädchen an die Küste zu helfen, wenn die Chance auf eine Zusammenführung der Familie besteht. Bei der Résistance bin ich mir allerdings nicht so sicher – ich bezweifle, dass sie bereit wären, ihre Fluchtrouten für Kinder zu benutzen. Aber wenn sie genug Geld geboten bekommen – wer weiß? Doch selbst wenn wir annehmen, dass die Kinder es bis nach England schaffen, was passiert dann?«
    Frances sagte: »Wir haben einen Plan …«
    Rachel unterbrach sie und sah Mrs. Cohen an. »Berthe, es tut mir leid, aber es wäre sicher das Beste, wenn du uns nun allein lassen könntest. Es ist zu deinem eigenen Schutz, wenn du nicht erfährst, worüber wir reden. Dann kannst du mit Fug und Recht behaupten, dass du nichts weißt, falls die Behörden dich danach fragen sollten.«
    »Aber Rachel!«
    »Es geht auch um den Schutz des Rabbis. Es ist besser, wenn du sagen kannst, dass du nichts weißt.«
    Mrs. Cohen seufzte und verließ den Raum.
    »Wir können die Résistance dafür bezahlen, dass sie die Mädchen auf einer ihrer Fluchtrouten an die Küste und dann über den Kanal bringen«, sagte Frances ruhig.
    »Und die Behörden würden sie wieder zurückschicken!«
    »Nur wenn die Behörden von ihnen erfahren.«
    »Aber durch die Verteidigungszone um die Küste kommt man unmöglich durch.«
    Nun meldete sich Evangeline zu Wort. »Nein, sie ist nicht so undurchdringlich, wie es scheint. Deshalb macht sich die Regierung ja solche Sorgen, dass Nazis ins Land gelangen könnten. Wir haben einen Weg von der Küste ins Landesinnere gefunden, den Leute schon vor Hunderten von Jahren benutzt haben. Er führt von einer alten Schmugglerhöhle an der Küste durch einen Tunnel ins Landesinnere. Wir sind überzeugt, dass die Behörden nichts davon wissen – er ist auf keiner offiziellen Karte eingezeichnet. Die einzige Karte ist diese hier.« Aus den zusammengerollten Papieren zog sie die Kopie hervor, die Alice von der Karte ihres Vaters gemacht hatte, und breitete sie auf dem Küchentisch aus. »Sie wurde vor zwanzig Jahren von einem Pfarrer in unserem Dorf gezeichnet, in seiner Freizeit war er Heimatforscher. Er ist vor ein paar Jahren

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