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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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nicht laut loszuprusten, und dachte dann: Warum eigentlich nicht? Elsie war der einzige Mensch in Bernies Leben, der ihn vor einer Verbrecherlaufbahn bewahren konnte, und wenn er die beiden nicht traute, gäbe es über kurz oder lang ein weiteres uneheliches Baby in der Gemeinde. Die alte Redensart »Man muss das Eisen schmieden, solang es heiß ist« kam ihm in den Sinn. Inzwischen nahm er es mit vielen Vorschriften nicht mehr so genau, also konnte er genauso gut gegen ein paar weitere Regeln verstoßen und die beiden trauen. Wenn der Bischof irgendwann davon erfuhr, würde er Ärger bekommen, doch der Bischof war im Augenblick mit viel wichtigeren Dingen beschäftigt und Oliver gelangte allmählich zu der Überzeugung, dass zu viele Kirchenregeln hinderlich für den christlichen Glauben waren.
    Die jungen Frauen taten sich zusammen, um Elsie zu helfen. Hochzeitskleider gab es nicht auf Bezugsschein. »Selbst das Kriegsministerium hat noch keine Sparversion von Hochzeitskleidern herausgebracht, Schätzchen«, meinte Frances. Alice, die nicht nur bei Strickzirkeln und Erste-Hilfe-Kursen, sondern auch bei Altkleidersammlungen mithalf, erinnerte sich an eine Dame von der Wohlfahrt, eine gewisse Barbara Cartland. Sie hatte bei ihren Freundinnen aus der besseren Gesellschaft eine Reihe von Hochzeitskleidern zusammengebettelt, die an Bräute in der Armee verliehen wurden. Alice machte ihre Adresse ausfindig und schickteihr Elsies Maße. Die frostige Antwort kam postwendend: Die Kleider standen nur den Frauen in der Armee zur Verfügung, nicht jedoch den landwirtschaftlichen Helferinnen. Wutentbrannt hatte Frances mit ihrem Vater telefoniert und ihm angedroht, Tag und Nacht jede halbe Stunde anzurufen und seine Telefonleitung lahmzulegen, wenn er nichts unternahm. Der Admiral murmelte, er werde sehen, was sich machen ließ.
    Am Tag vor der Hochzeit wurde durch einen Eilboten eine Pappschachtel abgeliefert, die offensichtlich schon oft hin und her geschickt worden war. Tanni breitete ein Laken auf dem Boden aus und sie und Evangeline zerschnitten vorsichtig die Paketkordel. Die konnte man später noch einmal benutzen. Ihnen stockte der Atem, als sie die Schachtel öffneten und auf Lagen von Seidenpapier ein elegantes Kleid aus Seidenatlas mit passendem Schleier zum Vorschein kam. »Von Worth«, flüsterte Frances andächtig, als sie das Etikett sah.
    Tanni überlegte, wer wohl die Braut gewesen sein mochte, die dieses Kleid als Erste getragen hatte. Elsie musste es sofort anprobieren. »Es sitzt perfekt, es ist nur zu lang. Du bist so klein, daher müssen wir den Saum umnähen«, sagte sie. »Halt still, ich steck ihn fest.« Dasselbe hatte sie schon mit dem Negligé und dem Seidenmantel getan, die sie von Frances bekommen und an Evangeline weitergegeben hatte, als Richard auf Heimaturlaub kam. Negligé und Mantel lagen bereits frisch gebügelt und ordentlich gefaltet zusammen mit einem duftenden Lavendelzweig in einem schicken kleinen Koffer, den sich Elsie von Frances für das Flitterwochenende in Eastbourne geliehen hatte.
    Am Nachmittag des Hochzeitstages wartete Albert Hawthorne, der die Rolle des Brautvaters übernahm, im Schatten des Lorbeerbusches vor Glebe House auf die fünf jungen Frauen. »Ein bisschen Übung kann dir nicht schaden«, hatte Nell munter gesagt. »Eines schönen Tages tust du dasselbe für Margaret Rose.« Sie bürstete seinen guten schwarzen Anzug aus und polierte seine Schuhe, bis sie wie Lackleder glänzten. Albert holte die goldene Taschenuhr hervor, die sein Großvater anlässlich seines siebzigjährigen Jubiläumsals Stationsvorsteher von Crowmarsh Priors bekommen hatte, und drapierte die Uhrkette mit einem feierlichen Gefühl auf seiner Weste. Wenn schon, denn schon.
    Er war überpünktlich, wartete und wartete und trat von einem Fuß auf den anderen. Was zum Donnerwetter machten die Mädchen denn nur so lang? Wenn die Züge so viel Verspätung hätten wie diese Trauung, käme das ganze Land zum Stillstand.
    Im Innern des Hauses zupften Tanni, Alice und Frances, die für den Nachmittag freibekommen hatte, an Elsie herum, drehten ihr Lockenwickler aus den Haaren und legten ihr ein Handtuch um die Schultern, bevor sie ihr das Gesicht puderten. Elsie zitterte fast vor Aufregung und ihre Augen funkelten. Evangeline scheuchte die vier älteren Kinder vor sich her ins Bad, um sie ein letztes Mal ordentlich zu kämmen. Sie trug ein hübsches Kleid mit tief angesetzter Taille aus den

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