Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
inständig, dass er nichts gesagt oder getan hatte, was Elsie dazu bewegen könnte, es sich anders zu überlegen. Vor zwei Monaten war er nach ihrem Streit aus London zurückgekehrt, ohne Elsie fühlte er sich einsam und elend. Er war fest entschlossen, ihr diesmal einen richtigen Heiratsantrag zu machen. Mittlerweile hatte er eingesehen, dass er beim ersten Mal vielleicht nicht ganz die passenden Worte gefunden hatte – die Sache mit der Aussage vor Gericht hätte er besser nicht erwähnt. Mit manchen Dingen nahm Elsie es sehr genau. Das sei sie ihrer Mum schuldig, sagte sie immer. In seinem Bemühen, beim zweiten Mal keinen Fehler zu machen, hatte er verlegen bei seinen Kollegen nachgefragt, wie man es am besten anstellte. Die feinen Pinkel hatten ihm erklärt, was man als Mann bei dieser Gelegenheit üblicherweise sagte, und fügten hinzu, es sei eine gute Idee, einen Ring parat zu haben, falls das Mädchen ganz aufgeregt wurde und »Ja« sagte. Dass man auch noch einen Ring brauchte, war Bernie neu, aber für alle Fälle kehrte er mit einem wunderschönen alten, mit Saphiren und Diamanten besetzten Verlobungsring nach Crowmarsh Priors zurück. Außerdem hatte er sich einen Spruch zurechtgelegt, den er immer und immer wieder übte: Würde Elsie ihm die Ehre erweisen, Mrs. Bernard Carpenter zu werden?
Er hatte seinen Spruch aufgesagt und Elsie den Ring hingehalten. Mit offenem Mund starrte Elsie erst den Ring und dann ihn an. Zu seinem Entsetzen stampfte sie mit dem Fuß auf und sagte: »Bernie Carpenter, ich würde dich nie heiraten, und wenn du der letzte Mann auf Erden wärst! Mum würde sich im Grab rumdrehen, ehrlich!« Dann war sie davongestürmt und hatte dabei halblaut etwas von Plünderern, Panzerknackern und Gefängnissenvor sich hingemurmelt. Und sie sagte, dass Mum recht gehabt hätte, und fügte unerklärlicherweise etwas über Frettchen hinzu. Sie wolle ihn nie wiedersehen und sei heilfroh, ihn loszuwerden.
Es war der schlimmste Augenblick in Bernies Leben. Verwirrt und verängstigt lief er hinter ihr her und sagte, klar, er könne sich vorstellen, dass sie keinen Mann haben wollte, der die ganze Zeit im Gefängnis saß, aber er würde sich erst ändern, wenn sie seine Frau würde, also wäre es das Beste, wenn sie ihn schnellstens heiratete. Außerdem hatte er nicht vor, sich mehr als einmal im Leben zu verloben, und die feinen Pinkel, für die er arbeitete, hatten gesagt, wenn man’s ernst meint, dann braucht man einen Ring und … Plötzlich dämmerte es ihm! Elsie dachte, er hätte den Ring gestohlen. Ganz ehrlich, er hatte den Ring nicht geklaut, keine krummen Dinger. Er hatte ihn von einem polnischen Flieger bekommen, als Gegenleistung für »ein bisschen Papierkram.« Alles ganz legal und korrekt. Bei dem »bisschen Papierkram« handelte es sich um dieselbe Arbeit, die er für das Kriegsministerium erledigte, und weil die Polen und das Kriegsministerium auf derselben Seite standen und gegen Deutschland kämpften, war das doch wohl in Ordnung, oder? Das hatte alles nichts mit Banden zu tun, betonte Bernie, und auch nicht mit Plündereien und Diebestouren. Vor allem, so fügte er hinzu, wo er doch keine zerbombten Häuser mehr durchsuchte, aus Respekt vor der Art und Weise, wie ihre Mum und Jem und Violet gestorben waren. Dann fiel ihm noch etwas anderes ein: Und außerdem liebte er sie und könnte nicht ohne sie leben. Also, würde sie ihn heiraten? Bitte?
Elsie war besänftigt und überlegte rasch. Was immer er ihr jetzt auch versprach, irgendetwas in ihr wusste, dass Bernie und das Gesetz niemals enge Freunde werden würden. Ausnahmsweise wünschte sie sich inständig, Mum könnte ihr raten, was sie tun sollte. Andererseits hatte sie keineswegs vor, ein Leben wie Mum zu führen oder sogar ein noch schlimmeres. Aber Mum war tot. Wenn sie Bernie heiratete, musste sie dafür sorgen, dass er anständig blieb. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie dieser Aufgabe für den Rest ihres Lebens gewachsen sein würde. Als sie jedoch inBernies besorgtes Gesicht sah, wurde ihr klar, dass sie möglicherweise doch das eine oder andere von ihrer Mutter gelernt hatte, wenn es darum ging, einen Mann an die Kandare zu nehmen. Also könnte es vielleicht doch klappen. Schließlich lächelte sie ihn an und sagte »Na gut, Bernie, warum eigentlich nicht?«, küsste ihn, ließ den Ring auf ihren Finger gleiten und seufzte. »Na so was! Ich und verlobt!«
Danach nannte Elsie ihn bei jeder sich bietenden
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