Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Elsies Dachgeschosszimmer und schlief wie ein Stein. Bernie sagte Constable Barrows Bescheid, dass ihr ein bisschen unwohl gewesen sei und Elsie sich um sie kümmern wollte.
Dann versammelten sich Elsie, Bernie, Alice und Evangeline auf dem Friedhof. Auch Frances war inzwischen zurückgekehrt. Bernie hatte das Auto etwa eine Meile entfernt auf dem Feldweg hinter einer Hecke versteckt. Das Treffen der Bürgerwehr war zu Ende. Hugo trat als Letzter aus dem Gemeinschaftshaus. Bevor er sich auf den Heimweg machte, sah er sich prüfend nach allenSeiten um. Dann senkte sich Stille über das Dorf, das sich hinter seine Verdunkelungsvorhänge zurückgezogen hatte. Es begann zu regnen – ein Segen.
Sie waren alle nervös. Alice sah immer wieder auf ihre Armbanduhr. Schließlich sagte sie: »Ebbe in zweieinhalb Stunden. Frances und Elsie, ihr solltet euch langsam auf den Weg nach unten machen.«
»Gut.«
»Decken, Brote und alles andere sind hier in diesem Bündel.«
»Wir wissen nicht, wie lang wir brauchen, um sie vom Höhleneingang hierher zu bringen. Vielleicht haben sie ein Schlafmittel bekommen und wir müssen sie tragen.«
Sie versuchten, sich nicht auszumalen, was möglicherweise mit den Kindern passierte, während sie sich der sicheren Küste näherten. Alice hatte ihnen erzählt, was in den Aufzeichnungen über den Pfarrbezirk stand: dass die Schmuggler ihre Waren in Fässern verstaut und unter Wasser hinter sich hergezogen hatten. Die Vorstellung, dass die Zwillinge betäubt auf dem Boden eines Bootes lagen und zwischen den Minen im Kanal Richtung Küste fuhren, war schlimm genug, doch wenn sie durch das Wasser gezogen werden mussten … wenn irgendetwas schiefging, würden sie ersticken oder ertrinken wie Kätzchen, die niemand haben wollte.
Als der Regen aufhörte und ein fast voller Mond hinter dichten Wolken zum Vorschein kam, spulten sie ihre Seile ab, kontrollierten ihre Taschenlampen, Kerzen und Streichhölzer. »Oh, nein!« Das Seil hatte sich verheddert und musste aufgeknotet werden. »Ob uns jemand hier im Mondlicht sieht?«, überlegte Alice.
»Wahrscheinlich sind alle längst im Bett.«
Als Elsie den Mechanismus am Steinsarg betätigte, ließ sich der Zugang zum Tunnel leicht öffnen. »Gut, dass er sich jetzt einfacher bewegen lässt. Als wir das das erste Mal probiert haben, hat sich nichts gerührt.«
»Konzentrier dich und bleib ruhig«, murmelte Frances. »Verdammtes Seil!« Sie hatte Oliver gesagt, dass sie ihn heute Abend nicht treffen konnte – es sei eine dieser Gelegenheiten, bei denener ihr vertrauen müsse. In dem Fall, hatte er lächelnd geantwortet, würde er ein bisschen Schlaf nachholen, er sei ganz schön müde. Frances mochte sich nicht vorstellen, wie er allein in seinem Bett lag.
Nachdem sie in der Dunkelheit zwanzig verzweifelte Minuten lang an dem verknoteten Seil gezupft und gezogen hatten, hörten sie das Dröhnen von Flugzeugen, die vom Kanal auf sie zukamen.
»Oh nein! Oh verdammt!«, sagte Frances. »Sie fliegen genau über uns hinweg.«
Sie sahen nach oben. »Kopf runter, sonst reflektiert euer Gesicht das Licht. Legt euch hin!«, kommandierte Frances. Im Schatten der Kirche warfen sie sich auf den Boden und warteten, dass die Flugzeuge das Dorf überflogen. Aus der Richtung von Brighton hörten sie entferntes Flakfeuer.
Die Flugzeuge kamen immer näher. Eine Bombe fiel auf die Downs, dann noch eine und noch eine. Die Erde bebte. »Warum bombardieren sie die Downs? Normalerweise fliegen sie weiter Richtung Norden.« Die Erde zitterte.
»Ich muss nach Hause, Tanni und die Kinder müssen in den Keller und allein schafft sie das nicht.« Evangeline lief so schnell sie konnte davon.
»Bernie, du gehst mit Elsie nach Hause«, befahl Alice. »Wenn Agnes aufwacht, kriegt sie einen Höllenschrecken.« Elsie und Bernie rannten los. In Glebe House lag Agnes im Dachgeschoss und schlief – am gefährlichsten Ort im ganzen Haus.
Alice sah ihnen nach. Sie musste zu ihrer Mutter. Der Boden unter ihren Füßen bebte, um sie herum zuckten Feuerblitze, doch sie sprintete zu ihrem Fahrrad, das sie im Gebüsch versteckt hatte, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden. Innerhalb von einer Stunde konnte sie hin- und wieder zurückfahren.
Frances rannte auf das Pfarrhaus zu. Die Flugzeuge kamen immer näher. »Oliver!«, schrie sie. »Der Unterstand! Schnell!« Doch Oliver stand schon in der Tür. »Frances!« rief er. In diesem Moment flog das
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