Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
hörte, wie die Haustür zuschlug und Hugo seinem Vater zurief, dass das Treffen verschoben worden war. Sie schlich über die Hintertreppe zu dem Fenster, das sie offen gelassen hatte. Als sie unter Sir Leanders Arbeitszimmer entlangkroch, entbrannte zwischen den beiden Männern plötzlich ein heftiger Streit.
»Ich sage dir, sie ist es!« Leander klopfte wütend mit seinem Stock auf den Boden. »Es steht zu viel auf dem Spiel. Es ist deine Aufgabe … überrede sie! Ich habe mich mit ihnen in Verbindung gesetzt … sie werden sich Hammet vornehmen, werden ihn beseitigen …«
Frances vergaß das Radio. Es hörte sich an, als wären Oliver und sie in ernsten Schwierigkeiten. Mit »Sie werden sich Hammet vornehmen« konnten nur der Bischof und die Kirchenbehörden gemeint sein. Irgendjemandem musste aufgefallen sein, wie viel Zeit sie und Oliver zusammen verbrachten, und er hatte sich beim Bischof beschwert, dass der Pfarrer ein Verhältnis mit einem seiner Gemeindemitglieder hatte. Sie würden riesigen Ärger bekommen, weil sie ihre Heirat geheim gehalten hatten, und Frances würde sich etwas einfallen lassen müssen, damit niemand etwas von ihrer Verbindung zu den
Auxis
erfuhr, vor allem Oliver nicht, der noch immer nichts davon wusste.
Verdammt!
Frances lauschte angestrengt auf Hugos Antwort. Er sagte so etwas wie »Warte, ich habe … noch etwas, wofür sie bezahlen werden.« Frances fragte sich, wofür die Kirche Hugo bezahlen würde. Das kam ihr merkwürdig vor, doch nun musste sie sich überlegen, wie sie Oliver vor dem Bischof warnen sollte, ohne ihm zu erklären, woher sie ihre Informationen hatte.
Rachel rief an und sagte, sie habe gehört, dass Tanni Zwillinge erwarte. Es würden Zwillinge, da war sie sich ganz sicher. Das spürte sie in den Knochen. Zwillinge kamen in Tannis Familie häufiger vor.
Das war das Signal, auf das sie gewartet hatten. Es hieß »heute Abend«.
Alice nahm die Nachricht entgegen. Beim Tee trieb sie ihre Mutter zur Eile an und hastete dann zu ihren Freundinnen zurück. Frances war zu einer ihrer Wanderungen aufgebrochen, Agnes hing wie üblich an Elsies Schürzenzipfel und Evangeline hatte sich hingelegt. Sie stand auf und half Alice mit den Kindern. Sie durften heute ohne zu baden ins Bett, wenn sie versprachen, früh schlafen zu gehen.
»Aber nur, wenn wir uns auch nicht waschen müssen!«, forderten Tommy und Maude.
»Gut, auch ohne Waschen«, seufzte Evangeline. Sie war zu müde, um mit einem nassen Waschlappen hinter ihnen herzujagen.
»Und ohne Zähneputzen!«
Zu allem Überfluss war das Treffen der Bürgerwehr, das eigentlich am Abend zuvor zusammen mit zwei anderen Bürgerwehrgruppen im Gemeinschaftshaus stattfinden sollte, auf den heutigen Abend verlegt worden. In der Nähe des Friedhofs würde also ein ständiges Kommen und Gehen sein. Die jungen Frauen würden sehr vorsichtig sein müssen.
»Verdammt, was mach ich denn mit Agnes? Sie geht immer erst zum Schlafen zu den Barrows zurück«, meinte Elsie halblaut zu Bernie. Wenigstens war er zu Hause und konnte sofort dasAuto holen, das er in einer ungenutzten Scheune versteckt hatte. Das hieß, dass die Mädchen gleich nach London gefahren werden konnten, solang es noch dunkel war. Wenn der Morgen graute, wären sie in Sicherheit.
Zunächst mussten sie sich jedoch etwas wegen Agnes überlegen. Elsie wollte unbedingt los, um die Decken einzusammeln und den Kakao zu machen.
»Hier«, sagte Bernie. »Gib ihr die.« Er hielt ihr zwei Tabletten entgegen.
»Ich kann doch nicht meine eigene Schwester vergiften!«
»Das ist kein Gift, das sind Schlaftabletten.« Bernie schaute verlegen. »Die hab ich von … ’nem Mann gekriegt, den ich kenne, als Agnes noch bei uns im Zimmer geschlafen hat.«
Elsie gab ihm einen Kuss und als Agnes kurze Zeit später hereinkam, reichte sie ihr einen großen Becher Kakao, in dem sie die Tabletten aufgelöst hatte.
Um neun Uhr lehnte Agnes schnarchend mit dem Kopf auf dem Küchentisch. »Wir bringen sie am besten nach oben«, sagte Elsie. »Du packst sie an den Schultern und ich nehm die Füße.«
»Nicht schon wieder in unserem Zimmer«, maulte Bernie.
»Hör zu, wenn sie bequem liegt, schläft sie besser. Das siehst du doch ein, oder? Leg sie in unser Bett. Wir werden es heute Nacht wahrscheinlich sowieso nicht brauchen. Und wir können sie ja schlecht zu den Barrows rübertragen, so als wär sie betrunken oder tot oder so.«
Um halb zehn lag Agnes gemütlich in
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