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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Gracecourt Hall selbst nun noch genauer unter die Lupe nehmen. Wenn Frances recht hatte, waren nicht nur die de Balforts in diese Sache verwickelt, also durfte sie auf keinen Fall ihre Tarnung auffliegen lassen, bevor ihnen alle ins Netz gegangen waren. »Und, Frances«, warnte er sie, als sie sich verabschiedete, »denken Sie immer daran, wie gefährlich Kollaborateure sind. Sie haben alles zu verlieren.«
    Frances verbrachte Weihnachten in Crowmarsh Priors, anstatt zu ihrem Vater zu fahren. Sie unternahm lange Wanderungen in die Umgebung und brachte bei ihrer Rückkehr Fasane, Kaninchen und einmal sogar ein Reh mit. Die Wilderei war ein ideales Alibi. Bei ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, dass sie sich, wenn sie lügen musste, so gut es ging an die Wahrheit hielt.
    Alice sollte zu Beginn des neuen Jahres ihren Dienst in London antreten. Als die Kinder am Silvesterabend im Bett waren, kam sie, um sich von Frances und Evangeline zu verabschieden. Sie trug zum ersten Mal ihre neue
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-Uniform. Sie hatte abgenommen und der knappe Uniformrock brachte ihre schlanke Figur und ihre langen Beine zur Geltung. Der figurbetonte Schnitt stand ihr gut. Zum ersten Mal seit Monaten hatte sie sich die Mühe gemacht, sich die Fingernägel zu maniküren und sich die Lippen zu schminken – mit einem Lippenstift, den ihr Elsie zum Abschiedgeschenkt hatte. Unter ihrer kecken
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-Kappe sah man eine beinahe perfekte Victory Roll. Sie wirkte wie ein vollkommen anderer Mensch: tüchtig und kompetent, aber auch überraschend glamourös, wie ein Pin-up-Girl in Uniform.
    Sie hatten die letzte Flasche Wein aus Lady Marchmonts Vorräten geöffnet und plauderten. In ihrer knapp bemessenen Freizeit hatte Frances Oliver dabei geholfen, im Esszimmer des Pfarrhauses eine improvisierte Kapelle einzurichten, damit das Dorf trotz der Zerstörung der Kirche einen Ort der Andacht hatte. »Das ist nett von dir, Frances«, meinte Alice.
    Frances lächelte bescheiden. »Jahrelang bist du die tragende Säule von St. Gabriel gewesen und irgendjemand muss Oliver doch dabei helfen, die Gemeinde zusammenzuhalten, wenn du weg bist«, antwortete sie.
    Evangeline starrte sie an. Frances war nicht gerade diejenige, die sie sich in Alice’ Fußstapfen vorgestellt hatte, doch sie und Oliver schienen neuerdings fast immer zusammen zu sein. Und wenn sie nicht zusammen waren, dann suchten sie sich. Komisch.
    »Wie auch immer, Schätzchen, da du uns verlässt, habe ich hier ein kleines Geschenk für dich«, wechselte Frances das Thema. »Du weißt nie, was in London passiert oder wen du kennenlernst. Ich glaube, wenn dir der richtige Mann begegnet, kannst du das brauchen.« Sie reichte Alice den krokodilledernen Kosmetikkoffer, der Albert aufgefallen war, als sie zum ersten Mal in Crowmarsh Priors aus dem Zug stieg.
    »Oh,
Frances
 …«, hauchte Alice. Sie strich andächtig mit der Hand über das Leder und öffnete dann die Schließe. Der Kosmetikkoffer war das Prächtigste, was sie jemals gesehen oder gar besessen hatte. Innen war er wunderschön mit Silber und Perlmutt verziert und es gab einen Kamm und eine Bürste, ein Maniküre-Set, Nähutensilien, eine kristallene Puderdose mit einem großen Puderquast, Schlaufen für drei Lippenstifte und zwei Parfümflaschen von Lalique, die beide noch halb voll waren. Außerdem lagen eine Zahnbürste mit Perlmuttgriff und eine kleine Dose für Zahnpulver darin, es gab eine gepolsterte Schublade für Schmuckund ein sauberes Spitzentaschentuch. Im Deckel befand sich ein schwenkbarer Spiegel, der an einem raffinierten kleinen Scharnier befestigt war. »Oh, Frances – so etwas Hübsches habe ich noch nie besessen!«, sagte sie. »Wenn ich sterbe, dann finden sie es und dann sagen sie, ich hätte – dass ich … eine Freundin hatte.«
    »Lass uns nicht trübsinnig werden, Schätzchen. Keine Tränen! Ich habe das Gefühl, dass du bald einem wunderbaren Mann begegnest und all das für deine Hochzeitsreise brauchst. Versprich uns, dass du uns schreibst und uns alles erzählst, wenn es so weit ist.«
    Als Alice weg war, tranken Frances und Evangeline den restlichen Wein und starrten ins Kaminfeuer. »Du und Oliver«, sagte Evangeline nach einer Weile, »du bist in ihn verliebt, oder?«
    Wenn du lügen musst, bleib so nahe an der Wahrheit wie du kannst. »Ja«, sagte Frances. »Ich weiß, was du denkst, dass es keinen Sinn ergibt, aber, Evangeline … niemand darf es erfahren. Fürs Erste muss es ein Geheimnis bleiben.

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