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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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herumlagen. Das Grab des Ritters war noch dort, wo es immer gestanden hatte, doch es war so tief eingesunken, dass man es kaum noch sehen konnte. Es gab keine Möglichkeit mehr, in den Tunnel zu gelangen. Sie hatten nur die eine schwache Hoffnung, dass das Boot mit den Kindern die Höhle nicht wie erwartet erreicht hatte, obwohl man sich angesichts der Minen und der militärischen Seeüberwachung nicht ausmalen mochte, warum. Falls die Mädchen also nicht tot waren, sondern aus einem anderen Grund nicht aufgetaucht waren, wo könnten sie dann sein?
    Frances meinte, sie könnten versuchen, über die Freien Franzosen herauszufinden, ob irgendjemand in ihrem Netzwerk Näheres wusste. Doch im Augenblick konnten weder sie noch Evangeline nach London fahren.
    Weihnachten brachte Besuch nach Crowmarsh Priors. Die Erste war Penelope. Sie wollte Zeit mit Richard verbringen und ihren Enkelsohn bewundern. Als Nächstes stieg ein schlaksiger, pickeliger Bursche aus dem Zug und schlurfte Richtung Glebe House. »Es ist Ted!«, rief Agnes selig. »Ich hab ihm geschrieben, hab ihm gesagt, wo ich bin«, erklärte sie Elsie. Mittlerweile lebte sie wieder bei Elsie und Bernie, weil das Baby der Barrows jeden Augenblick zur Welt kommen konnte. Und da Frances oft nicht da war, konnte Agnes auf ihrer Seite des Dachbodens schlafen.
    Noch ehe jemand recht wusste, was geschah, hatte sich Ted im Schuppen von Glebe House häuslich niedergelassen. Für ein Feldbett und eine Spirituslampe half er Evangeline im Garten und bei allen möglichen Arbeiten, die anfielen. Dabei redete er ununterbrochen. Er wollte sie alle zum Sozialismus bekehren. Elsie war schon bald davon überzeugt, dass Ted seine Familie mit seinen politischen Reden in den Wahnsinn getrieben und sie ihn aus dem Haus geworfen hatte. Gnadenlos belehrte und schalt er alle, denen er begegnete: Oliver erklärte er, dass Religion Opium fürs Volk sei, mit Albert sprach er über die Solidarität der Arbeiterklasse, beiEvangeline und Frances ging es um die Unterdrückung der Arbeiter und den Imperialismus und bei Alice um die soziale Revolution und die Frage, warum die Bourgeoisie die Kirche als Werkzeug zur Unterdrückung der Massen einsetzte.
    Als er Bernie eine Predigt über die dem kapitalistischen System innewohnende Problematik hielt, blaffte Bernie: »Er macht mich wahnsinnig! Ich will bloß ’n bisschen Ruhe und Frieden, mehr verlang ich ja gar nicht. Aber hier geht’s ja zu wie in ’nem verdammten Zirkus! Wir heiraten, sodass wir zusammen sein können, und dann taucht Agnes auf und schläft bei uns im Zimmer und jetzt auch noch Ted! Entweder er verschwindet oder ich schlag ihm die Zähne aus, damit er endlich die Klappe hält!«
    »Bernie, ich muss Agnes im Auge behalten. Ted quatscht ihr immer einen von freier Liebe vor – ich hab’s genau gehört – und wenn wir nicht aufpassen, ist sie in andren Umständen, und der heiratet sie bestimmt nicht. Und was ist dann? Ich sag’s dir: Dann haben wir sie am Hals, sie und ihr Baby obendrein! Ich bin’s Mum schuldig, dass ich mich um sie kümmer. Blut ist dicker als Wasser.«
    »Bin ich froh, dass ich keine verdammte Familie hab!«
    »Bernard Carpenter! Und ob du ’ne Familie hast! Du hast doch mich, oder?« Elsie legte ihm die Arme um den Hals. »Und das soll auch so bleiben, wenn du weißt, was gut für dich ist.« Er war besänftigt und gab ihr einen Kuss. Dies war kaum der richtige Moment, ihm zu sagen, dass er schon bald mehr Familie haben würde, als er dachte. Sie hatte einen Brief von den Leuten bekommen, bei denen ihre Brüder untergebracht waren: Bei ihnen hatte es gebrannt und nun wohnten sie mit sieben Kindern im Haus der Nachbarn, das nicht viel größer als eine Sardinenbüchse war. Doch Wohnraum war knapp, andere Unterbringungsmöglichkeiten gab es nicht. Und da Elsie nun eine verheiratete Frau war, würden sie die Jungs zu ihr schicken.
    Sie würde es Bernie früher oder später beichten müssen, doch solang es ging, sagte sie nichts. Sehr lang würde das allerdings nicht sein, denn die Jungen sollten am Wochenende mit dem Zug ankommen.»Wenigstens sind Sie dann an Weihnachten alle zusammen«, schrieb die Frau, deren Haus abgebrannt war. Elsie stöhnte.
    »Was wir brauchen«, teilte sie Bernie in entschiedenem Ton mit, als sie ihm schließlich gesagt hatte, dass die Jungen unterwegs waren, »was wir brauchen, ist ein eigenes Haus. Und ausnahmsweise ist es mir egal, wo du eins herkriegst, wenn wir nur alle

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