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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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werden, denen sie zugeteilt wurden. Sie müssen wirklich Ihre Kinder an erste Stelle stellen und überlegen, was das Beste für sie ist, da stimmen Sie mir doch sicher zu. Unterschreiben Sie einfach dieses Formular und ich kümmere mich um die organisatorischen Einzelheiten.«
    Erschöpft sah Penelope in ihre Liste. Die meisten zur Verfügung stehenden Unterkünfte waren bereits überfüllt. Außerdem würde man diejenigen, die sich gemeldet hatten und sich »ein nettes kleines Mädchen, fünf oder sechs Jahre alt, sauber und gut erzogen«wünschten, davon überzeugen müssen, sich stattdessen mit »sechs lebhaften Jungen zwischen zwei und vierzehn« oder »zwei Mädchen und vier Jungen, Alter unbekannt« herumzuschlagen. Aber Pflicht war nun einmal Pflicht. »Sie haben drei, die auf dem Land untergebracht werden könnten – das wären Agnes und die Zwillinge. Wir haben Platz für drei in – äh – Yorkshire. Auf einem Bauernhof, schrecklich gesund, wunderbar für Kinder. Sie selbst könnten zusammen mit den beiden Jüngsten unterkommen, obwohl Sie vielleicht nicht in denselben Ort kommen wie die anderen drei, die Anzahl der Plätze ist eben begrenzt. Es gibt allerdings eine Unterkunft in Scarborough.« Penelope wusste ganz genau, was das ältere Ehepaar angegeben hatte: »Ein ruhiges und fügsames kleines Mädchen, neun oder zehn Jahre alt.« Nun gut, sie würden sich mit Mrs. Pigeon, Violet und Jem abfinden müssen. Vielleicht konnten sie sich mit Violet anfreunden, solang sie nicht brüllte.
    Mrs. Pigeon blickte sie verständnislos an.
    »Ich bin sicher, dass Ihr Mann und die beiden großen Jungen irgendwie allein zurechtkommen. Ihre große Tochter allerdings – Elsie, nicht wahr? Ist sie mit der Schule fertig? Das ist schwierig, weil sie sozusagen durch die Maschen schlüpft. Hm. Normalerweise können wir nur für die Unterbringung von Schulkindern sorgen, doch vielleicht besteht die Möglichkeit, dass Ihre Elsie als Dienstmädchen für eine Freundin von mir taugt. Eine gewisse Lady Marchmont, sie lebt auf dem Land. Sie ist Witwe. Das Rückgrat des Dorfes, könnte man sagen.«
    Mrs Pigeon hatte nicht die geringste Ahnung, wo Yorkshire und dieses Scar-Soundso liegen könnten, doch bei dem Vorschlag, Elsie könnte eine Stelle als Hausmädchen bekommen, hellte sich ihre Miene auf. Das war doch viel »achtbarer« als eine Arbeit in der Klebstofffabrik. »Elsie in Stellung? Also«, sagte sie und überlegte dabei rasch, »bevor dass mein Mann ihr die Stelle in der Fabrik besorgt hat, da war’s genau das, was wir für unsere Elsie gedacht hätten.«
    Hinter ihrem Rücken kreuzte Mrs. Pigeon die Finger. »Klar, Elsie hat keine Ausbildung nicht. Aber auch wenn’s von mirkommt: Die lernt schnell, unsre Elsie.« Sie kreuzte die Finger noch fester. Wenn Elsie erst einmal auf dem Land war, würden sie sie doch sicher behalten müssen. Wenn’s Krieg gab.
    Ein ähnlicher Gedanke ging auch Penelope durch den Kopf. Sie kannte Muriel Marchmont gut – tatsächlich kannte sie sie so gut, dass die alte Dame es auf sich genommen hatte, Penelope über alles auf dem Laufenden zu halten, was Evangeline tat oder nicht tat. In ihrem letzten Brief hatte sie jedoch erwähnt, dass sie und Mrs. Gifford nicht mehr ein noch aus wussten, da das letzte Dienstmädchen gegangen war, um zu heiraten. Dadurch eröffneten sich durchaus Möglichkeiten für ein Mädchen wie Elsie. Allerdings hatte sie ihre Zweifel, ob dieses Mädchen mit den langen strähnigen Haaren, das da im Waschtopf gerührt hatte, das eine Ende eines Staubwedels vom anderen unterscheiden konnte.
    Mrs. Pigeon spürte ihr Zögern und ergriff den günstigen Moment beim Schopf, wohl wissend, dass günstige Momente bei den Pigeons Seltenheitswert hatten. »Dort ist Elsie in sicherer Entfernung. Verstehen Sie mich nicht falsch, sie ist ein gutes Mädchen, unsere Elsie. Aber hier in der Gegend mag man sie als Mutter nicht allein rumlaufen lassen, mit fünfzehn, grad in dem Alter, wenn Jungs ihnen Flöhe ins Ohr setzen und ihnen den Kopf verdrehen. Und mir würd ’n Stein vom Herzen fallen, wenn sie da hinfahrn könnt«, bat sie dringend, »und ich könnt überlegen, was ich mit den andern mach. Aber …«, ihre Stimme verlor sich. Bei dem Versuch, sich Elsie als angehendes Dienstmädchen vorzustellen, ließ ihre Fantasie sie im Stich. »Aber vielleicht gefällt sie der Dame auch gar nicht.«
    »Es wird Krieg geben, Mrs. Pigeon. Wir müssen alle Opfer bringen«, sagte

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