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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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wohnen?«, fragte Evangeline wehmütig. Über diesen Teil des Plans hatte sie noch nicht besonders gründlich nachgedacht.
    Kein Problem, sagte Laurent. In Frankreich gab es viele Menschen aus Nordafrika mit dunkler Haut wie
gens de couleur
. Sie lebten Seite an Seite mit der weißen Bevölkerung, sie heirateten untereinander, hatten Kinder, alles. »Solang du dich von den Angestellten der Firma Fontaine in Marseille fernhältst, ist alles in Ordnung.« Es klang unmöglich, aber Evangeline versuchte, sich ihr neues Leben vorzustellen, ihre Kinder, die umherliefen, Laurent,der jeden Abend nach Hause kam. Sie klopfte sich leicht auf den Bauch. Sie würde es ihm bald erzählen müssen.
    Dann hatte sie im fünften Schwangerschaftsmonat eine Fehlgeburt und war wochenlang krank. Als sie wieder auf den Beinen war, blass und lustlos, hatte sie eine Ausrede, um nach London zu fahren – sie musste dort einen Arzt aufsuchen, sagte sie. Dort gelang es ihr, Laurent in Marseille zu erreichen. Da war etwas Neues in seiner Stimme, das ihr sagte, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um ihm von dem Baby zu erzählen. Seine Stimme klang schläfrig. Sie war sich nicht sicher, ob er müde oder – bildete sie sich das möglicherweise ein? – wachsam war. Sie beschloss zu warten und es ihm zu erzählen, wenn sie ihn sah.
    Es hatte sie überrascht, wie sehr sie um das Baby trauerte, das sie zu einer Familie gemacht hätte. Solang niemand wusste, dass Laurent ein Farbiger war und sie eine Weiße, konnte sie sich keine gemeinsame Zukunft ohne Kinder vorstellen.
    »Wie lang noch, Laurent? Ich vermisse dich so sehr.«
    »Nicht mehr lang. Ich vermisse dich auch.«
    Woche um Woche versprach Laurent, dass sie bald zusammen sein würden. Dann ging der Sommer zu Ende und von Penelope kam ein knappes Telegramm: Sie solle ein Zimmer für eine evakuierte Mutter und ihr Kind zurechtmachen. Zwei Tage später stieg ein großes dunkelhaariges Mädchen, das sehr jung aussah, aber ein Kind im Arm trug, in Crowmarsh Priors aus dem Zug. Der Schaffner reichte ihr eine große Reisetasche herunter. Sie sah sich verzweifelt um, als wüsste sie nicht, was sie als Nächstes tun sollte, und das Baby begann zu weinen. Albert Hawthorne, der Stationsvorsteher, ging zu ihr, um ihr zu helfen. Als er erfuhr, wer sie war und wohin sie wollte, kitzelte er das Baby unter dem Kinn und trug Tannis Reisetasche höchstpersönlich den ganzen Weg vom Bahnhof bis zum Haus der Fairfax’. »Sie braucht jemanden, der sich um sie kümmert«, sagte er mit fester Stimme zu Evangeline, als er die Reisetasche in der Eingangshalle abstellte.
    »Guten Morgen«, begrüßte Tanni sie mit ihrer sorgfältigen englischen Aussprache und warf einen Blick in die große lichtdurchfluteteEingangshalle mit der geschwungenen Treppe und dem türkischen Teppichläufer auf dem polierten Boden. Sie schnupperte. Zum Glück roch es hier nicht nach gekochtem Kohl und Abflussrohren. An der Tür hatte sie unwillkürlich nach Anzeichen dafür Ausschau gehalten, dass der Zutritt für Juden verboten war. Nun erspähte sie ein kleines Medaillon mit der Madonna und dem Kind, das Evangeline zu Penelopes Entsetzen in der Halle aufgehängt hatte, und dachte, es wäre besser nachzufragen, um ganz sicher zu gehen. »Juden sind hier gestattet?«, fragte sie und hob Johnny auf den anderen Arm.
    »Wie bitte?«, fragte die junge Frau, die die Tür geöffnet hatte. »Weshalb um Himmels willen sollten sie es nicht sein?« Offenbar überraschte sie die Frage – und Tanni fand ihren Anblick verwirrend. Sie trug eine lange Hose und ein gestricktes graues Etwas mit Löchern an den Ellbogen. Tanni überlegte, ob sie möglicherweise das Dienstmädchen war, doch eigentlich sollte eine Hausangestellte doch eine Uniform tragen, oder? Das war alles sehr seltsam. »Komm herein, ich zeige dir euer Zimmer. Komm, gib mir das Baby. Komm zu Tante Evangeline, Schätzchen«, gurrte sie. »Wie heißt er? Ich habe ein paar Sachen aus Richards altem Kinderzimmer vom Dachboden heruntergeholt.«
    Dass Tanni und Johnny da waren, lenkte Evangeline ein wenig ab. Während sie auf Laurents Anrufe wartete, wanderte sie rastlos zwischen dem Haus und dem Garten hin und her. Sie erledigte dies und das, blieb aber die ganze Zeit über in Hörweite des Telefons in der Eingangshalle. Sie jätete Unkraut im Garten, spielte mit Johnny, bereitete Mahlzeiten zu, die sie kaum anrührte, schrieb Briefe an Richard und füllte so die langen Tage aus.

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