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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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sich die Motten hergemacht und an den Wänden waren helle Flecken zu sehen, wo einmal Gemälde gehangen hatten – verkauft, vermutete sie, um Leanders irrwitzige Pläne und Hugos Gebühren für Eton und Oxford und danach seine Kavalierstour zu finanzieren.
    Alles sehr unbesonnen, jedenfalls nach Muriel Marchmonts Ansicht. Die de Balforts lebten schon seit Jahrhunderten in Crowmarsh Priors und es war Leanders oder inzwischen Hugos Pflicht, dafür zu sorgen, dass sie auch dort blieben. Es war eindeutig:Hugos musste heiraten, ohne noch weitere Zeit zu verschwenden. Er musste sich eine englische Frau mit Geld und einem vernünftigen Stammbaum suchen, auf der Stelle einen Sohn produzieren und das Anwesen wieder auf die Beine bringen, bevor es von den Steuern aufgefressen wurde.
    Frances würde das Geld ihrer Mutter erben, wenn sie heiratete, und das Geld der Falconleighs bekam sie beim Tod ihres Vaters. Und was den Stammbaum anging, so hatte sie zwar eine französische Mutter, doch die Falconleighs waren durchaus nicht zu verachten. Mit Frances’ Großonkel gab es sogar einen Herzog in der Familie. Muriel Marchmont konnte sich keinesfalls mit der Vorstellung anfreunden, dass der arme Hugo möglicherweise gezwungen wäre, sich nach einer amerikanischen Erbin umzusehen, wie Winstons Mutter. Oder wie dieser Emporkömmling Nancy Astor. Außerdem war eine Amerikanerin in Crowmarsh Priors wirklich genug!
    Sie überlegte, wie sie den jungen Leuten am besten einen Schubs in die richtige Richtung geben konnte. Nicht zum ersten Mal dachte sie über ihr Testament nach. Sie hatte keine Kinder und außer Oliver Hammet auch keine sonstigen Anverwandten. Ihr Plan war immer gewesen, Oliver ihr Geld, das Haus und ihre Aktien zu vermachen. Dann konnte er Alice heiraten. Natürlich hatte er schon das Pfarrhaus, das er ihr als Heim bieten konnte, doch Glebe House war natürlich viel stattlicher. Außerdem stellte sich Muriel gern vor, wie Alice an einem Vormittag in diesem Raum saß, unter dem Porträt, das sie selbst als frisch verheiratete Frau zeigte, mit ihren Perlen und in der Robe, die sie bei Hofe getragen hatte. Dann würde sie sich voller Zuneigung an sie erinnern und früher oder später würden Alice und Oliver sicher eine Tochter bekommen und sie Muriel nennen …
    Was Frances anging, so hatte Muriel beschlossen, dass sie ihren Schmuck unbedingt der künftigen Lady de Balfort vermachen musste, zusätzlich zum Inhalt von Glebe House, natürlich abgesehen von dem Mobiliar im Morgensalon und ihrem Porträt. Auf Gracecourt konnten sie ihre Sachen weiß Gott gebrauchen, selbstdie Möbel fielen dort auseinander und das junge Paar würde ein paar vorzeigbare Stücke brauchen, wenn es Gesellschaften gab. Bei einem Pfarrer kamen solche Ereignisse seltener vor und es war sinnlos, Alice den Schmuck zu vermachen. Mit ihren Perlen um den Hals sähe sie wie ein Esel aus.
    Sie schob den Brief an Penelope Fairfax beiseite und nahm sich ein unbeschriebenes Blatt cremefarbenes Briefpapier. Sie würde sofort einen Brief an Tudor schicken. Und einen weiteren an ihren Anwalt, mit der Bitte, sich so bald wie möglich bei ihr sehen zu lassen, da sie einige Änderungen an ihrem Testament mit ihm besprechen wolle.
    Nach dem letzten Besuch des Anwalts hatte sie eine Bestandsliste ihrer Schmuckstücke zusammengestellt. Wo hatte sie sie nur hingelegt? Sie durchwühlte mehrere Papierstapel auf ihrem Schreibtisch, jedoch ohne Erfolg. Und wo hatte sie eigentlich ihren Schmuckkasten gelassen, in dem sie ihren gesamten Schmuck aufbewahrte, bis auf die wenigen Stücke, die sie täglich trug? Auch der Schlüssel war verschwunden. Sie erinnerte sich vage daran, dass sie den Kasten irgendwo versteckt hatte, als Vorsichtsmaßnahme, falls Elsies Verehrer versuchte, in Glebe House einzubrechen. Vielleicht war ihr Gedächtnis doch nicht mehr so, wie es einmal war. Eigentlich war nichts mehr so, wie es einmal war.

10
    Crowmarsh Priors,
    August 1940
    Inzwischen fürchtete Evangeline die langen Nächte. Sie wälzte sich schlaflos im Bett hin und her, bis sie in den frühen Morgenstunden in einen Sog von Albträumen gezogen wurde, die andauerten, bis es hell wurde. In all ihren Träumen war sie wieder in Louisiana. Manchmal war sie in ihrem alten Haus in New Orleans. Darin war es still und dämmrig, die Möbel waren verschwunden und jede Tür, die sie öffnete, führte in ein weiteres leeres Zimmer. Gleichzeitig spürte sie, dass etwas sie belauerte und ihr durch das

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