Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
Vom Netzwerk:
Freunde interessiert. Hugo selbst sah zwar blendend aus, war aber ziemlich fad.
    Das Leben in Glebe House war allerdings derart langweilig, dass sie es kaum aushielt. Um dem scharfen Blick ihrer Patentantezu entgehen, hatte sich Frances der Gruppe auf Gracecourt angeschlossen, die sich die Zeit mit Schießen, Tennis, Bridge und Ausflügen nach Brighton vertrieb, wo Cocktails, Dinner und Tanzvergnügen geboten wurden. Doch die unbekümmerte Gruppe aus der Vorkriegszeit, die hauptsächlich aus unbedeutenden Aristokraten vom europäischen Festland und Künstlern bestand, die Hugo auf seiner Kavaliersreise kennengelernt hatte, war mit dem Beginn des Krieges verschwunden. Natürlich war Hugo immer noch ein guter Bekannter, aber er hatte den Kopf voll mit der Ernte und dem Vieh und wenn man es genau nahm, dann war sie eine seiner Landarbeiterinnen. Zwischen ihnen »lief« nichts, wie Elsie es nannte.
    Wenn sie die Sache allerdings genauer betrachtete, fiel ihr auf, dass sie Hugo im Laufe ihres Arbeitstages ziemlich oft begegnete, eigentlich täglich. Und er blieb immer stehen und unterhielt sich mit ihr. Nur eine freundliche Geste, hatte sie gedacht. Oder steckte tatsächlich mehr dahinter?
    Frances glaubte nicht, dass Hugo in sie verliebt war oder dass er sie heiraten wollte, doch wenn sein Vater ihn in ihre Richtung drängte, wollte sie ihn nicht auch noch ermutigen. Seit sie den Brief von Colin Gubbins bekommen hatte, konnte sie sowieso nur noch an seine Geheimorganisation denken. Die zwei Männer und die Frau, mit denen sie sich bei ihrem Vorstellungsgespräch unterhalten hatte, hatten sie sogar gefragt, wie Frauen ihrer Ansicht nach am besten in die Organisation eingebunden werden könnten.
    Frances hatte ernsthaft erwidert, dass sie in vielerlei Hinsicht nützlicher seien als Männer, denn Frauen waren so wandelbar wie Chamäleons. Mit anderer Kleidung und einer anderen Frisur konnten sie ihr Aussehen ganz einfach verändern. Eine junge Frau konnte wie eine Fünfzehnjährige oder wie eine Fünfzigjährige wirken, sie konnte schwanger, dick, dünn, hässlich, hübsch oder krank aussehen. Männer zu verkleiden, war viel schwieriger. Außerdem hatte sie die Erfahrung gemacht, dass Männer normalerweise davon ausgingen, dass Frauen nicht in der Lage waren, etwas besonders Wichtiges zu tun, daher war es unwahrscheinlicher, dasssie auffielen und geschnappt wurden. Und außerdem konnten sie Männer einwickeln, ohne dass sie es merkten. Auch Deutsche.
    Tatsächlich, so sagte sie hinterlistig, fiel ihr nichts leichter, als Männer einzuwickeln, mit Ausnahme ihres Vaters. Der kleine Mann, der sie befragte, hatte daraufhin gelacht und gesagt, das stimme wohl und er könne durchaus sehen, dass sie darin besonders gut sei, denn sie hätte ihn beinahe überzeugt. Die Frau erinnerte ihn daran, dass Frauen nicht für die Arbeit hinter den feindlichen Linien zugelassen würden. Der kleine Mann wurde wieder ernst und meinte, vielleicht würde sich das ja noch ändern …
    Ihre Kleidung war ihnen aufgefallen. Stammte sie aus Paris? Konnte sie ihnen sagen, in welchen Einzelheiten sich der französische vom englischen Kleidungsstil unterschied? Was würde eine französische Bäuerin tragen? Wie kleidete sich eine gewöhnliche Hausfrau, die in der Stadt ihre Besorgungen machte? Frances hatte ihnen einen ausführlichen Vortrag über die Feinheiten der französischen Schneiderkunst im Vergleich zur englischen gehalten, hatte ihnen gezeigt, wie eine Französin ging, wie sie ihren Hut trug, wie sie sich mit ihrer Familie unterhielt, was sie aß und sogar, was sie dachte.
    »Gute Beobachtungsgabe«, sagte der kleine Mann anerkennend und machte sich eine Notiz. Hatte sie ernsthafte medizinische Probleme? Konnte sie Fahrrad fahren? Glaubte sie, dass sie lernen könne, allein auf dem Land zu überleben?
    Selbstverständlich konnte sie Fahrrad fahren! Sie war nie krank. Und was den letzten Punkt anging … sie überlegte einen Moment, grinste und meinte dann, dass ihr das wahrscheinlich nicht schwerfallen würde. Eine ihrer Freundinnen ging oft wildern, wenn die Lebensmittelrationen aufgebraucht waren, und sie konnte Kaninchen, Tauben und sogar Fasane fangen. Das schien ihr eine nützliche Fertigkeit zu sein.
    »Haben Sie selbst schon einmal gewildert, Miss Falconleigh?«
    Frances beugte sich vor und sah ihn über seinen Schreibtisch hinweg gelassen an. »Noch nicht, aber ich kann es lernen. Wenn ich Ihnen ein Fasanenpaar wildere, lassen Sie

Weitere Kostenlose Bücher