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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Goldbuchstaben ein französischer Name.
    »Für mich?«, fragte Tanni ungläubig. Frances war so mondän, dass sie bisher kaum gewagt hatte, mehr als »Guten Morgen«zu ihr zu sagen. Frances nickte lächelnd, also dankte Tanni ihr, machte die Schachtel auf und stieß einen Freudenschrei aus. In der Schachtel lag unter Seidenpapier ein cremefarbenes Negligé aus Seide mit einem passenden Mantel, mit Spitze und breiten Satinbändern besetzt.
    »Das wird helfen, seine, hm, Moral aufrechtzuhalten, Schätzchen«, meinte Frances schelmisch. »Probier mal den Seidenmantel an – ja, genau wie ich es mir dachte! Die Farbe passt perfekt zu deinen dunklen Haaren«, sagte Frances, »und zum Glück hast du mehr Oberweite als ich.« Tanni errötete. Unter dem Negligée würde davon recht viel zu sehen sein.
    »Ich habe etwas, das genau dazu passt«, rief Evangeline und rannte nach oben. Sie kam mit einer Flasche französischem Parfüm wieder. »Schiaparelli«, sagte sie.
    Tanni erinnerte sich daran, dass sie eine ähnliche Flasche auf dem Frisiertisch ihrer Mutter gesehen hatte, und wieder drohten die dunklen Gefühle, sie einzuhüllen. Sie nahm sich jedoch fest vor, sich den Tag nicht von ihnen verderben zu lassen. Sie tupfte ein wenig Parfüm auf ihr Handgelenk. »Bruno wird mich gar nicht wiedererkennen!« Sie kicherte.
    Sie fühlte sich sauber und neu, als sie in ihrem besten Kleid fröhlich summend in dem sonnendurchfluteten Morgensalon umherlief und ihre neuen Sachen in die Reisetasche zu Johnnys Kleidern, Windeln und Spielzeugen legte. »Was für ein schönes Haus!«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Johnny, der gerade hinter der Katze her unter das Sofa krabbeln wollte, hielt inne und starrte den Fremden verwundert an. Dann krabbelte er zu seiner Mutter und versteckte sich hinter ihren Beinen.
    Tanni starrte auf den kleinen bebrillten Mann, der ihr vage bekannt vorkam. Er zog seinen Mantel aus und schnitt Grimassen, um seinen Sohn zum Lachen zu bringen. Plötzlich fühlte sie sich nervös und scheu und hätte sich am liebsten auch versteckt. Da beugte sich Bruno zu dem erschrockenen Johnny herab, nahm ihn schwungvoll mit dem rechten Arm hoch und umarmte sie mitdem linken. Er küsste sie auf die Wange. »Also«, sagte er. »Meine Familie!«
    »Oh, Bruno!« Sie und Bruno hatten bisher so wenig Zeit als Mann und Frau verbracht, dass sie sich eher als Mutter und nicht so sehr als Ehefrau betrachtete. Nun musste sie sich wieder von Neuem daran gewöhnen, verheiratet zu sein. Es fühlte sich gut an, sich so an ihn zu lehnen und seine Kraft zu spüren.
    Johnny wand sich, die Katze rannte davon und Bruno schwang seinen Sohn über seinen Kopf. Schon bald kreischte Johnny vor Vergnügen und strampelte wild. Tanni warnte, Johnny könnte übel werden, und so holte Bruno ein Bonbon aus der Jackentasche, wickelte es aus und schob es ihm in den Mund. Johnny lutschte selig. Schweigen breitete sich aus und weil Tanni nicht wusste, was sie sagen sollte, nahm sie einen Stapel von Johnnys Kleidern aus der Reisetasche, faltete sie auseinander und zählte sie nach. Mehrmals.
    »So viele Sachen«, meinte Bruno und beäugte den Stapel auf dem Sofa.
    »Alle sind so lieb. Meine Freundin Alice, die die Kinder in der Schule unterrichtet, hat das hier gemacht.« Sie hielt den Pullover in die Höhe, den Alice ihr gebracht hatte. Der eine Arm war länger als der andere. Bruno hob die Augenbrauen und sie kicherte. »Constable Barrows hat diese Tiere für ihn geschnitzt, als er für sein eigenes Baby welche gemacht hat, und Evangeline hat ihm eine Decke mit dem Alphabet drauf gestickt und die alten Kinderzimmermöbel ihres Mannes vom Dachboden geholt. Da sind Kaninchen aufgemalt …«
    »Tanni!«, unterbrach Bruno sie und zog sie in seine Arme. Sie redeten leise miteinander und waren ganz mit sich beschäftigt. Plötzlich sah Tanni aus den Augenwinkeln, dass Johnny sich an einem Beistelltisch hochgezogen und mit seinen klebrigen Fingern eine Schäferin aus Limoges-Porzellan gegriffen hatte, mit der er schon seit ein paar Wochen liebäugelte. Er hatte den Mund aufgerissen und war kurz davor, seine neuen Vorderzähne an dem zarten Porzellanrock auszuprobieren, als Tanni ihm die Figur wegschnappte.
    In diesem Moment fuhr der schwarze Wagen vor, der Bruno eine halbe Stunde zuvor am Haus abgesetzt hatte. Vorn saßen zwei Männer. Tanni holte einen Korb, in den sie vorsichtig ein Dutzend der kostbaren Eier von Evangelines Hennen und einen Topf mit Honig

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