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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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muss, wohin sie geschickt wurden. Wenn ihr irgendetwas wisst, sagt es mir bitte jetzt. Wenn ihr schlechte Nachrichten habt, werde ich ihr die so schonend wie möglich beibringen. Außerdem kann es sein, dass ihr Informationen habt, von denen ich offiziell nichts wissen darf. Ihr werdet Verständnis dafür haben, dass ich meine Stellung den Behörden gegenüber nicht aufs Spiel setzen darf. Andererseits muss ich meiner Frau und unseren Familien helfen. Als Gegenleistung für eure Hilfe verspreche ich, dass ich euer Komitee unterstützen werde, so gut ich kann – wenn ihr beispielsweise eine Bestätigung für bestimmte Informationen braucht, kann ich vielleicht Möglichkeiten finden, wie ich euch behilflich sein kann. Ich kann allerdings nicht sagen, wie.«
    Rachel rieb sich das schmerzende Kreuz und überlegte. Wie wichtig Diskretion war, brauchte Bruno nicht zu betonen. Man hatte ihnen allen immer und immer wieder eingeschärft, dass unvorsichtiges Gerede Menschenleben kosten konnte. Sie wusste nicht genau, was Bruno machte, doch mit seinen Sprachkenntnissen und seinem scharfen Verstand war er sicher ziemlich weit oben beim Geheimdienst beschäftigt. Ihr Komitee verfügte dagegen nur über sehr geringe Mittel; sie waren eine Gruppe entschlossener Frauen, die aus Verzweiflung und mit wenig Geld außerhalb eines offiziellen Rahmens arbeiteten. Ihre Informationen sammelten sie mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, und mit Hilfe eines prekären Netzwerkes zerbrechlicher Verbindungen, das ausFamilienmitgliedern, Nachbarn und jüdischen Flüchtlingen aus dem besetzten Europa bestand. Das Kriegsministerium ignorierte sie wissentlich. Jüdische Zivilisten hinter feindlichen Linien kümmerten sie nicht, doch sie hatten entdeckt, dass sich das Netzwerk des Komitees bisweilen als Informationsquelle über RAF-Piloten erweisen konnte, die auf feindlichem Territorium vermisst wurden.
    »Was die Zwillinge der Josephs angeht, so haben wir tatsächlich schlechte Nachrichten. Sie sind ganz sicher nicht in England – wenn sie hier wären, hätten wir sie mittlerweile ausfindig gemacht. Mit einigen Schwierigkeiten haben wir ihre Spur bis zum letzten Kindertransport zurückverfolgen können, der Österreich erst im Juni verlassen hat. Es gab Probleme, weil die Grenzposten höhere Bestechungsgelder verlangten als ursprünglich ausgehandelt worden war, um den Zug passieren zu lassen. Als die Verhandlungen endlich abgeschlossen waren, war der Zug nach Frankreich umgeleitet worden und dort wurden die Kinder ausgeladen. Sie verbrachten den größten Teil des August in einem Übergangslager und wurden dann in einen Zug nach Le Havre gesetzt, von wo sie die Fähre nach England nehmen sollten. An dem Tag, an dem die Überfahrt geplant war, erklärte England Deutschland den Krieg. Das hieß, dass die Kinder zu feindlichen Ausländern wurden und nicht einreisen durften. Wir vermuten, dass sie in Le Havre wieder in den Zug gesetzt und in den Süden gebracht wurden. Sie können irgendwo in Vichy in Frankreich sein, wahrscheinlich in einem Internierungslager.«
    Bruno verzog das Gesicht. Er wusste, dass diese Lager elende Löcher waren, überfüllt mit republikanischen Flüchtlingen aus Spanien, die sich nicht mehr zurückwagten, seit die Nationalisten am Ruder waren. Lebensmittel und Medikamente waren knapp, Verbrechen und Krankheiten weit verbreitet. Das war kein Ort für zwei schutzlose kleine Mädchen.
    »Ich weiß, dass die Quäker und Jehovas Zeugen Zutritt zu den Lagern haben. Sie dürfen Hilfsaktionen unterstützen, zumindest solang es der Nazipropaganda in den Kram passt. Der amerikanische Konsul in Marseille ist wohlwollend und hilft inoffiziell so guter kann. Gibt es über diese Kanäle irgendwelche Informationen?«, fragte Bruno.
    Rachel nickte. »Die Quäker versuchen, einen Überblick über die unbegleiteten Kinder zu behalten, damit sie mit ihren Familien zusammengeführt werden können. Bis jetzt gibt es in den französischen Lagern keine Hinweise auf die Joseph-Kinder. Es ist natürlich auch möglich, dass Kinder unterwegs gestorben oder aus dem Zug geholt worden sind.«
    »Ihr werdet aber weitersuchen?«, wollte Bruno wissen, obwohl er sich fragte, was sie tatsächlich ausrichten konnten, selbst wenn die Zwillinge in einem Lager gefunden wurden.
    »Selbstverständlich, aber wir versuchen, so vielen Leuten zu helfen, es ist, als wollte man das Meer mit einem Fingerhut ausschöpfen.«
    »Und Dr. Joseph und seine

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