Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Dannverschwand das Flugzeug und irgendwo in den Downs war eine laute Explosion zu hören.
Die aufgeregten Kinder jubelten und winkten den abziehenden Hurricanes nach. »Ein dreifaches Hoch auf die RAF! Hipp, hipp, hurra!« Zitternd wischten sich die Mütter die immer noch nassen Hände an der Schürze ab. Da hatten sie gerade noch mal Glück gehabt.
Oliver Hammet saß am geöffneten Fenster in seinem Arbeitszimmer am geöffneten Fenster, er hatte die Flugzeuge gehört, doch der Absturz ließ ihn aufspringen. Er ließ die Predigt für den nächsten Tag liegen und rannte los, um den Schrank unter der Treppe im Pfarrhaus aufzuschließen, wo die örtliche Bürgerwehr die Gewehre der de Balforts aufbewahrte.
Im Ashpole Cottage reichte Albert seiner Frau die Hacke und schloss sich Harry Smith, dem Wirt, an, der auf seinen Stock gestützt vorbeihumpelte. Die Bauernsöhne waren eingezogen worden, also waren es nur drei Männer, die sich nun am Gemeindehaus trafen, um auf Hugo de Balfort zu warten. Zehn Minuten später kam er in einem verbeulten Gefährt angebraust und brachte es mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Die Bürgerwehr war komplett.
Die älteren Kinder bettelten lautstark, mit den Männern auf die Suche nach der Heinkel ausschwärmen zu dürfen, doch davon wollten ihre Mütter nichts wissen.
In der drückenden Augusthitze machte sich die Bürgerwehr in Hemdsärmeln auf den Weg. Das Kriegsministerium hatte ihnen Gewehre versprochen, doch die waren noch nicht eingetroffen. Hugo und Oliver waren mit den Jagdgewehren und einer Handvoll Munition der de Balforts bewaffnet. Albert Hawthorne schulterte eine Sichel, die er so lang geschliffen hatte, bis sie rasiermesserscharf war, und Harry Smith schwenkte seinen stabilen knotigen Gehstock, den er einen »Totschläger« nannte.
Wenn ein deutsches Flugzeug abgeschossen wurde, war es die Aufgabe der Bürgerwehr, das Wrack zu finden und entweder den Tod der Piloten festzustellen oder sie festzunehmen und aufeinen Krankenwagen oder die Militärbehörden zu warten, die sie abtransportieren sollten, falls sie den Absturz überlebt hatten. Das Kriegsministerium warnte ausdrücklich davor, abgeschossene Deutsche entkommen zu lassen. Überall auf dem Land gab es Nazisympathisanten, die ihnen Unterschlupf gewähren und ihnen helfen würden, während sie auf die Invasion warteten. Die Anweisungen des Kriegsministeriums ließen keinen Zweifel: Es durfte keine Flüchtigen geben. Wenn sich ein Deutscher weigerte, sich zu ergeben oder versuchte zu entkommen, musste er erschossen werden.
Die Downs abzusuchen war immer eine ermüdende Angelegenheit und Hugos Jagdwagen war zu altersschwach, als dass sie ihn auf dem unebenen Boden nutzen konnten, daher mussten die Männer zu Fuß gehen. Die Downs waren größer als sie aussahen. Was aus der Ferne eine sanft gewellte Hügellandschaft zu sein schien, erwies sich aus der Nähe betrachtet als eine Reihe steiler Klettersteige und verborgener Quertäler. Dennoch machte sich die Bürgerwehr im vollen Bewusstsein ihrer Pflicht so schnell sie konnte auf den Weg. Von Zeit zu Zeit hielten sie an, um Luft zu holen, während Hugo die Gegend mit seinem Fernglas absuchte.
»Ist das erste Mal, dass einer hier in der Nähe abgeschossen wurde«, keuchte Albert. »Wenn wir Glück haben, schnappen wir die Kerle. Wär ’ne prima Sache, was?«
Harry Smith gab auf. Mit seinem schlimmen Bein konnte er nicht weiterklettern. »Tut mir leid, Jungs«, japste er mit knallrotem Gesicht. Er sackte auf einen Steinbrocken und lehnte sich auf seinen Gehstock. »Wenn ihr jemanden findet, scheucht ihn hier vorbei. Ich geb dem mordenden Bastard was mit auf den Weg, dass er England nicht so schnell vergisst.«
Hugo hastete voraus, Oliver und Albert folgten. Oliver wusste, dass Hugo sich bei den Übungen der Bürgerwehr richtig ins Zeug legte, weil er für den aktiven Dienst ausgemustert worden war. Albert musste seine Pflichten bei der Bürgerwehr mit dem Zugfahrplan abstimmen und kehrte schließlich um, weil der Drei-Uhr-siebenundvierzig-Zug aus London bald einfahren würde. Erwünsche sich nichts sehnlicher, als einen Deutschen zu finden, der versuche, sich aus dem Staub zu machen, grummelte er. Er würde den Fritz seine Sense spüren lassen, wollte Angst in seinen Augen sehen.
Durch seine Pflichten bei der Bürgerwehr bewegte sich Oliver viel an der frischen Luft und so war er braun gebrannt und sicherlich der Fitteste der vier. Da er jedoch auch der Jüngste
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