Fünf Freunde Auf Der Felseninsel
könnten. Aber der Stein lag flach am Boden.
Julian wollte gerade an dem eisernen Ring ziehen, um den Stein hochzuheben, als er etwas Merkwürdiges bemerkte.
»Schaut, da wächst ja Tang über den Rand des Steines. Der Stein ist seit langer Zeit nicht mehr bewegt worden. Onkel Quentin kann also nicht unten in den Kellern sein!«
»Aber wo dann?« fragte Dick zurück. »Wo könnte er denn sonst noch sein?«
Wo ist Onkel Quentin?
Die vier Freunde und Tim, der um ihre Beine herum schnüffelte, starrten auf den großen Stein, der den Eingang zu den Kellern verbarg. Julian hatte vollkommen recht. Der Stein konnte monatelang nicht hochgehoben worden sein, denn der Tang streckte seine feinen Wurzeln in alle Spalten.
»Dort unten also ist niemand«, stellte Julian fest. »Wir brauchen uns nicht damit abzuquälen, den Stein wegzuschieben und hinunterzugehen.«
»Und wir wissen auch, daß niemand aus dem Keller herauskann, wenn der Stein den Eingang bedeckt«, ergänzte Dick die Feststellung seines Bruders. »Das Felsstück ist zu schwer. Onkel Quentin ist nicht so dumm, sich einzuschließen!
Er hätte den Einstieg offengelassen.«
»Natürlich«, mischte sich jetzt auch Anne ein. »Gut, er ist also nicht hier, dann muß er irgendwo anders sein.«
»Aber wo?« sagte Georg. »Die Insel ist sehr klein, und wir kennen jeden Winkel auf ihr. Halt, könnte er vielleicht in der Höhle sein, wo wir uns einmal verbargen? Die einzige Höhle auf der Insel.«
»O ja, das könnte schon sein«, meinte Julian. »Aber ich bezweifle es. Denn ich kann mir nicht vorstellen, daß Onkel Quentin durch das Loch in die Höhle springt, und das ist ja die einzige Möglichkeit, hineinzugelangen, wenn man nicht mühsam die Felsen an der Küste hinaufklettern und wieder herunterrutschen will. Und das kann ich mir ebensowenig bei Onkel Quentin vorstellen.«
Sie gingen um das Schloß herum auf die andere Seite der Insel. Hier war die Höhle, in der die Kinder einmal gehaust hatten. Sie konnte, wie gesagt, von der Seeseite nur unter Schwierigkeiten betreten werden.
Nach einer Kletterpartie über schlüpfrige Felsen mußte man ein Seil durch ein Loch in der Höhlendecke hinablassen und daran in die Höhle hineinklettern.
Sie fanden die Höhle, die von darübergewachsenem Heidekraut verborgen war. Julian tastete sie ab. Das Seil war noch da. Es war in Abständen geknotet, so daß die Füße einen Halt hatten und man nicht zu schnell hinunterglitt und sich die Hände aufschürfte. Julian machte sich ans Werk und war bald in der Höhle. Ein mattes Licht drang von der Seeseite herein.
Der Junge schaute sich schnell überall um. Nicht die geringste Kleinigkeit war zu sehen, mit Ausnahme einer alten Büchse, die sie zurückgelassen haben mußten, als sie selbst das letzte Mal dagewesen waren.
Er kletterte wieder am Seil hinauf, und sein Kopf tauchte plötzlich wieder aus der Höhle auf. Dick reichte ihm die Hand und half ihm heraus.
»Na?« fragte er. »Irgendein Zeichen von Onkel Quentin?«
»Nein«, sagte Julian. »Er ist nicht hier, und er war niemals zuvor hier, glaube ich.
Die Sache wird immer geheimnisvoller!«
»Glaubst du, daß er im Turm ist?« fragte Anne plötzlich.
»Warum nicht? Er könnte oben im Glasraum stecken.«
»Dann hätte er uns aber doch gesehen«, entgegnete Julian besorgt. »Auch hätte er uns rufen können. Na, schön, wir können trotzdem dort nachschauen.«
So kehrten die Kinder also zum Schloß zurück und begaben sich zu dem seltsamen Turm. Tante Fanny sah sie und rief ihnen zu: »Das Essen ist fertig. Kommt jetzt her. Onkel wird schon zum Vorschein kommen, denke ich.«
»Aber Tante, wo mag er nur sein?« fragte Anne und machte ein ganz unglückliches Gesicht dazu. »Wir haben schon überall gesucht!«
Die Tante kannte die Insel nicht so gut wie die Kinder. Sie stellte sich vor, daß es eine ganze Menge Stellen gab, wo man Schutz suchen oder arbeiten konnte.
»Regt euch nicht auf«, sagte sie und sah gar nicht verstört aus. »Er wird später erscheinen. Kommt her und eßt erst mal.«
»Wir wollten gerade auf den Turm gehen«, erklärte Julian,
»vielleicht arbeitet er da oben.«
Tante Fanny ließ sie gewähren.
Die vier Kinder und Tim erreichten bald den neuen Turm, der sich mitten im Schloßhof erhob. Sie ließen ihre Hände über die glatten, glänzenden Stäbe gleiten, die in Bögen zusammengefügt waren.
»Was ist denn das für ein Material?« fragte Dick neugierig.
»Es scheint irgendein
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