Fünf Freunde Auf geheimnissvollen Spuren
Sie glitt fast aus, konnte sich aber noch rechtzeitig an einer hervorstehenden Bohle festhalten. Julian half Anne beim Hinaufklettern, dann folgten die beiden Jungen.
»Hier riecht es aber schrecklich«, stellte Anne fest und rümpfte die Nase. »Stinken alle Wracks so? Ich möchte nicht mit hinuntergehen und in die Kabinen schauen, wie im letzten Jahr. Dort unten stinkt's bestimmt noch schlimmer.«
So ließen die anderen sie auf dem Deck zurück, während sie auf Erkundung gingen. Sie stiegen hinab in die muffigen, tangbehangenen Kabinen und in die alte Kapitänskajüte, die größte von allen. Es wurde ihnen schnell klar, dass sie dort unmöglich schlafen und auch nichts lagern konnten. Alles war feucht und verfault. Julian befürchtete ständig, durch die Planken zu brechen.
»Gehen wir wieder an Deck«, sagte er. »Es ist scheußlich hier unten und außerdem stockdunkel.«
Als sie gerade hinaufstiegen, hörten sie Anne rufen: »Hallo!
Kommt schnell her! Ich hab was entdeckt!«
So rasch sie konnten, kletterten sie hinaus, wobei sie immer wieder abrutschten. Anne stand da, wo sie sie zurückgelassen hatten, und deutete auf die andere Schiffsseite.
»Was ist denn?«, fragte Georg. »Was ist los?«
»Schaut, das war doch damals nicht da!«
Auf der anderen Seite des Decks stand ein Kasten, in dem ein rechteckiger Gegenstand steckte. Wie seltsam!
»Ein kleiner schwarzer Koffer!«, rief Julian überrascht.
»Nein, der war nicht da. Er kann auch noch nicht lange hier sein, er ist ganz trocken und neu! Wem in aller Welt mag er gehören? Und was hat er hier verloren?«
Die Höhle in den Klippen
Vorsichtig bewegten sich die Kinder über das schlüpfrige Deck auf den Kasten zu. Sein Deckel war offenbar einmal geschlossen gewesen, aber wieder aufgesprungen, wodurch der Koffer zum Vorschein kam. Julian zog ihn heraus. Alle steckten neugierig die Köpfe zusammen. Wer hatte diesen kleinen schwarzen Koffer hierher gebracht und warum?
»Denkst du, was ich denke?«, fragte Dick und seine Augen leuchteten.
»Ja - das könnte sein«, antwortete Julian und versuchte die Kofferriemen zu löschen. »Das hier wäre ein ausgezeichneter Platz für Schmuggler! Schiffe, die den Weg kennen, könnten in der Nähe vor Anker gehen und ein Boot mit geschmuggelten Waren zum Wrack schicken. Und dann kann die Schmuggelware hier in aller Seelenruhe irgendwann abgeholt werden.«
»Glaubst du, es sind geschmuggelte Sachen in dem Koffer?«, fragte Anne aufgeregt. »Was könnte es sein?
Diamanten? Seide?«
»Jedenfalls etwas, wofür man Zoll bezahlen muss, bevor es ins Land eingeführt werden kann«, erklärte Julian. »Das sind aber blöde Riemen! Ich krieg sie nicht auf.«
»Lass mich mal versuchen«, bat Anne, die sehr geschickte Finger hatte. Sie begann an den Riemen zu werkeln und hatte sie in kurzer Zeit gelöst. Aber eine weitere Enttäuschung erwartete sie: Der Koffer war verschlossen, leider fehlten die Schlüssel dazu. »Mist!«, sagte Georg. »So was Dummes! Wie bekommen wir den Koffer auf?«
»Gar nicht«, entschied Julian. »Wir dürfen ihn nicht mit Gewalt öffnen, das würden den Besitzer warnen, dass seine Waren entdeckt worden sind. Wir wollen den Schmugglern doch nicht verraten, dass wir ihnen auf die Spur gekommen sind. Lieber versuchen wir sie zu fangen!«
»Ooooh!«, rief Anne, die vor Aufregung rot anlief. »Die Schmuggler fangen! Julian! Glaubst du wirklich, wir bringen so was fertig?«
»Warum nicht?«, meinte ihr Bruder. »Niemand weiß, dass wir hier sind. Jedes Mal, wenn sich ein Schiff der Insel nähert, verstecken wir uns. Dann können wir jedes Boot kommen sehen, es beobachten und herauskriegen, was los ist. Ich bin sicher, die Schmuggler benutzen die Insel als eine Art Lagerplatz für ihre Waren. Ich möchte zu gern erfahren, wer kommt und sie abholt. Bestimmt jemand aus dem Felsendorf oder aus einem anderen Dorf in der Nähe.«
»Ich glaub, ich spinne! Das wird ja schon wieder ein Abenteuer«, stellte Dick fest. »Wir erleben anscheinend immer Abenteuer, wenn wir auf die Felseninsel kommen. Das ist nun schon das dritte!«
»Jetzt müssen wir aber wieder zurück, sonst erleben wir gleich noch ein viertes Abenteuer«, sagte Julian, der über eine Seite des Schiffs geschaut und bemerkt hatte, dass die Flut einsetzte. »Los, wir wollen nicht von der Flut überrascht werden, sonst sitzen wir hier stundenlang fest. Ich klettere zuerst runter. Dann du, Anne.«
Bald stiegen sie wieder über die
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