Fünf Freunde Erforschen Die Schatzinsel
zu rudern, wenn man nach ein paar Stunden schon wieder zurück muß.«
»Oh, Tante Fanny - den ganzen Tag auf der Insel - das wäre märchenhaft schön!« rief Anne.
Georg sah auf. »Kommst du auch mit, Mutter?« fragte sie.
»Deine Frage klingt gerade, als wäre es dir nicht recht, wenn ich mitginge«, sagte ihre Mutter in verletztem Ton. »Auch gestern hast du schon so eigensinnig geguckt, als ich mitkam.
Nein - ich werde morgen zu Hause bleiben. Aber deine Vettern werden sicherlich denken, daß das ein sehr merkwürdiges Kind ist, das seine Mutter nie dabeihaben will.«
Georg erwiderte nichts. Sie sagte sehr selten etwas, wenn sie gescholten wurde. Die anderen Kinder sagten auch nichts. Sie wußten ganz genau, daß es nicht so war: Georg hätte ihre Mutter gern mitgenommen, aber sie wollte Tim bei sich haben.
Und beides ging ja nicht.
»Jedenfalls, ich könnte gar nicht mitkommen«, fuhr Tante Fanny fort, »ich habe einiges im Garten zu richten. Ihr könnt euch aber getrost Georg anvertrauen. Sie kann mit dem Boot umgehen wie ein Mann.«
Am nächsten Tag, beim Aufstehen, blickten die Kinder als erstes nach dem Himmel. Die Sonne lachte, und alles schien in Ordnung.
»Ist es nicht ein bezaubernder Tag?« sagte Anne zu Georg, während sie sich anzogen. »Ich kann es gar nicht mehr erwarten, zur Insel zu kommen.«
»Sachte, Anne! Allen Ernstes - ich denke, wir sollten besser nicht gehen«, sagte Georg ganz unerwartet. »Oh - aber warum?« rief Anne voller Schrecken.
»Ich glaube, da aus der Ecke kommt ein Sturm oder so was Ähnliches«, sagte Georg und wies nach Südwesten.
»Aber, Georg, wieso denn?« rief Anne ungläubig. »Sieh doch die Sonne - und kaum ein Wölkchen am Himmel zu sehen.«
»Der Wind ist falsch«, belehrte sie Georg. »Siehst du nicht die kleinen weißen Schaumköpfe auf den Wellen draußen bei meiner Insel? Das ist immer ein schlechtes Zeichen.«
»Oh, Georg - es wäre die größte Enttäuschung meines Lebens, wenn wir heute nicht hingingen«, sagte Anne, die von vornherein nie eine Enttäuschung, ob groß oder klein, ertragen zu können vermeinte. »Und außerdem«, fügte sie listig hinzu,
»wenn wir - aus Furcht vor dem Sturm zu Hause bleiben, können wir auch den lieben alten Tim nicht um uns haben.«
»Ja, da hast du recht«, sagte Georg. »Also - wir werden gehen.
Aber höre - wenn ein Sturm kommt, führ dich bitte nicht auf wie ein Baby. Du mußt versuchen, dich daran zu freuen. Und du darfst nicht ängstlich sein.«
»Besonders erbaut bin ich von Stürmen zwar nicht«, begann Anne, unterbrach sich aber, als sie Georgs zornigen Blick sah.
Sie gingen hinunter zum Frühstück, und Georg fragte ihre Mutter, ob sie das Essen, wie geplant, mitnehmen könnten.
»Ja«, sagte die Mutter, »du und Anne, ihr könnt helfen, Brote zu richten. Die Jungen können in den Garten gehen und einige reife Pflaumen pflücken. Anschließend geht Julian ins Dorf hinunter und holt einige Flaschen Mineralwasser oder Fruchtsaft - was ihr mögt.«
»Fruchtsaft für mich, vielen Dank!« sagte Julian, und die anderen schlossen sich ihm an. Sie waren alle in bester Stimmung, und Georg war besonders glücklich, wenn sie daran dachte, daß sie den ganzen Tag mit Tim Zusammensein konnte.
Endlich war es soweit, und sie machten sich auf den Weg.
Das Essen trugen sie in zwei riesigen Weidenkörben mit. Als erstes holten sie Tim. Er war im Hintergarten des Fischerhäuschens angekettet. Der Fischerjunge grinste Georg freundlich an.
»Guten Morgen, Meister Georg«, sagte er. »Tim bellt sich die Kehle nach dir ‘raus. Ich glaube, er hat geahnt, daß du kommst.«
»Natürlich wußte er es«, sagte Georg und band das Tier los.
Tim war kaum zu bändigen. Er raste im Kreis um die Kinder, den Schwanz hoch erhoben und die Ohren flach angelegt.
»Er würde jedes Rennen gewinnen, wenn er ein Windhund wäre«, sagte Julian bewundernd. »Du kannst ihn kaum sehen vor Staub. Tim! Hei! Tim! Komm und sag guten Morgen!«
Der Hund sprang hoch und leckte Julian’ linkes Ohr.
Allmählich wurde er ruhiger und gesellte sich zu Georg, als sie den Weg zur Küste einschlugen. Immer und immer wieder schnupperte er an Georgs nackten Beinen, und sie zog ihn sanft an seinen Ohren.
Sie stiegen in das Boot und stießen ab. Der Fischerjunge winkte ihnen nach und rief noch: »Bleibt nicht so lange. Ein Sturm zieht auf. Und fürwahr kein schlechter!«
»Ich weiß«, rief Georg zurück. »Aber vielleicht sind wir zurück, bevor
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