Fünf Freunde Erforschen Die Schatzinsel
daß dahinter der Kerker mit den aufbewahrten Schätzen war. Aber die Tür war fest verschlossen. Ein großes Schlüsselloch war vorhanden - aber kein Schlüssel. Die Kinder sahen enttäuscht auf die Tür. Jetzt, da sie so dicht am Ziel waren, ließ sich die Tür nicht öffnen.
»Wir wollen die Axt holen«, rief Julian plötzlich. »Vielleicht können wir damit das Schloß zertrümmern.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Georg. »Kommt alle mit.«
Sie wollten rasch wieder den Weg zurückgehen, den sie gekommen waren. Aber die Kerker waren so groß und weitläufig, daß sie jede Orientierung verloren. Sie stolperten über alte Klötze, verfaultes Holz, leere Flaschen, Steine und alles mögliche.
»Da wird man ja nervös«, sagte Julian schließlich. »Ich habe keine Ahnung, wo überhaupt der Eingang ist. Wir gehen von einem Kerker zum anderen - und alle gleichen sich, alle sind pechschwarz, voll Gestank und schaurig.«
»Ich fürchte, daß wir hier unten unser ganzes Leben lang bleiben müssen«, sagte Anne ängstlich.
»Gänschen«, sagte Dick und faßte sie bei der Hand. »Wir werden den Ausgang bald finden - hallo - was ist denn?«
Etwas versperrte ihnen den Weg.
Es sah aus wie ein Schornstein aus Ziegelsteinen, der von der Decke des Kerkers bis zum Boden führte. Julian leuchtete mit seiner Taschenlampe. Er zuckte die Schultern.
»Ich weiß, was es ist«, sagte Georg plötzlich. »Der Brunnen.
Ihr erinnert euch doch, er war in dem Plan mit den Kerkern eingezeichnet und ebenso in dem Plan vom Erdgeschoß des Schlosses. - Natürlich, das ist der Brunnenschacht, der in die Tiefe führt. Ich möchte zu gern wissen, ob vielleicht hier irgendwo eine Öffnung ist, so daß man Wasser in dem Verlies und ebenso im darüberliegenden Geschoß entnehmen konnte.«
An der gegenüberliegenden Seite des Brunnenschachtes fanden sie eine schmale Öffnung, gerade groß genug, daß ein Kind Kopf und Schulter hindurchstecken und hinuntersehen konnte. Sie leuchteten alles mit ihren Taschenlampen ab. Der Brunnen war so tief, daß man unmöglich auf den Grund sehen konnte. Julian ließ wieder einen Stein hinunterfallen, aber man hörte ihn nicht aufschlagen. Dann blickte er nach oben und konnte einen leichten Schimmer Tageslicht erkennen, der den Schacht hinunter auf die Steinplatte fiel, auf der Tim gesessen und seiner Rettung ent gegengesehen hatte.
»Ja«, sagte erbestätigend, »es ist tatsächlich der Brunnen. Ist es nicht seltsam? Jetzt wissen wir auch, daß der Eingang zu dem Verlies sich unmittelbar dort befinden muß.«
Das gab allen wieder neuen Mut. Sie nahmen sich bei der Hand und suchten im Dunkeln herum. Im Schein der Taschenlampen fanden sie schließlich den richtigen Weg.
Anne entdeckte ihn als erste. »Hier ist der Eingang«, schrie sie überrascht. »Ich sehe etwas Helles.« Die Kinder bogen um eine Ecke und standen plötzlich vor den Felsentreppen, die nach oben führten. Julian warf schnell noch einen Blick zurück, um sich den Weg etwas einzuprägen, den sie später gehen mußten.
Als sie oben waren, empfing sie herrlicher Sonnenschein. Nach der kalten und feuchten Luft unten im Verlies tat ihnen die Wärme wohl.
Julian sah nach der Uhr und rief überrascht: »Es ist halb sieben! Halb sieben! Kein Wunder, daß ich hungrig bin! Vor lauter Arbeiten und Herumwandern haben wir die Kaffeestunde versäumt.«
»Ich bin dafür, daß wir so eine Art Kaffee-Abendbrot zu uns nehmen, bevor wir unsere ne ue Expedition starten«, meinte Dick. »Ich habe im Magen ein Gefühl, als wenn ich zwölf Monate nichts zu essen gehabt hätte.«
»Kein Wunder, wenn man bedenkt, daß du zu Hause mittags zweimal soviel wie die anderen zu essen pflegst«, stichelte Julian, um aber lachend hinzuzufügen: »Mir geht es nicht anders als dir. - Komm! Wir wollen uns ein reichliches Mahl bereiten. Georg, was hältst du von einem heißen Tee oder Kakao? Mir ist von dem langen Aufenthalt in dem Verlies ganz kalt geworden.«
Es machte allen großen Spaß, das Wasser auf einem prasselnden Holzfeuer heiß zu machen, dabei in der warmen Abendsonne zu liegen und dann zum Tee Brot und Käse zu essen oder Kuchen und Biskuits zu naschen. Sie fühlten sich pudelwohl.
Auch Tim erhielt ein gutes Mahl. Der Aufenthalt unter der Erde hatte ihm nicht besonders zugesagt. Auch die merkwürdigen Echos hatten ihn eingeschüchtert. Einmal hatte er gebellt, und da war es Tim, als ob sämtliche Kerker voll von Hunden seien, die alle viel lauter als er
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