Fünf Freunde im Nebel
unterwürfig vor die Füße, setzte sich auf die Hinterbeine und bettelte. Tim staunte. Dann erhob sich Liz und tanzte auf zwei Beinen zweimal um Tim herum. Tims Staunen wurde immer größer. Es war das erste Mal, dass er einen Hund dieses Kunststück vorführen sah. War denn dieses Wollknäuel wirklich ein Hund?
Da Liz merkte, welchen Eindruck sie auf Tim machte, ging sie zu einem anderen Kunststück über, das sie im Zirkus gelernt hatte: Sie begann jaulend Purzelbäume zu schlagen. Das brachte Tim um den Rest seiner Fassung, er zog sich in die Büsche zurück, wo Liz ihm schon nach wenigen Augenblicken Purzelbäume schlagend vor die Füße fiel und dort auf dem Rücken, die Beine in der Luft, mit heraushängender Zunge hechelnd und keuchend liegen blieb. Als Tims Schwanz zögernd zu wedeln begann, sprang Liz wieder auf ihre vier Füße und hüpfte ausgelassen um Tim herum, als wollte sie sagen: >Komm und spiel mit mir!<
Und dann fiel Tim über das ulkige kleine Tier her! Es wurde eine wilde und fröhliche Balgerei, an deren Ende die beiden keuchend in einem sonnigen Winkel des Hofes niedersanken: Liz zwischen Tims dicken Vorderpfoten, als wäre ihre Freundschaft uralt.
Als Georg mit Schnüffel aus dem Stall kam, traute sie ihren Augen kaum. »Was hat denn Tim zwischen seinen Vorderpfoten? Das kann doch kein Hund sein!«
»Das ist Liz«, bestätigte Schnüffel. »Sie befreundet sich mit jedem Hund. Li-iz! Kleiner Affe! Lauf, los, lauf!«
Und Liz kam auf den Hinterbeinen angetanzt. Georg lachte herzlich. »Ulkiger Kerl - wie ein Wollknäuel.«
»Aber sie ist klug«, verteidigte sie Schnüffel und streichelte sie.
»Wann kann ich denn nun Clip haben, Herr Georg? Mein Vater ist mit den anderen gefahren - es macht also nichts aus, ob ich nun heute oder morgen - oder gar erst übermorgen nachkomme.«
»Heute geht es bestimmt nicht mehr«, entgegnete ihm Georg.
Sie freute sich riesig über die Anrede >Herr<. »Vielleicht morgen. Hast du eigentlich kein Taschentuch, Schnüffel? Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden so oft die Nase hochziehen hören wie dich.«
Schnüffel wischte mit dem Ärmel über seine Nase. »Noch nie ein Taschentuch gehabt«, sagte er. »Aber sieh, ich hab' doch meinen Ärmel.«
»Du bist ein Ferkel«, stellte Georg sachlich fest. »Ich werde dir eines von meinen Taschentüchern geben, und du wirst es benützen. So geht das mit deiner Nase nicht mehr weiter.«
»Ich tue es ja nicht mit Absicht«, verteidigte sich Schnüffel halb schmollend. »Und es stört doch niemand.«
Aber Georg war schon auf dem Weg nach oben und suchte in ihrem Zimmer aus der Schublade ein großes rot-weiß gestreiftes Taschentuch heraus.
Schnüffel machte große verwunderte Augen, als er es sah.
»Das ist ja ein Tuch für meinen Hals«, meinte er.
»Nein, Irrtum! Es ist ein Taschentuch für deine Nase«, belehrte ihn Georg. »Hast du keine Tasche, in die man es hineinstecken kann? Aha, da! So - und nun benütze es auch, und ziehe die Nase nicht mehr hoch.«
»Wo sind denn die anderen?« wollte Schnüffel wissen.
»Ausgeritten«, gab Georg kurz zurück. Zu dumm, dass sie wieder an alles erinnert worden war!
»Ihr wolltet mich doch in meinem Wagen besuchen«, meldete sich Schnüffel. »Ihr habt es versprochen.«
»Das wird heute nicht gehen«, überlegte Georg. »Vermutlich kommen sie spät zurück. Aber ich werde dich besuchen. Du bist doch allein in deinem Wagen, oder?«
Schnüffel nickte mit dem Kopf. »Ja, der Wagen ist leer. Mein Vater ist weg und meine Tante und meine Großmutter auch.«
»Was macht ihr denn in der Heide?« erkundigte sich Georg, während sie Schnüffel über die Felder zu dem Hang begleitete, wo sein Wagen noch als einziger der fünf stand.
»Nur so herumziehen«, sagte Schnüffel und zog die Nase geräuschvoll hoch, was ihm von Georg einen Rippenstoß eintrug.
»Schnüffel! Wozu habe ich dir das Taschentuch gegeben! Lass doch dieses Schnüff-schnüff, es macht mich richtig nervös.«
Dass Schnüffel im gleichen Augenblick mit dem Ärmel über die Nase fuhr, bemerkte Georg zum Glück nicht. Sie war mit der Betrachtung des Wagens beschäftigt, den sie inzwischen erreicht hatten, und erwog in Gedanken Schnüffels Antwort auf ihre letzte Frage.
»Du sagst, ihr zieht nur so in der Heide herum. Aber was tun dein Vater und dein Onkel und die anderen Männer? Es gibt dort doch nichts, .womit man sich beschäftigen kann - und kein Bauernhaus, wo man um Eier und Milch betteln
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