Fünf Freunde im Nebel
»Was liegt in dieser Richtung?«
»Wenn sie diese Richtung beibehalten, kommen sie zur Küste«, überlegte Julian. »Sollen wir hinüberreiten und uns den Zigeunerzug ansehen?«
»O ja! Fein!«
Sie schwenkten also nach rechts ab und hielten auf die Wagen zu, die als vier farbige Flecken langsam dahinzogen: zwei rote, ein blauer und ein gelber, vor jedem ein kleines kräftiges Pferd.
»Guten Morgen!« grüßte Dick laut und freundlich, als sie die Kolonne erreicht hatten. »Schöner Tag heute!«
Keine Antwort. Die Zigeuner auf und neben den Wagen warfen den vier Reitern nur finstere Blicke zu.
»Wohin zieht ihr denn?« fragte Henry lächelnd. »Zur Küste?«
»Geht euch nichts an«, knurrte einer der Zigeuner, ein alter Mann mit grauem Kraushaar.
»Puh! Sind die aber unfreundlich!« sagte Dick zu Julian.
»Sie denken wohl, wir spionieren. Wie sie es wohl mit der Verpflegung in diesem Heideland machen? Kein Laden weit und breit. Wahrscheinlich haben sie alles dabei.«
»Ich werde sie fragen«, erbot sich Henry, die sich von den finsteren Blicken nicht im geringsten einschüchtern ließ. Sie ritt an Schnüffels Vater heran.
»Wie machen Sie es denn mit dem Proviant - und dem Wasser?«
»Proviant haben wir dort«, sagte Schnüffels Vater und wies mit dem Kopf auf einen der Wagen. »Und Wasser - ha, wir wissen, wo die Quellen sind.«
»Schlagen Sie Ihr Lager für längere Zeit in der Heide auf?« forschte Henry weiter. Das Zigeunerleben schien ihr wenigstens zeitweilig - doch sehr verlockend. In diesem schönen Heidemoor zwischen goldenem Ginster und jungem Heidekraut zelten, das musste herrlich sein!
»Geht euch nichts an!« schrie der alte grauhaarige Zigeuner wieder. »Schert euch weg, und lasst uns in Ruhe!«
»Komm weiter, Henry«, rief Julian und wendete. »Sie mögen es nicht, wenn man ihnen Fragen stellt. Sie halten es für aufdringliche Neugier. Vielleicht haben sie auch allerhand zu verbergen - Hühner und Enten. Sie leben von der Hand in den Mund, diese Zigeuner.«
Henry genoss den Tag in vollen Zügen. Sie war sehr, sehr glücklich. Auch die anderen drei genossen den Tag, doch sie waren nicht ganz so glücklich. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Georg. Und Tim fehlte ihnen als fröhlicher Begleiter.
Um halb ein Uhr stiegen sie ab und machten Rast. Es wurde ein köstliches Mittagsmahl! Frau Johnsen hatte sich wirklich selbst übertroffen. Eier und Ölsardinen, Tomaten und Radieschen, Schinken und Wurst - es schien kein Ende zu nehmen. Ein großes Stück Rosinenkuchen und eine riesige saftige Birne waren außerdem noch für jeden eingepackt.
»Ein herrlicher Kuchen!« schwärmte Dick und betrachtete sein Stück. »Die Rosinen sind alle nach unten gesunken - das gibt den letzten guten Bissen.«
»Nichts zu trinken?« erkundigte sich Henry. Sofort bekam sie eine Flasche Malzbier ausgehändigt, die sie durstig leerte.
»Hmmm! Warum schmeckt Malzbier bei einem Picknick so gut?
Viel besser als zu Hause, selbst wenn es dort kühler ist.«
»In der Nähe muss eine Quelle sein«, sagte Julian. »Ich höre sie glucksen.«
Alle waren für einen Augenblick still und lauschten. Ja - da war ein leiser gurgelnder Ton. Anne ging dem Ton nach und hatte die Quelle in wenigen Minuten gefunden. Sie rief die anderen.
Es war eine runde Mulde, kühl und blau, und von der Seite fiel ein kristallklarer Wasserstrahl plätschernd hinein.
»Das wird wahrscheinlich eine der Quellen sein, welche die Zigeuner benutzen, wenn sie in diesem verlassenen Heidemoor sind«, meinte Julian. Er hielt die hohle Hand unter den hellen Wasserstrahl und trank daraus. »Wundervoll! Kühl wie aus dem Eisschrank! Versuch's mal, Anne!«
Sie ritten dann noch ein Stück weiter, doch das Heideland blieb unverändert: Heidekraut, buschiges Gras, Ginster, hier und dort ein klarer Quell oder ein dünnes Rinnsal und ein paar Bäume, meist silberne Birken. Lerchen schwirrten singend in der Luft, so hoch, dass man sie kaum noch sehen konnte.
»Ihr Trillern tropft herunter wie Regen«, sagte Anne und streckte die Hand aus, als wollte sie es auffangen. Henry lachte. Sie fühlte sich wohl im Kreise der drei Geschwister und freute sich, dass sie hatte mitkommen dürfen. >Wie töricht von Georg, zu Hause zu bleiben!< dachte sie.
»Ich glaube, wir müssen umkehren«, sagte Julian schließlich mit einem Blick auf die Uhr. »Wir haben einen langen Rückweg
- direkt in die untergehende Sonne hinein. Kommt!«
Er übernahm nach dem Kompass
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