Fünf Freunde im Nebel
Wasser?« fiel es Georg plötzlich ein. »Es dürfte nicht zu weit von unserem Lagerplatz entfernt sein. Tim, such Wasser! Saufen, Tim, saufen! Hast du keinen Durst? Nach deiner Zunge zu urteilen, hast du Durst. Sie flattert wie eine Fahne.«
Tim drehte bei diesen Worten den Kopf zur Seite. Wasser?
Saufen? Diese beiden Worte verstand er. Mit witternd erhobener Nase lief er davon. Er verschwand hinter den Büschen und blieb etwa eine halbe Minute unsichtbar.
Als er zurückkam, war Georg befriedigt. »Tim hat Wasser gefunden! Seht - seine Schnauze ist nass. Brav, Tim, brav! Wo ist Wasser?«
Tim wedelte aufgeregt mit dem Schwanz vor Freude über Georgs Lob. Er lief wieder um den Busch herum und führte die vier Kinder zu einer sprudelnden Quelle. Ihr dünner Strahl tanzte in der Sonne, fiel in einen kleinen Kanal, den sich das Wasser in den Sand gegraben hatte, lief eine kurze Strecke in dieser Rinne weiter und verschwand dann unter der Erde.
»Danke schön, Tim«, sagte Georg. »Ju, ist das Wasser gut genug zum Trinken?«
»Ich sehe welches, das scheint mir besser und klarer zu sein«, erwiderte Julian und wies nach rechts. »Die Bartels haben hier offensichtlich einen Brunnen gebohrt. Die Quelle ist sehr ergiebig und kristallklar. Das ist das Richtige für uns.«
»Prima!« strahlte Anne. »Das ist nur ein paar Meter von der Grube entfernt. Das Wasser ist eiskalt - fühlt mal!«
Als sie alle ihren Durst gelöscht hatten, machten sie es sich in dem weichen warmen Sand in der Grube gemütlich. »Ganz allein wir fünf!« sagte Anne zufrieden. »Sonst keine Menschenseele weit und breit!«
Aber sie irrte sich.
Ereignisse in der Nacht
Tim war der erste, der etwas von der Anwesenheit eines Fremden merkte. Er hob den Kopf und spitzte die Ohren. Georg sah es. »Was ist los, Tim?« fragte sie. »Hier kommt doch sicher niemand.«
Tim knurrte ganz, ganz leise, als wollte er sagen: Ich bin nicht völlig sicher. Gleich danach sprang er auf und lief schwanzwedelnd aus der Sandgrube hinaus.
»Wohin geht er denn nun?« Georg schüttelte verwundert den Kopf. »Aha - da ist er ja wieder!«
Ja, er war wieder da, begleitet von einem kleinen lustigen Wollknäuel - Liz! Ungewiss, wie sie empfangen würde, kroch sie auf dem Bauch zu den Kindern hin und erinnerte so noch mehr als sonst an einen Wollknäuel. Tim umtanzte sie fröhlich, als wäre Liz seine allerbeste Freundin. Georg streichelte den komischen kleinen Hund, während Julian gedankenvoll vor sich hin blickte.
»Hoffentlich bedeutet das nicht, dass wir nahe am Zigeunerlager sind«, meinte er. »Es ist gut möglich, dass die Schienen irgendwo dort in der Nähe enden. Mein Ortssinn lässt mich im Stich.«
»O weh!« sagte Anne bestürzt. »Damals müssen die Zigeuner ihr Lager nahe bei der Sandgrube der Bartels gehabt haben also wird es auch heute so sein.«
»Na, und wenn?« fragte Dick. »Habt ihr Angst vor ihnen?
Ich nicht!«
Still und nachdenklich saßen alle da. Liz leckte Annes Hand.
Und in diese Stille hinein tönte ein nur zu bekanntes Geräusch.
Schnüff! Schnüff!
»Schnüffel!« rief Georg. »Komm heraus aus deinem Versteck!
Ich höre dich!«
Unter einem Heidekrautbusch am Rand der Grube wurden zwei Beine sichtbar, und dann kam der ganze Schnüffel durch den Sand heruntergerutscht. Da saß er nun und grinste sie an, schuldbewusst, dass er sich angeschlichen hatte.
»Was tust du denn hier?« wollte Dick wissen. »Du bespitzelst uns doch hoffentlich nicht!«
»Nein«, sagte Schnüffel. »Unser Lager ist nicht sehr weit weg.
Liz hörte euch wahrscheinlich und lief davon. Und ich lief hinter ihr her.«
»Puh! Und wir hofften, weit und breit allein zu sein«, sagte Georg. »Weiß jemand in eurem Lager, dass wir hier sind?«
»Noch nicht«, antwortete Schnüffel. »Aber sie werden euch finden. Sie finden immer alles. Ich verrate euch aber nicht, wenn ihr's nicht wollt.«
Dick warf ihm einen Keks zu. »Also gut: halte deinen Mund, wenn du kannst. Wir sind gern ungestört.«
Schnüffel nickte. Plötzlich steckte er die Hand in die Tasche und brachte Georgs rot-weißes Taschentuch zum Vorschein.
Es war noch immer blütensauber und sorgfältig zusammengelegt. »Noch nicht schmutzig«, machte er Georg aufmerksam.
»Sollte es aber sein«, erwiderte diese. »Es ist für deine Nase.
Nein - lass den Ärmel weg!«
Schnüffel sah es einfach nicht ein, warum er ein schönes sauberes Taschentuch benützen sollte, wenn er doch einen schmutzigen Ärmel an der
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