Fünf Freunde im Nebel
»Müssen sich Tante Hanna und Tante Lucie ausgerechnet diese Woche aussuchen, wo Julian und Dick hier sind und alles so schön ist? Kann ich sie nicht anrufen und sagen, dass ich hier zu viel zu tun habe und nicht weg kann?«
»Unmöglich!« entrüstete sich Frau Johnsen. »Das wäre sehr ungezogen, Henry, das weißt du doch. Du verbringst die ganzen Osterferien hier, und da glaubst du, dass du nicht auf zwei Tage verzichten kannst! Für mich ist es außerdem eine große Erleichterung, wenn deine Tanten dich mir für ein paar Tage abnehmen.«
»Warum?« fragte Henry verdutzt. »War ich eine so große Last?«
»Aber nein - ich habe jedoch heute morgen zwei Briefe bekommen, in denen vier Kinder unerwartet angemeldet werden«, erklärte ihr Frau Johnsen. »Sie sollten eigentlich erst kommen, wenn drei von den anderen an diesem Wochenende abreisen. Aber da kann man nun nichts machen, so etwas kommt eben vor. Wohin ich sie stecke, weiß ich allerdings wirklich nicht.«
»Ach herrje!« sagte Anne. »Sollen Julian und Dick nach Hause fahren, Frau Johnsen? Mit ihnen haben Sie ja auch nicht gerechnet, sie kamen einfach.«
»Stimmt«, nickte Frau Johnsen. »Aber ich habe gern große Jungen da. Sie sind eine große Hilfe. Jetzt lasst mich einmal überlegen, was wir tun können.«
Rittmeister Johnsen steckte eilig den Kopf zur Tür herein. »Ich habe gerade ein Telegramm bekommen«, erklärte er seiner Frau. »Ich muss zum Bahnhof. Die beiden Pferde sind eingetroffen. Zwei Tage zu früh zu dumm!«
»Der Tag hat es in sich!« Frau Johnsen zuckte hoffnungslos mit den Schultern. »Meine Güte - wie viele werden wir denn sein?
Und wie viele Pferde werden zu versorgen sein? Nein, ich kann heute morgen nicht rechnen. In meinem Kopf ist ein zu großes Durcheinander.«
Anne überlegte sich schuldbewusst, dass sie und Georg eigentlich schon vor vier oder fünf Tagen abreisen wollten, statt dessen waren noch Julian und Dick dazugekommen. Anne ging und suchte Julian. Vielleicht wusste er Rat. Sie fand die beiden Brüder, wie sie in den Ställen Stroh aufschütteten.
»Julian! Höre einmal zu! Ich muss etwas mit dir besprechen!«
Julian ließ den Strohballen zu Boden gleiten und wandte sich zu Anne.
»Was ist los? Sage bloß nicht, dass Georg und Henry wieder Krach miteinander haben, weil ich dann überhaupt nicht zuhören werde.«
»Nein, nein, etwas ganz anderes«, beschwichtigte ihn Anne.
»Es ist wegen Frau Johnsen. Es kommen neue Gäste, vier Kinder, bevor die anderen abreisen. Sie ist in großer Verlegenheit, und ich überlege, wie wir ihr helfen könnten. Sie rechnete doch auch mit uns vier diese Woche nicht.«
»Hm. Stimmt«, nickte Julian und ließ sich auf den Strohballen niedersinken. »Wir wollen mal ganz angestrengt nachdenken.«
»Das ist doch ganz einfach«, mischte sich Dick ein.
»Wir nehmen unsere Zelte und etwas zu essen - und gehen und zelten draußen in der Heide. Etwas Schöneres gibt es doch gar nicht.«
»O jaaaa!« Annes Augen strahlten. »O Dick - das ist eine wundervolle Idee! Einfach herrlich! Frau Johnsen ist uns los und wir verleben eine herrliche Zeit dort draußen!«
»Das nennt man: Zwei Fliegen mit einem Schlag treffen«, sagte Julian. »Wir haben zwei Zelte dabei, zwar kleine, aber sie werden ausreichen. Und Schlafsäcke bekommen wir sicher von Rittmeister Johnsen.«
»Ich muss das gleich Georg berichten«, sagte Anne. Sie freute sich. »Können wir heute schon gehen, Ju, damit wir aus dem Wege sind, wenn die neuen Kinder ankommen? Rittmeister Johnsen erwartet auch noch zwei neue Pferde. Er wird froh sein, wenn ein paar von uns verschwinden.«
Anne rannte davon, um Georg die große Neuigkeit mitzuteilen.
Georg war dabei, Zaumzeug zu polieren, eine Arbeit, die sie gern tat. Henry stand mit traurigen Augen dabei, als Anne berichtete.
»Es ist doch zu dumm«, meinte sie, als Anne fertig war. »Wenn diese Großtanten nicht wären, könnte ich mit euch kommen.
Warum müssen sie auch ausgerechnet jetzt verreisen! Ist das nicht furchtbar?«
Weder Anne noch Georg fanden es furchtbar. Sie waren im Gegenteil im Inneren sehr dankbar und freuten sich, dass sie wieder einmal ganz unter sich sein würden. Wenn die Tanten nicht in einem so günstigen Augenblick auf Reisen gingen, hätten sie Henry anstandshalber zum Mitkommen auffordern müssen. Sie unterdrückten ihre Freude, trösteten die arme Henry ein bisschen und gingen dann, um mit Frau Johnsen das Nötige zu besprechen.
»Das ist ein
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