Fünf Freunde im Nebel
stehen. Er hatte bisher nur auf den Weg geachtet, denn trotz der Taschenlampen war das Vorwärtskommen schwierig. Er konnte also nicht wissen, was Georg so beunruhigte.
»Seltsam«, sagte er nun. »Das ist Nebel! Die Sterne sind schon nicht mehr zu sehen. Deshalb war es plötzlich so finster.«
»Nebel!« Anne war bestürzt. »Doch nicht dieser schreckliche Nebel, der manchmal über die Heide zieht! O Ju - ist es das?«
Darauf wusste Julian keine Antwort. »Schmeckt ihr das Salz?
Er kommt also vom Meer herauf, und so plötzlich, wie uns erzählt wurde. Und er wird von Minute zu Minute dichter.«
»Ein Glück, dass wir auf den Schienen sind!« sagte Georg.
»Was sollen wir nun tun? Sollen wir weitergehen?«
»Ich schlage vor, wir verstecken das Geld hier irgendwo und holen dann die Polizei. Wenn wir uns immer an den >Schienen-Weg< halten, kann uns nichts geschehen. Aber wir dürfen auf keinen Fall davon abweichen, sonst sind wir verloren. Die Zigeuner verfolgen uns in diesem Nebel sicher nicht.«
»Ja, so machen wir es«, stimmte Dick zu. Die Last war ohnehin zu schwer für eine lange Strecke. »Aber wo sollen wir das Geld verstecken, Ju? In der Sandgrube nicht. Dazu müssten wir noch einmal von den Schienen ab und durch den schrecklichen Nebel. Wir würden uns sofort verirren.«
»Nein. Ich weiß einen guten Platz«, sagte Julian und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Denkt ihr noch an die alte Lok? Sollen wir nicht alles in den langen Schornstein stopfen und oben Sand drauffüllen? Ich gehe jede Wette ein, dass dort niemand die Pakete findet.«
»Eine wundervolle Idee!« strahlte Dick. »Die Zigeuner werden sicher glauben, dass wir das Geld mitgenommen haben, und werden gar nicht erst lange danach suchen, wenn sie festgestellt haben, dass wir und das Geld verschwunden sind. Wenn sie die Verfolgung aufnehmen - falls sie es in diesem Nebel überhaupt wagen -, werden wir schon halbwegs zu Hause sein.«
Auch Anne und Georg waren von Julians Idee begeistert. Sie war geradezu genial. »Darauf wäre ich nie gekommen!« sagte Anne.
»Ihr zwei Mädchen und Tim braucht nicht die ganze Strecke bis zur Lok mit zurückzugehen«, entschied Julian, »Setzt euch hier auf die Schienen und wartet auf uns. Wir kommen sofort wieder.«
»Gut«, nickte Georg und kauerte sich nieder. »Bringt aber die Decken wieder mit. Es ist kalt jetzt in diesem Nebel.«
Julian und Dick marschierten beim Licht von Annes Taschenlampe davon. Georgs Lampe behielten die Mädchen.
Tim presste sich verängstigt an sie. Nebel war auch für ihn etwas Fremdes, Unheimliches.
»So ist's recht! Komm ganz nah zu uns und halte uns warm, Tim«, sagte Georg. »Es ist grässlich kalt jetzt.«
Die Jungen stolperten den Weg zurück, den sie eben gekommen waren. Sie hielten Augen und Ohren offen, um nicht von den Zigeunern überrascht zu werden. Doch sie konnten kaum einen Meter weit sehen. Der Nebel war undurchdringlich und schien immer dicker zu werden. >Jetzt verstehe ich, was der alte Ben meinte, als er sagte, der Nebel habe nasse, kalte Finger!< dachte Julian, als ihm der Nebel feucht über Gesicht, Hände und Beine strich.
»So - wir haben es geschafft!« Dick atmete auf. »Da ist das Ende der Schienen. Die Lok muss dort drüben sein - ein oder zwei Meter entfernt.«
Vorsichtig tasteten sie sich an die unsichtbaren Ginsterbüsche heran, die ihre Anwesenheit nur durch Dornen verrieten.
»Leuchte hierher mit der Lampe, Dick!« bat Julian. »Ja, so.
Da sind die Hebel und Griffe, siehst du? Jetzt müssen wir um die Maschine herum zum Schornstein.«
»Da ist er!« stellte Dick nach wenigen Sekunden erleichtert fest. »Und nun an die Arbeit! So eine Unmenge Pakete!
Hoffentlich passen sie alle in den Schornstein hinein.«
Es dauerte etwa zehn Minuten, bis sie die Pakete alle in den Schornstein geschichtet hatten.
»Auch das hätten wir!« Dick war froh. »Und jetzt bedecken wir das Ganze mit Sand.«
»Viel Sand hat nicht mehr Platz«, meinte Julian. »Die Pakete füllen beinahe den ganzen Schornstein. So! Und jetzt ziehe diesen Ginsterzweig über den Schornstein! Puh, einen so dornigen Ginsterbusch habe ich noch nie gesehen! Ich bin schon ganz zerkratzt!«
»Hörst du etwas von den Zigeunern?« fragte Dick leise, bevor sie den Rückweg antraten.
Beide lauschten in die Nacht hinein. »Nichts«, sagte Julian.
»Ich glaube, sie fürchten den Nebel und verhalten sich ruhig, bis er sich auflöst.«
»Vielleicht liegen sie in der Sandgrube und
Weitere Kostenlose Bücher