Fünf Freunde im Nebel
Georgine und ich zur Sandgrube zurück.«
»Habt ihr das Flugzeug gehört?«
»Natürlich.«
»Habt ihr gesehen oder gehört, dass es etwas abwarf?«
»Gesehen haben wir nichts, aber gehört«, erwiderte Anne.
Georg starrte sie wütend an. Warum verriet Anne alles? - Doch vielleicht dachte sie, sie könne mit ihrer Offenheit Tim retten?
Und sofort verzieh Georg ihr alles.
»Habt ihr das aufgehoben, was das Flugzeug abwarf?« Die Frage kam so barsch und scharf, dass Anne zusammenzuckte.
Was sollte sie sagen?«
»O ja!« hörte sie sich zur ihrer Verwunderung selbst antworten.
»Wir hoben ein paar Pakete auf. Was war darin? Wissen Sie es?«
»Geht euch nichts an«, fauchte der Mann. »Was habt ihr mit den Paketen getan?«
Georg blickte zu Anne hinüber, gespannt, was sie darauf erwidern würde. Es war doch einfach nicht möglich, dass sie auch dieses Geheimnis verriet!
»Ich habe gar nichts damit getan«, sagte Anne mit unschuldigem Gesicht. »Die Jungen wo llten sie verstecken und gingen damit im Nebel davon - aber sie kamen nicht zurück.
Deshalb kehrten Georgine und ich zur Sandgrube zurück. Und dort haben Sie uns gefangen.«
Die Männer beratschlagten mit leisen Stimmen, und schließlich wandte sich Schnüffels Vater wieder an die Mädchen.
»Wo haben die Jungen die Pakete versteckt?«
»Woher soll ich das wissen?« entgegnete Anne. »Ich war ja nicht dabei.«
»Glaubst du, dass sie die Pakete noch bei sich haben?« fragte der Mann.
»Warum suchen Sie die Jungen nicht und fragen sie?« antwortete Anne. »Ich habe von den Jungen nichts gehört und nichts gesehen, seit sie von uns fortgingen und im Nebel verschwanden. Ich weiß nicht, was aus ihnen und den Paketen geworden ist.«
»Sie irren sicher in der Heide herum«, meinte der alte grauhaarige Zigeuner. »Mit den Paketen! Morgen werden wir die Jungen suchen. Bei diesem Nebel kommen sie nicht weit.«
»Sie werden sich von Ihnen bestimmt nicht erwischen lassen!« versicherte Georg. »Und sobald der Nebel sich auflöst, kehren sie zum Gutshof zurück.«
»Führt die Mädchen weg!« Der Ton, in welchem der alte Zigeuner dies sagte, verriet, dass er keine Lust hatte, sich länger mit ihnen abzugeben. »Bringt sie in die hintere Höhle und bindet sie fest.«
»Wo ist mein Hund?« schrie Georg. »Ich will meinen Hund wiederhaben!«
»Ihr habt uns nicht viel erzählt«, brummte der alte Zigeuner.
»Morgen fragen wir euch noch einmal - und wenn ihr uns dann mehr erzählt, kriegst du deinen Hund wieder.«
Zwei Männer ergriffen Laternen und brachten dann die Mädchen zu dem Hügel hinüber, in dem sich eine Höhle wie ein Tor öffnete. Ein Gang führte direkt in den Berg hinein, gabelte sich, wand sich und wurde zu einem Netz von Gängen, das den ganzen Berg wirr durchzog. Es war unglaublich, dass die Männer sich darin zurechtfanden.
Die dunkle Wanderung endete in einer Höhle. Ein Pfosten ragte in der Mitte aus dem sandigen Boden auf, und Seile baumelten von ihm herab. Entsetzt blickten die beiden Mädchen darauf.
Man würde sie doch nicht wie Gefangene anbinden! Doch man tat es wirklich. Die Seile wurden ihnen um den Leib geschlungen und im Rücken fest verknotet.
»So - da bleibt ihr«, sagte der eine der Männer und grinste sie an. »Vielleicht fällt euch morgen wieder ein, wo die Pakete sind.«
»Holen Sie jetzt meinen Hund!« befahl Georg. Doch die Männer lachten nur und verließen die Höhle.
Es war muffig und heiß in der Höhle. Anne war zu müde, um auch nur einen Gedanken zu fassen. Aufrecht an dem Pfahl sitzend, den Strick um den Bauch, den harten Knoten im Rücken, schlief sie bald ein.
In Georg nagte die Angst um Tim und hielt den Schlaf fern. Sie saß und brütete vor sich hin. Wo war ihr treuer Freund? War er schwer verletzt? Georg fühlte sich elend. Sie machte einen Versuch, den Knoten im Rücken zu erreichen, doch es war aussichtslos.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Kroch da nicht etwas durch den Gang zur Höhle! Sie fürchtete sich. Wenn doch Tim da wäre! Schnüff! Schnüff!
>Oh, das muss Schnüffel sein!< dachte Georg, und in diesem Augenblick hatte sie den kleinen schmutzigen Zigeunerjungen richtig gern. »Schnüffel!« rief sie leise und knipste die Taschenlampe an. Erst erschien Schnüffels Kopf, dann sein Körper. Er kam leise auf allen vieren durch den Gang gekrochen.
»Ich war hier auch schon manchmal angebunden«, sagte er, als er vor Georg auf dem Boden kauerte.
»Schnüffel - wo ist Tim?« fragte
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