Fünf Freunde und das Burgverlies
bestimmt gut.«
»Ich verstehe das ja auch alles«, versicherte Georg. »Aber bei Tim bin ich da nicht so sicher. Er kann es kaum noch erwarten, bis ich ihn auf Junior loslasse.«
»Ich kann's ihm nachfühlen«, sagte Dick und streichelte Tims dicken Kopf. »Wie viel Uhr ist es denn? Sollen wir noch einen Spaziergang machen?«
»Och!« machte Julian. »Ich habe ganz steife Beine vom Radfahren. Ich meine, wir sehen uns nur im Hof und in den Ställen und Scheunen ein wenig um.«
So schlenderten die fünf Freunde also durch das Gelände des Hofes, sahen sich dies an und das, fanden handgefertigte Speichenräder und schwere Werkzeuge aus früheren Zeiten und bestaunten vor allem die alten Gebäude, die noch immer von auffallender Schönheit waren, obwohl sie zum Teil schon beinahe einstürzten. Die Dächer waren mit Schindeln gedeckt, von Moos und Flechten überwuchert.
Auf einem Dach war die Hälfte der Schindeln durch billige neue Platten ersetzt. »Vielleicht haben die Prillers sie verkauft«, meinte Julian. »So alte überwucherte Schindeln kann man sicher teuer verkaufen, besonders an Amerikaner. In Amerika soll es viele Landhäuser geben, die mit alten Schindeln einschließlich Moos aus Europa gedeckt sind.«
»Wenn ich ein so herrliches altes Haus hätte, würde ich nichts davon verkaufen, keine einzige Schindel, nicht einmal ein kleines Stückchen Moos«, behauptete Georg voll Überzeugung.
»Hm. Aber manche tun es eben doch«, meinte Dick. »Wenn ihnen nämlich ihr Besitz als Ganzes mehr wert ist als ein paar alte einzelne Schindeln, die Geld einbringen.«
»Der alte Urgroßvater würde nichts verkaufen, wenn es nicht unbedingt sein müsste«, sagte Anne, und damit hatte sie zweifellos recht.
»Es ist schon spät«, stellte Julian schließlich fest. »Und wir haben nicht gefragt, wann es Abendessen gibt. Sollen wir umkehren?«
»Es wird erst um halb acht Uhr gegessen«, sagte Georg. »Ich habe gefragt. Aber wir kehren trotzdem besser um. Wir müssen uns noch waschen, und Anne und ich möchten beim Tischdecken helfen.«
»Gut, also: Kehrt!« kommandierte Julian. »Komm, Tim! Hör auf zu schnüffeln!«
In der Küche war Frau Priller bereits mit den Vorbereitungen des Abendessens beschäftigt. »In einer Minute sind wir da!« rief Anne, während sie nach oben lief, um sich zu waschen. »Wir schälen die Kartoffeln, Frau Priller.«
Da Herr Henning und Junior nicht da waren, verlief das Abendessen sehr fröhlich. Es wurde viel geredet und viel gelacht am Tisch, und nur die Zwillinge waren einsilbig und unnahbar wie gewöhnlich.
Als Schüsseln und Platten fast alle geleert waren, begannen die Kinder zu gähnen, einer nach dem anderen.
»Geht alle ins Bett«, sagte Frau Priller.
»Dann habt ihr morgen richtig ausgeschlafen. Aber macht es nicht wie die Harrys. Sie stehen immer schon um sechs Uhr auf, sie behaupten, sie halten es einfach nicht länger aus im Bett.«
»Und wann steht Junior auf?« fragte Georg grinsend. »Auch um sechs?«
»Oh - meistens nicht vor neun Uhr«, antwortete Frau Priller. »Herr Henning kommt etwa um elf Uhr herunter - er frühstückt nämlich im Bett. Junior auch.«
»W-a-a-a-a-s? Sie wollen doch nicht sagen, dass Sie diesem kleinen faulen Kerl das Frühstück hinaufbringen?« Dick konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen. »Warum ziehen Sie ihn nicht einfach an den Beinen aus dem Bett?«
Frau Priller zuckte die Achseln. »Nun - sie sind zahlende Gäste.«
»Ab morgen bringe ich Junior das Frühstück«, erklärte Georg zu aller Erstaunen. »Mit Tim -und mit großem Vergnügen. Glaubt ihr, dass ich es tue? Wetten wir?«
»Ja, gut, wetten wir!« Dick war sofort einverstanden. »Um mein neues Taschenmesser, das dir so gefällt?«
»Angenommen!« rief Georg.
Frau Priller dagegen schien wenig begeistert zu sein. »Nein, nein, Kinder. Ich kann doch nicht einen Gast den anderen bedienen lassen.«
Doch Georg ließ sich nicht beirren. »Es bleibt dabei: ab morgen bringe ich Junior das Frühstück. Kommen die beiden heute eigentlich nicht zum Essen?«
»Nein«, sagte Frau Priller heiter. »Ich glaube, sie essen in einem Hotel in der Stadt. Wahrscheinlich sind sie das einfache Bauernessen bei uns etwas leid. Hoffentlich kommen sie nicht zu spät. Großvater schließt das Haus gern früh zu.«
Die Kinder waren froh, als der Tisch abgeräumt und das Geschirr gespült war, denn sie waren wirklich sehr, sehr müde. Sie sagten >Gute Nacht<, und dann gingen Dick, Julian und die
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