Fünf Freunde verfolgen die Strandräuber
für einen Augenblick lockerte dieser den Griff. Das genügte. Dick riß sich los und ließ dabei ein Stück seines Hemdes in den Händen des Mannes zurück.
Er rannte den Weg entlang und warf sich in einen Busch.
Dann hörte er Schritte. Leise fluchend ging sein Verfolger an ihm vorüber. Eine Taschenlampe blitzte auf. Ihr Schein huschte über den Boden, erfaßte ihn aber nicht.
Dick wartete, bis die Schritte verhallten, und kroch dann hervor. Langsam schlich er weiter. »Julian«, flüsterte er und schrak zusammen, als eine Stimme direkt über ihm antwortete:
»Hier bin ich. Ist alles in Ordnung?«
Dick sah in die Schwärze eines Baumes, konnte aber nichts entdecken. »Ich habe meine Funzel verloren. Wo bist du, Julian, im Baum?« Eine Hand faßte nach seinem Kopf. »Hier, auf dem untersten Ast. Zuerst hatte ich mich in der Hecke versteckt. Ich mache lieber kein Licht, vielleicht ist der Kerl noch in der Nähe.«
»Er ist den Weg raufgegangen. Beinahe hätte er mir die Schulter ausgerissen. Mein halbes Hemd hat er mitgenommen.
Wer war es nur? Hast du ihn erkannt?«
»Nein.« Julian ließ sich vom Ast gleiten. »Wir müssen die Taschenlampe suchen, sie könnte am Gatter liegen.«
Noch immer wagte Julian nicht, Licht zu machen. Und so war es ein unwahrscheinliches Glück, daß Dick plötzlich auf seine Taschenlampe trat. Voller Erleichterung hob er sie auf.
»Der Kerl kommt zurück«, flüsterte er. »Ich höre den Husten wieder. Was nun?«
»Wir müssen uns verstecken, und dann schleichen wir ihm nach. Der kann ja gar nichts Gutes vorhaben. Das hier ist wichtiger, als zu den Hügeln zu gehen.«
»Also, in die Hecke!« sagte Richa rd. »Au, ich habe mich in die Brennesseln gesetzt.«
Die Schritte kamen näher und näher, und wieder hustete der Mann. »Den Husten kenne ich doch? Wer hustet nur so?«
»Pst«, machte jetzt Julian.
Der Mann hatte jetzt das Gatter erreicht, und die Jungen hörten ihn hinüberklettern. Nach einer kleinen Weile folgten sie ihm. Seine Schritte konnten sie im Gras nun nicht mehr hören, aber der Himmel hatte sich erhellt, und sie sahen, wie sich sein Schatten von ihnen fortbewegte.
Vorsichtig schlichen sie weiter und hielten den Atem an, wenn sie gegen einen Stein stießen oder ein Zweig unter ihren Füßen knackte.
»Er geht auf das Gutshaus zu«, sagte Julian leise, der jetzt die Umrisse der Scheunen gegen den Himmel erkannte. »Glaubst du, daß es einer von den Arbeitern ist?« Der Mann überquerte den Hof, versuchte so wenig Geräusch wie möglich zu machen, ging durch den Küchengarten, und die Jungen folgten atemlos.
Jetzt verschwand er um die Hausecke, ein leises Klicken, die Riegel der Vordertür wurden zugeschoben, und dann war es still.
»Er ist hineingegangen!« sagte Julian fassungslos.
»Weißt du nun, wer es ist?« fragte Dick. »Wir Idioten!
Daß wir es nicht gleich gemerkt haben. An dem Husten hätten wir ihn erkennen müssen, den lieben Herrn Wigand! Kein Wunder, daß der mir beinahe die Schulter ausgekugelt hätte!«
»Herr Wigand?« rief Julian, vor Staunen alle Vorsicht vergessend. »Zum Teufel, was hat der in den Hügeln zu suchen?
Daß das Pferd inzwischen wieder gesund war, hat er doch bestimmt gewußt.«
»Vielleicht macht er nachts gern Spaziergänge«, sagte Dick. »Na, egal, laß uns reingehen. Ich fange an zu frieren.
Ich habe ja nur noch ein halbes Hemd an.«
Sie schoben sich an der Hausmauer entlang bis zur Küchentür. Erleichtert atmeten sie auf, als sie sie noch offen fanden. Sie schlossen hinter sich ab, schlichen die Treppen hinauf und lehnten sich, in ihrem Zimmer angelangt, erschöpft gegen die Tür.
»Sieh dir mal meine Schulter an«, sagte Dick. »Sie tut verflixt weh.«
Julian ließ die Taschenlampe aufleuchten und pfiff leise durch die Zähne. »Donnerwetter, die schillert ja in allen Regenbogenfarben. Der hat nicht gerade sanft zugefaßt!«
»Nicht gerade sanft ist ziemlich gelinde ausgedrückt.« Der arme Dick stöhnte. »Ein sehr erfolgreiches Unternehmen war das heute! Laufen hinter unserem Wirt her und lassen uns beinahe schnappen. Blöde sind wir!«
»Ich wette, es brannte gar kein Licht im Turm«, sagte Julian und stieg ins Bett. »Wir haben bestimmt nicht viel versäumt.
Gute Nacht.«
Befehl vom Gouverneur
Am nächsten Morge n betrachteten die Jungen Herrn Wigand verstohlen. Der aber schien völlig ahnungslos, wen er auf seinen nächtlichen Schleichwegen gegriffen hatte. Wieder hustete er, kurz und trocken,
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