Fünf Hunde im Gepaeck
Stück Papier geschrieben hatte. Außerdem hatte Fleck eine Nummer bekommen, die 51. Jetzt fehlte nur noch jemand, der ihn ausleihen wollte, nur ein Einziger, nur für kurze Zeit, das würde schon genügen.
Aber der Tag verging und wieder kam niemand, der den kleinen Mischling haben wollte. Die anderen Hunde wurden immer unruhiger. Sie wussten sehr wohl, was mit Hunden geschah, die nie aus ihrem Käfig herauskamen. Sie wurden von zwei Männern in braunen Kitteln in eine Transportkiste gesteckt und kehrten nie wieder. Die Hunde konnten es kaum ertragen, wie Fleck seine Schnauze gegen die Gitterstäbe presste und mit seinen ungleichen Augen den Kunden entgegensah, die alle nicht wegen ihm kamen. Er wusste, dass er besser nicht jaulen sollte, aber es fiel ihm schwer. Wann immer sie konnte, kam Kayley vorbei, um ihn zu streicheln, doch während die Minuten verrannen, wurde die Stimmung in Raum A immer angespannter. Und als Queen Tilly anfing zu quietschen, weil ihre Wärmflasche kalt geworden war, vergaßen sich die anderen Hunde und fingen an zu knurren.
Um drei Uhr nachmittags kam Mr Carker mit seinem Klemmbrett herein.
»Anscheinend ist die Nachfrage nach Tottenham-Terriern nicht besonders groß«, sagte er zu dem kleinen Hund. »Wird Zeit, dass wir dich loswerden, du frisst mir ja sonst die Haare vom Kopf.«
Und er sagte Kayley, dass er die Männer von der Hundetransportfirma beauftragt hätte, Fleck ins Tierheim zu bringen.
Dann ging er aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich. Fleck kauerte sich in einer Ecke seines Käfigs zusammen. Er hatte am Ton der Stimme genau verstanden, was Mr Carker meinte. In seinem Leben als Streuner hatte er so etwas oft genug gehört.
Um halb vier hielt draußen auf der Straße ein großer Mercedes und ein Mann stieg aus. An seiner Hand hielt er einen schmächtigen Jungen.
4. Kapitel
Henry trifft eine Wahl
Wichtige Kunden empfing Mr Carker immer erst in seinem Büro, bevor er sie herumführte, und Mr Fenton, der Chef eines bedeutenden Energieunternehmens, war ganz offensichtlich sehr wichtig.
»Sie kennen ja sicher unsere Geschäftsbedingungen«, sagte Mr Carker. »Pro Stunde berechnen wir fünfundzwanzig Pfund und eine Kaution von dreihundert Pfund, die erstattet wird, wenn wir den Hund wohlbehalten zurückbekommen. Und was das Wochenende betrifft, so haben wir da spezielle Tarife …«
»Ja, ja«, unterbrach ihn Mr Fenton schnell. Henry hatte die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut und nicht zugehört. »Gibt es hier jemanden, der meinen Sohn ein wenig herumführen könnte, während wir uns ums Geschäftliche kümmern?«, sagte Mr Fenton leise mit einem vielsagenden Blick auf Henry.
Mr Carker begriff sofort. Er war an Eltern gewöhnt, die ihre Kinder anlogen. Er ging in den Flur und rief nach Kayley.
»Würdest du den jungen Herrn hier herumführen und ihm die Hunde zeigen?«, sagte er, als sie ins Zimmer kam. »Er soll sich einen aussuchen.«
Kayley lächelte Henry an und er lächelte zurück. Was für einen wundervollen Beruf sie hat, dachte er. Und außerdem war sie so hübsch mit ihren wehenden dunklen Haaren und den tiefblauen Augen …
»Ich darf mir aussuchen, welchen ich will«, sagte Henry zu ihr. »Er sollte aber nicht zu alt sein, denn Hunde leben höchstens fünfzehn Jahre, nicht wahr? Wenn er noch jung ist, hab ich ihn bei mir, bis ich erwachsen bin.«
Kayley holte tief Luft. Sie wusste, dass die Hunde nie länger als drei Tage verliehen wurden. Also wurde dieser Junge reingelegt. Das hatte sieschon oft erlebt. »Hast du eine bestimmte Rasse im Sinn?«
Henry schüttelte den Kopf. »Nein, ich will mir die Hunde alle anschauen, den richtigen erkenne ich schon.« Er sah vertrauensvoll zu Kayley auf. »Ich werde es sofort wissen, da bin ich mir ganz sicher.«
»Ja«, sagte Kayley. »Das ist oft so, man spürt es einfach.«
Zuerst führte sie ihn in Raum E auf der Rückseite des Gebäudes und Henry blieb vor einem Basset stehen, der in der Ecke seines Käfigs mächtig schnaufte. Es war ein hübscher Hund und Henry kraulte ihm durch die Gitterstäbe hindurch den Kopf, aber er sagte nichts. Der nächste Hund war der Mastiff mit den schlechten Träumen und Henry hörte mit offenem Mund die Geschichte von dem verschluckten Finger.
»Er hat es inzwischen überwunden, aber die anderen Hunde gehen noch immer sehr vorsichtig mit ihm um, als ob sie es wüssten.«
Diesen Hund musste man einfach gernhaben, doch Henry war ein vernünftiger Junge. Bald waren
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